In der Datenverarbeitung läuft nicht alles wie geplant

Flops l988: Die Branche mußte Federn lassen

13.01.1989

FRAMINGHAM (IDG) - Symbolische Auszeichnungen für die "größten DV-Mißerfolge in den USA im Jahr 1988" vergab die CW-Schwesterzeitschrift Computerworld zum Jahreswechsel. Auch (und vor allem) in der DV-Welt läuft nicht alles nach Plan - und gibt damit genug Anlaß zur Heiterkeit. Hier die wichtigsten Flops.

Unter dem Motto "Repariere nichts, was nicht kaputt ist", wurde die Fluggesellschaft American Airlines ausgezeichnet. Sie wollte das Reservierungs- und Buchungssystem "Sabre" verbessern, um den Verkauf von Discount-Tickets für nicht ausgebuchte Flüge zu erleichtern. Ein Programmierfehler sorgte jedoch dafür, daß das System nie die korrekte Zahl der noch freien Plätze anzeigte. Die Folgen waren ein Chaos an den American-Airlines-Terminals und ein Verlust von etwa 50 Millionen Dollar für die Fluggesellschaft.

Für "das Software-Update, das nie erschien" ehrte die Computerworld die Lotus Corp.: Kaum eine neue Softwareversion wurde so oft angekündigt wie 1-2-3 Release 3.0 und dann nicht ausgeliefert. Die letzte Nicht-Auslieferung des Pakets wurde dann auch prompt von einem Kurseinbruch der Lotus-Aktien begleitet. Parallel dazu entpuppte sich Lotus-Chef Jim Manzi als der am zweitbesten bezahlte Top-Manager der USA. Ein Teil seines Gehaltes konnte angeblich nur aufgebracht werden, weil das Unternehmen ein größeres Aktienpaket verkaufte, bevor es die schwachen Zahlen veröffentlichte. Die US-Börsenaufsicht untersucht mittlerweile die Machenschaften bei Lotus.

Der Ruhestand dauerte nur sieben Monate

Ausgezeichnet wurde auch John J. Cullinane, der Gründer und Chef von Cullinet Software. Er wollte sich in den Ruhestand zurückziehen und übergab das Unternehmen einem sorgfältig ausgewählten Nachfolger, der sich dann aber scheinbar nicht bewährte: Nach sieben Monaten kehrte Cullinane wieder auf den Chefsessel zurück.

Lediglich eine gute Papierform bescheinigte die Computerworld dem Möchtegern-Supercomputer von Evans and Sutherland. Das Gerät sollte nämlich mittlerweile lieferbar sein, doch kein Chiphersteller war bisher in der Lage, den von Evans and Sullivan entwickelten Prozessor zu bauen.

Flop im PC-Markt: Mehr als 20 000 OS/2-Käufer blieben im vergangenen Jahr auf dem Trockenen sitzen, nachdem mehrere Softwarehersteller zunächst die Auslieferung von OS/2-Programmen angekündigt hatten, dann aber still und leise ihre Ankündigungen wieder zurücknahmen.

Auch DEC kam nicht ungeschoren davon. Die Computerworld erinnerte daran, daß daß Unternehmen die Ergebnisse eines Benchmark-Tests veröffentlicht hat, nach dem DEC-Systeme den Rechnern von IBM und Tandem haushoch überlegen waren. Bis Oktober wollte DEC eine ausführliche Dokumentation der Benchmarks veröffentlichen und die Tests unter neutraler Aufsicht wiederholen. Die Branche wartet immer noch.