Fokus auf Anwendungssoftware fuer Netzbetreiber Cap Gemini Sogeti setzt auf deregulierte Telecom-Maerkte

27.05.1994

PARIS - Es sieht nicht gerade rosig aus beim Software- und Service-Anbieter Cap Gemini Sogeti SA (CGS). Trotz oder gerade aufgrund eines erneuten Jahresfehlbetrages (vgl. CW Nr. 18 vom 6. Mai 1994, Seite 67: "Cap Gemini verbucht 1993 429 Millionen Franc Verlust") wollen die Franzosen nun vor allem ihr Engagement in Sachen Telekommunikation verstaerken. Obwohl das Pariser Softwarehaus derzeit erst ein Zehntel seines Gesamtumsatzes von umgerechnet 3,2 Milliarden Mark im TK-Business generiert, gehoert diesem Marktsegment die besondere Aufmerksamkeit der Franzosen. Denn waehrend das Dienstleistungsgeschaeft von CGS 1993 um rund acht Prozent zurueckging, hat die Zusammenarbeit mit europaeischen wie globalen Carriern Hochkonjunktur: CGS konnte hier um bis zu zehn Prozent zulegen.Zwei Faktoren trugen dazu bei: Zum einen tummeln sich neben den klassischen Monopolisten immer mehr private Newcomer am Markt - was das Geschaeft in Form von zusaetzlichem Wettbewerb spuerbar belebt hat. Zum anderen vergeben auch die traditionellen Carrier verstaerkt Software-Entwicklungsauftraege an externe Unternehmen, um sich auf ihr eigentliches Core-Business zu konzentrieren. Immerhin draengen die europaeischen Monopolisten eifriger denn je auch auf die TK-Maerkte der sogenannten Schwellen- beziehungsweise Entwicklungslaender Asiens, Osteuropas und Lateinamerikas - ganz zu schweigen vom magischen Datum 1. Januar 1998, das innerhalb der EU das Ende der nationalen Sprachuebertragungsmonopole bedeutet. Parallel dazu erfordert die Umruestung alter Netzinfrastrukturen auf digitalen, mobilen und faseroptischen Betrieb neben massiven Hardware- auch betraechtliche Software-Investitionen. CGS engagierte sich urspruenglich im TK- Markt als Systemintegrator auf Basis bereits installierter Hardwareplattformen. Die Gruppe war dabei bis dato, so Vizepraesident Philippe Gluntz, im wesentlichen auf den Grosskunden France Telecom angewiesen, der immerhin gut die Haelfte zum Gesamtumsatz im TK-Bereich beitrug; ein Anteil, der mittelfristig aber auf weniger als 30 Prozent reduziert werden soll. Darueber hinaus feilt man bei CGS im Rahmen einer sogenannten Matrix- Organisation an der Entwicklung einer grenzueberschreitenden wie branchenorientierten Strategie.Diese neue Firmenphilosophie wurde bereits in mehr als 300 Softwareloesungen umgesetzt - mit einer Applikationsbandbreite, die sich vom Btx-Dienst (Minitel) ueber die Telefonkarte, das mobile Stadttelefon Bibop bis zu Diensten wie elektronischer Mailbox, Service 130 oder Pay-per-view-Konzepten fuer Kabelfernsehen erstreckt. Dabei wurden Loesungen zunaechst fuer auslaendische Netzbetreiber entwickelt und erst zu einem spaeteren Zeitpunkt auch France Telecom zur Verwendung im franzoesischen Markt angeboten.