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Finanzinvestor Terra Firma will Musikkonzern EMI übernehmen

22.05.2007
Der Finanzinvestor Terra Firma will den kriselnden britischen Musikkonzern EMI übernehmen, der tief in die roten Zahlen geraten ist.

Das Angebot bewerte EMI mit etwa 2,4 Milliarden Pfund auf Aktien-Basis, teilte das Unternehmen am Montag in London mit. Für das Ende März abgelaufene Geschäftsjahr erlitt EMI einen Riesenverlust von 288,5 Millionen Pfund (umgerechnet 422 Millionen Euro). Der Umsatz fiel vor allem wegen schwacher CD-Verkäufe um 15,8 Prozent auf 1,75 Milliarden Pfund. EMI hat Künstler wie Robbie Williams, Norah Jones oder Herbert Grönemeyer unter Vertrag.

Terra Firma bietet 265 Pence je EMI-Aktie, während der Kurs des Papiers am Montag um 7,55 Prozent auf 267 Pence zulegte. Die Führungsgremien des Musikkonzerns empfahlen die Annahme des Angebots. Die Anteilseigener müssen einem Verkauf noch zustimmen.

EMI-Chairman John Gildersleeve sagte, es habe mehrere Angebote gegeben, das von Terra Firma sei aber das "attraktivste" gewesen. Es gebe dabei keine regulatorischen Unsicherheiten. Terra-Firma-Chef Guy Hands sagte, das Geschäft würde es dem Musikkonzern ermöglichen, seine führende Position mit dem Online-Geschäft auszubauen.

Das EMI-Geschäft im vergangenen Geschäftsjahr lief enttäuschend. Vor Steuern fiel nun ein Verlust von 263,6 Millionen Pfund nach 118,1 Millionen Gewinn ein Jahr zuvor an. Der Rückfluss nicht verkaufter CDs aus dem Handel sei so hoch wie noch nie gewesen, räumte EMI ein. Unter anderem das neueste Album von Robbie Williams hatte sich nach Brancheninformationen viel schlechter als erwartet verkauft. Im Geschäftsjahr davor hatte es noch einen Gewinn von 86,1 Millionen Pfund gegeben.

Die so genannten digitalen Umsätze mit Musik übers Internet und per Handy stiegen unterdessen um 46,5 Prozent auf 164,4 Millionen Pfund und machen nun 9,4 Prozent des Geschäfts aus. Um das Online-Geschäft zu forcieren, bietet EMI verstärkt Songs ohne Kopierschutz an und geht damit auf Konfrontationskurs mit den anderen Großkonzernen Universal Music, Sony BMG und Warner Music.

EMI hatte erst im Februar eine neue Übernahmeanfrage des US-Konkurrenten Warner Music erhalten. EMI kämpft mit schweren Problemen und musste seit Jahresbeginn bereits zwei Mal die Prognosen senken. EMI und die Warner Music Group haben seit Anfang des Jahrzehnts schon mindestens drei Mal versucht, zu fusionieren. Zuletzt hatten sie im Juli 2006 wegen Kartellbedenken auf ein Zusammengehen verzichtet.

EMI hatte im vergangenen Jahr ein Übernahmeangebot des Finanzinvestors Permira abgelehnt, weil der Musikkonzern mit dem Preis nicht zufrieden war. Damals war spekuliert worden, der Preis liege bei rund zwei Milliarden Pfund (knapp drei Milliarden Euro). (dpa/tc)