Indien hofft auf Verdreifachung der Softwareexporte, aber:

Fehlendes Marketing blockiert Erfolge

17.03.1989

BOMBAY (CW) - Auf einen Boom im Bereich der Softwareexporte hofft die indische Regierung. Der Exportumsatz soll von derzeit rund 60 Millionen Dollar auf über 200 Millionen Dollar im nächsten Jahr steigen. Grund für den Optimismus: die Kapazitätsprobleme westlicher Softwarehersteller.

Indiens Softwareindustrie profitiert bei diesem Vorhaben von gleich zwei Vorteilen. Auf der einen Seite sind die Informatiker des Subkontinents sehr gut ausgebildet und fast grundsätzlich des Englischen mächtig, auf der anderen Seite drücken niedrige Lohnkosten die Projektaufwendungen. Sie belaufen sich dort, so wurde auf der CeBIT verdeutlicht, auf ungefähr zehn Prozent der Kosten in den Industriestaaten.

Aus diesen Gründen finden die indischen Softwarehäuser bereits jetzt im internationalen Bereich vor allem dort ihre Kunden, wo temporäre Entwicklungsarbeiten anstehen, der eigene Personalstamm aber nicht vergrößert werden soll.

Die Vorteile, die der indische Markt bietet, werden aber auch von westlichen Unternehmen erkannt, die neuerdings in zunehmendem Maße Kooperationen mit indischen Manufakturen eingehen.

So arbeitet beispielsweise die Banque Indo-Suez aus Frankreich mit Tata-Unisys, einer Tochter des indischen Industriegiganten Tata und der amerikanischen Unisys, zusammen. British Telecom hat sich mit Mahindra & Mahindra liiert, und Citicorp errichtete eine eigene Niederlassung.

Doch tun sich bereits Probleme auf: Viele der Arbeiten, mit denen indische Softwaremanufakturen ihr Geld verdienen, sind zwar als Projekte deklariert, fallen jedoch zu leicht in die Sparte des "Body shopping". Einige Länder haben deshalb schon die Einwanderungsbestimmungen für indische Techniker verschärft, da diese häufig nicht in ihr Heimatland zurückkehren.

Dennoch unterstützt die indische Regierung diesen Markt gezielt. Der Import von Softwaretools ist sehr vereinfacht worden und der Devisentausch wird genehmigt, wenn die Unternehmen einen Export garantieren, der der dreifachen Tauschsumme entspricht. Aber eines der großen Probleme für einen prosperierenden Einstieg in größere Marktaktivitäten liegt in den Unternehmen selbst begründet: Die meisten der Softwarehäuser sind nicht in der Lage, ein internationales Marketing aufzubauen, das sich um Aufträge bemüht, die dann innerhalb der Landesgrenzen ausgeführt werden können.