Fiducia migriert Banken-IT auf Java

04.07.2007
Die Volksbanken und Raiffeisenbanken nutzen ein einheitliches Kernsystem.

Seit dem 25. Juni 2007 arbeiten alle 840 von der Fiducia betreuten Finanzinstitute auf einem einheitlichen Kernbankensystem. Damit sei eines der größten Migrationsprojekte in der Finanzdienstleistungsbranche erfolgreich abgeschlossen, erklärten die PR-Beauftragten des Karlsruher IT-Dienstleisters. Im Rahmen der "Mammutmigration" habe man vier unterschiedliche Bankensysteme abgelöst, die zuvor in den Partnerunternehmen liefen. Ziel des Vorhabens war eine einheitliche IT-Landschaft in den Banken und im Rechenzentrum.

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Während des Migrationszeitraums von 2003 bis 2007 wurden in den 840 Geldinstituten mehr als 100 000 Arbeitsplätze und rund 23 000 Selbstbedienungsgeräte umgerüstet. "Agree" sei damit eines der am meisten eingesetzten Kernbankensysteme in Deutschland, wirbt der Dienstleister. Bis zu acht Banken migrierte Fiducia parallel auf das neue System; im Rahmen der Umstellung schulten die Experten mehr als 20 000 Mitarbeiter.

Bei Agree handelt es sich um ein Java-basierendes Retail-Bankensystem für das Universal- und das Direktgeschäft. Der Schwerpunkt liegt auf der Vertriebs- und der Prozesssteuerung. Mit dem Agree Bankarbeitsplatz (BAP) nutzen alle Mitarbeiter eine einheitliche Benutzeroberfläche, in der Funktionen und Anwendungen integriert sind.

Aus technischer Sicht setzt Agree auf dem Java Banking Framework (JBF) auf. Dahinter verbirgt sich ein Modernisierungsprojekt für die Core-Banking-Systeme, das die Fiducia bereits Ende 1998 anstieß. Mit dem ambitionierten Vorhaben setzten die Spezialisten auch einige Grundprinzipien Service-orientierter Architekturen (SOA) um, wie Fiducia-Vorstand Klaus-Peter Bruns im Gespräch mit der computerwoche erläuterte. Ausgangspunkt des Vorhabens waren demnach fachliche Domänen wie beispielsweise der Zahlungsverkehr, die im Fiducia-Jargon "Bündel" heißen. In diesen Domänen finden sich so genannte CBX-Module, sprich fachliche Services auf Basis des JBF-Frameworks, die sich mehrfach verwenden lassen.

Auch die Sparkassen setzen beim Ablösen ihrer Altanwendungen auf SOA-Konzepte. Im Jahr 1999 begann die Vorgängerorganistion der Sparkassen In-formatik damit, ein Kernbankensystem für die Sparkassen-Finanzgruppe neu zu entwickeln. Inzwischen verwenden 229 Sparkassen mit 125 000 Benutzern das so entstandene System "OSPlus". Im Gegensatz zur Fiducia entwickelte der IT-Dienstleister die fachlichen Services komplett in der schon seit Jahrzehnten verwendeten Programmiersprache Cobol. Deren Funktionen sind als Web-Services gekapselt und stehen Nutzern über das ebenfalls eigenentwickelte "OSPlus Portal" zur Verfügung. Lediglich für das Portal und die Präsentationsschicht der Architektur setzte das Team auf Java-Anwendungen. (wh)