Blick an die Nasdaq

Flextronics: In der Kostenspirale

25.05.2001
Markus Lindermayr*

Unbestätigten Gerüchten zufolge interessiert sich Lucent Technologies für den Verkauf von zwei Produktionsstätten an Flextronics International. Solche Nachrichten dokumentieren eine Entwicklung, die schon länger zu beobachten ist: Technologiekonzerne sehen sich immer weniger in der Lage, Produkte, die sie vertreiben, kostengünstig herzustellen. Die vorwiegend arbeitsintensiven Montagearbeiten können in den klassischen Industrieländern kaum mehr kostendeckend verrichtet werden.

Mittelfristig dürfte sich die Produktion weiter in asiatische Länder verlagern. Bisher hat die in Singapur ansässige Flextronics für Kunden wie Nokia, Compaq, Hewlett-Packard, Palm und Philips in Singapur profitabel produziert, doch die Monatslöhne von Fließbandarbeitern in Singapur zwischen 1200 und 1500 Dollar veranlassen das Unternehmen, nach Malaysia oder China auszuweichen, wo das Lohnniveau nur ein Zehntel bis ein Viertel dessen beträgt. Die dadurch ermöglichte Senkung der Lohnkosten bringt jedoch nur kurzfristige Vorteile für die Manufakturen. Die Kunden werden ihre Verhandlungsmacht nutzen, die Marge wieder auf die üblichen vier Prozent drücken und letztlich von niedrigeren Preisen profitieren. Ob Computerlaufwerke, Flachbildschirme, Videokameras oder Handys: Sobald elektronische Produkte ausgereift sind und der Preisaspekt überwiegt, muss die Produktion aus den Hochlohnländern verlagert werden. Dieser Trend wird dazu beitragen, dass das Auftragsvolumen von Flextronics weiter wächst. Mit fallenden Stückkosten sinken jedoch die Stückumsätze und ergeben mit schrumpfenden Margen eine unterproportionale Gewinnentwicklung.

*Markus Lindermayr, Stephan Hornung und Christian Struck sind Analysten der CMW GmbH in München. Die hier veröffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir für vertrauenswürdig und zuverlässig halten. Trotz sorgfältiger Quellenauswahl und -auswertung können wir für Vollständigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit übernehmen, als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz Haftung begründen. Jede darüber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Für Angaben Dritter übernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch stärkere Kursschwankungen gekennzeichnet.