Studie von ABI Research

Femtocell-Technologie vor europaweitem Durchbruch?

25.06.2008
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Laut einer aktuellen Studie wollen 40 Prozent aller europäischen Mobilfunk- und Internet-Nutzer in den kommenden zwölf Monaten Femtocell-Dienste in Anspruch nehmen.

Wenngleich die meisten Nutzer mit dem Begriff Femtocells - kleine UMTS-Basisstationen für private Haushalte - noch nichts anfangen können, scheint viele das Konzept zu überzeugen. Das ergab zumindest eine europaweite Umfrage des Marktforschungsinstituts ABI Research im Auftrag des (Femtocell)-Herstellers Motorola. So wollen 40 Prozent der Befragten in den kommenden zwölf Monaten die Technologie einführen. Besonders Vorzüge wie die höhere Mobilabdeckung in Innenräumen, eine verbesserte Anrufqualität und geringere Telefongebühren für Gespräche von zu Hause aus sind Gründe für das steigende Interesse der Verbraucher. Dennoch besteht bei über drei Vierteln der Umfrageteilnehmer noch Informationsbedarf über die Femtocell-Technologie.

Kein Toaster mit Antenne, sondern eine Femtocell - hier vom Hersteller Samsung
Kein Toaster mit Antenne, sondern eine Femtocell - hier vom Hersteller Samsung
Foto: Sprint

Im Rahmen der Studie wurden über 1800 Mobilfunk- und Internet-Nutzer in sechs Ländern befragt. Der europäische Vergleich zeigt, dass die meisten "Early Adopters" der Femtocell-Technologie aus Polen kommen. Dort wollen 67 Prozent der Befragten einen entsprechenden Service nutzen. Dahinter folgen Spanien (62 Prozent), Italien (61 Prozent), Frankreich und Großbritannien (beide mit 34 Prozent) sowie Deutschland (33 Prozent).

Die Studie zeigt außerdem, dass Femtocells die traditionelle Telefonnutzung verändern werden. So wollen 41 Prozent der befragten polnischen Verbraucher ihre Mobiltelefone mit der Femtocell-Technologie künftig häufiger zu Hause nutzen. Ähnlich sahen dies auch die spanischen Teilnehmer (40 Prozent). Zudem werden Femtocells der Umfrage zufolge als ein weiteres Medium gesehen, welches von allen Familienmitgliedern genutzt wird. So waren 51 Prozent der Befragten außerordentlich oder sehr interessiert an einem Familienmodell für die Nutzung der Femtozelle.

Solange Femtocells nur von Dienstleistern mit lizenzierten Bandbreiten betrieben werden dürfen, wollen 54 Prozent der Umfrageteilnehmer ihre Femtozelle von ihrem bisherigen Breitbandanbieter beziehen. Femtocells könnten somit das Portfolio vorhandener Breitbanddienste erweitern. Darüber hinaus war über ein Drittel der Befragten an einem gebündelten Kommunikationsdienst mit Femtozellen interessiert. Davon würden vor allem integrierte Netzbetreiber profitieren, die sowohl Mobilfunk- wie auch Breitbanddienste anbieten.

Die verstärkte Nutzung vieler verschiedener Geräte im Heimbereich macht die große Bedeutung von "Plug and Play" für die Benutzerfreundlichkeit umso deutlicher. Die Studie zeigt, dass Verbraucher eher Femtocells nutzen würden, wenn sie sich nicht um deren Konfiguration kümmern müssten. Dies unterstreicht die Wichtigkeit von selbstkonfigurierenden Femtocell-Funktionen in Kombination mit den Versorgungs- und Managementsystemen der Netzbetreiber. Da die Heimsysteme immer komplexer werden, erwarten Nutzer, dass die Ausrüstung sofort "Out-of-the-Box" funktioniert.

Stuart Carlaw, Vice President für den Mobile-Wireless-Bereich bei ABI Research, erklärt: "Das Interesse an den Femtocells bezieht sich nicht nur auf die Bereitstellung von Sprachdiensten. Die Umfrage zeigt, dass die Femtocell-Technologie die Chance bietet, das Mobiltelefon in das Heimnetzwerkkonzept einzubinden und damit anspruchsvolle Multimedia- sowie Sprachdienste gleichermaßen zu nutzen. Anbieter und Netzbetreiber sollten diese Entwicklung so früh wie möglich erkennen, um passende Produkt- und Servicepakete zu schnüren." (mb)