Steigender DV-Einsatz in den Unternehmen erfordert Ausfallsicherheit

Fehlertolerante Systeme gewinnen an Bedeutung

02.03.1984

Mit der steigenden DV-Abhängigkeit moderner Unternehmen gewinnen fehlertolerante Computersysteme zunehmend an Bedeutung. Auch fallende Preise für die Hardware machen diese ausstattungsintensiven Rechenanlagen für immer mehr Applikationen interessant. In der Bundesrepublik werden derzeit ausfallsichere Konfigurationen nur von den drei Unternehmen Tandem, Nixdorf und Olivetti angeboten. Doch die jüngsten Neuankündigungen anderer Hersteller lassen erkennen, daß die Branche die wachsende Bedeutung fehlertoleranter Architekturen erkannt hat.

Fehlertolerante Systeme müssen so konzipiert sein, daß bei Ausfall einzelner Komponenten wie Zentraleinheit, Plattenstation oder Steuereinheit ein weiterer störungsfreier Lauf der EDV-Anlage gewährleistet ist. Daher muß das System in sich aufgebaut sein. Jeder Baustein der Anlage weist deshalb ein "Backup" auf, so daß bei Ausfall einer Komponente deren Aufgabe ohne Verzögerung, automatisch und ohne Datenverlust von einer zweiten übernommen wird. Darüber hinaus muß der Fehler durch das System selbständig erkannt und isoliert werden.

Alle Parts sollten dennoch ausreichend voneinander getrennt sein, damit sich ein Mangel nicht in den Backup-Komponenten fortpflanzen kann. Ein ausfallsicheres System soll sich nach der Fehlererkennung selbst rekonfigurieren. Die Funktionen der fehlerhaften Komponenten sollten auf anderen Einheiten umorganisiert und die fehlerhaften Teile nach der Korrektur wieder in Betrieb genommen und mit dem aktuellen Status versorgt werden.

Fehlertolerante Computer tauchten erstmals 1976 mit den Nonstop-Systemen von Tandem auf dem kommerziellen Markt auf. Im Jahr 1981 bemühte sich mit Stratus der erste von mehreren US-Anbietern um diesen Bereich. Sie erlangten jedoch nur geringe Marktbedeutung. In der Bundesrepublik werden ausfallsichere Rechneranlagen derzeit von Tandem, Nixdorf und Olivetti angeboten. Doch auch andere Hersteller wie IBM, DEC oder HP zeigen mit ihren jüngsten Ankündigungen Interesse an diesem Marktsegment.

So hat IBM verschiedene Erweiterungen für die 8100 und die Serie/1 auf den Markt gebracht, die die Verfügbarkeit dieser Systeme erhöhen. Beispielsweise können bis zu 6 Rechner der Serie/1 unter einer Kopie des Betriebssystems miteinander verbunden werden.

Jede Station kann dabei eigene Tasks bearbeiten, als Backup dienen oder auch beide Funktionen in Kombination wahrnehmen. Auf die angeschlossenen Peripheriegeräte greifen alle Rechner zu. Das Betriebssystem unterstützt dabei gespiegelte Platten.

Eine ähnliche Tendenz ist bei dem Modell 8150 B zu erkennen. Durch doppelte Prozessoren, Speicherbereiche und I/O-Busse bietet dieses System eine erhöhte Verfügbarkeit. Auch hier unterstützt das Betriebssystem gespiegelte Platten.

Beide Konzepte sind jedoch nicht vollständig ausfallsicher, da nicht alle wesentlichen Komponenten ein Backup aufweisen, auf das bei Störungen automatisch umgeschaltet wird.

Bei den 4300-Modellen bietet IBM Duplex-Lösungen an, die verschieden konfiguriert werden können. Gekoppelt sind die Rechner über einen gemeinsamen Plattencontroller. Eine automatische Funktionsübernahme zwischen den Rechnern ist jedoch nicht möglich. Ferner kann unter bestimmten Umständen ein Datenverlust beim Umschalten auftreten. Ähnliche Konzepte haben auch Univac und Honeywell Bull in ihrer Produktreihe.

Die Ankündigung des VAX-Clusters durch DEC zeigt, daß auch dieser Hersteller sich in Richtung fehlertoleranter Systeme entwickelt. Die Konfigurationsmöglichkeiten erlauben künftig den Zusammenschluß von bis zu 16 VAX-Rechnern. Dabei stellt eine Cluster-weite Verteilung der Betriebsmittel und Softwaretools Datenintegrität sicher und gewährleistet eine höhere Verfügbarkeit.

Das gegenwärtige Release bietet noch keine vollständige Ausfallsicherheit. Dies soll jedoch durch die nächsten Realeases des Betriebssystems VMS erreicht werden.

Hewlett-Packard bietet unter dem Realtime-Betriebssystem RTE ein HP-1000-System für industrielle Anwendungen an, das im Hot-Standby-Betrieb läuft. Mit DataSafe 1000 steht Software zur Verfügung, die gespiegelte Laufwerke unterstützt. Ein ausfallsicheres System will auch NCR entwickeln. Basis wird der hauseigene 32-Bit-Chip sein.