Filmriß bei Kodak?

11.08.1989

Eine kleine Gruppe von IBMern kann künftig auf erstaunliches Verständnis im DV-Bereich und in den Fachbereichen eines großen Anwenderunternehmens zählen: Es sind die Mitarbeiter des Kodak-Rechenzentrums, das jetzt in die Hände der IBM überging (CW Nr. 32 vom 4. August 1989, Seite 8: "Kodak geht Rechenzentrumsehe mit IBM ein"). Das Schicksal, bei irgendeinem DV-Service-Unternehmen zu landen, das womöglich auch noch in Konkurrenz zu IBM steht (igitt), bleibt ihnen erspart.

So sehr das also auch ein "Trauerwein"-Thema ist ("Ja zu Kodak", Seite 8), bleibt doch festzuhalten, daß hier von den Kodak-Managern sehr dünnes Eis betreten wird. Darüber kann selbst die brillanteste PR nicht hinwegtäuschen. Die Kodak-Leute machen das zum Teil ja sehr geschickt. Da wird mit PC-Dezentralisierungsthesen argumentiert, daß Mainframe-Cholerikern die Luft wegbleibt. Daß Downsizing und Distributed Processing seit 15 Jahren Business-as-usual-Aufgaben sind: geschenkt.

Als Grund für die RZ-Auslagerung allgemeine Sparmaßnahmen anzugeben, wie das die Kodak-Organisatoren auch getan haben, ist so unverfänglich wie nichtssagend. Mit der General-Motors-Tochter EDS war man eh im Geschäft. Na gut, mag man dagegenhalten, das spricht nicht gegen IBM. Schon wahr, aber da gibt es eben doch einen Unterschied: Bei Kodak sitzen jetzt IBMer als Vertreter des strategisch wichtigen DV-Bereiches im Topmanagement und bestimmen mit, wie es bei dem Filmgiganten weitergeht. Schlimmer noch: Eine Kontrolle der DV ist nicht mehr gewährleistet. Das heißt: Kodak ist in gewisser Weise von IBM abhängig. Wir unterstellen mal, um einen Fehlalarm zu vermeiden, das Kodak-Management will es so. Da kann man nur sagen: Nichts für ungut, Frau Marktwirtschaft!