Browning stieg jetzt auf Datenverarbeitung vor Ort um:

Externe DV machte Lager unübersichtlich

03.08.1984

MÜNCHEN - Lehrgeld zahlen mußte die Browning GmbH, Großhandelsfirma für Sportartikel, nachdem sie ihre erste DV-Anlage angeschafft hatte. Schon bald stellte sich heraus, daß die eingekaufte Software zur Fakturierung und Lagerhaltung bei vielen Problesstellungen buchstäblich nicht bis drei zählen konnte. Das System hatte aber noch einen weiteren Haken: Browning konnte seine Daten für die Finanzbuchhaltung nicht vor Ort auswerten. sondern mußte sie per Diskette an seine Computervertriebsgesellschaft in Frankfurt schicken. Mit der zweiten DV-lnstallation von Nixdorf, Anfang dieses Jabres "angemietet", fährt das Unternehmen eigenen Angaben zufolge wesentlich besser. Alle Verarbeitungen finden jetzt bei der Firma selbst statt, das System läßt sich leichter bedienen und die Software hat ein paar "Hirnwindungen" mehr.

"Ohne die elektronische Datenverarbeitung müßten wir sicherlich sechs bis acht Mitarbeiter mehr beschäftigen", sagt der DV-Fachmann Franz Türk von der Großhandelsfirma Browning. "Und einen Computer kann man, wenn man nicht mehr damit zufrieden ist, einfach wieder abschaffen. Mit einem Menschen ist das nicht so einfach möglich."

Franz Türk spricht aus Erfahrung, denn sein Unternehmen warf die erste DV-Anlage nach kürzester Zeit wieder über Bord. Das zunächst installierte System 330/3 des 1982 gegründeten Unternehmens Browning stammte von der Frankfurter RheinMain-Rechenzentrum GmbH und Co. KG (RM). Die Konfiguration bestand aus einem Computer, einem Terminal mit Eingabetastatur und einem Drucker. Vor Ort wurde mit DV die Fakturierung, die Lagerverwaltung und die Kunden- beziehungsweise Artikelstammführung durchgeführt.

Finanzbuchhaltung aüßer Haus

In der Finanzbuchhaltung hingegen konnte bei Browning nur die Erfassung der notwendigen Angaben stattfinden. Einsal im Monat wurden dann diese Daten per Diskette an das RM in Frankfurt geschickt. Im Hinblick auf dieses DV-Konzept singt Türk ein Klagelied: "Hard- und Software waren nicht ausgereift. Bei vielen Arbeiten stieg das System einfach aus oder reagierte falsch."

So habe es mit der Lagerwirtschaft ständig im argen gelegen, weil die Software beispielsweise abfakturierte Waren als Minusbestände auswies, obwohl diese schon verkauft gewesen seien. Kurzum, der Computer habe aus einem Inventur- oder Lagerbestand keine Kosten machen können.

Disketten blieben bei der Kopie stehen

Da die Firma mit der Finanzbuchhaltung durch den Datenaustausch nicht ständig auf dem laufenden war, wurden in diesem Bereich anfallende Auswertungen häufig doch manuell erledigt. Last, not least brachte bei dem alten System auch die Datensicherung Probleme mit sich. Franz Türk: "Es dauerte jeden Abend 15 bis 20 Minuten, um unsere drei Disketten zu kopieren. Des öfteren kam es auch vor, daß die Disketten stehenblieben."

Trotz der vielen Nachteile wollte die Vertriebsgesellschaft vorübergehend eine Online-Verbindung zum Rhein-Main-Rechenzentrum herstellen. Da sich aber die Fehlleistungen der Anlage häuften, entschlossen sich die Münchner schließlich zur Anschaffung eines ganz neuen Systems. Dabei fiel die Wahl auf Nixdorf, weil der Geschäftsführer von Browning, zuvor beim Sporthaus "Head" tätig, mit der dort aufgestellten DV-Anlage dieses Computerherstellers gute Erfahrungen machte. Hinzu kam, daß die ebenfalls im Besitz eines Nixdorf-Systems befindliche französische Browning-Tochter sich zufrieden über ihre Hard- und Software außerte.

Die nun Anfang dieses Jahres in Betrieb genommene Installation mit einer Zentraleinheit, zwei Daten sichtgeräten, einem Drucker und der Comet-Software wird heute bei Browning von insgesamt fünf Angestellten bedient. Sie übernimmt bei der Firma jetzt vor Ort die ganze Fakturierung beziehungsweise Auftragsabwicklung und die Lagerbestandsführung. Nur die Lieferscheinschreibung erfolgt im Moment noch manuell. Über die bisherigen Erfahrungen mit der Nixdorf-Software sagt Türk: "Comet funktioniert. Während der letzten zwei Monate ist das Programm kein einziges Mal mehr hängengeblieben." Am Anfang seien zwar Schwierigkeiten aufgetreten, aber das hauptsächlich nur deshalb, weil alle Grunddaten neu eingegeben werden mußten.

Für den Fall des Falles ist Browning aber gewappnet: Per Akustikkoppler läßt das Unternehmen fernwarten.

Zur Einstimmung auf tas neue System besuchten die fünf Mitarbeiter des Unternehmens eine einwöchige Schulung von Nixdorf, die laut Türk alle notwendigen Kenntnisse vermittelt hat. Außerdem schaffte sich Browning zur Vertiefung in die, "Materie" eine Reihe von Nixdorf-Handbüchern an.

Neben dem bedienerfreundlichen Menü der Programme zeigt sich das Unternehmen über die erweiterten Anwendungsmöglichkeiten zufrieden. Dazu gehören die automatische Rabattberechnung bei Debitoren, die Einbeziehung von Portokosten bei der Rechnungsschreibung, die Möglichkeit, Vertreterprovisionen abzurechnen und die Fähigkeit des Systems, den Einkäufer einmal als nichtzahlenden Kunden und einmal als Mitglied einer Einkaufsgenossenschaft zu identifizieren. Diese speziellen Probleme vermochte das EDV-Vorgängermodell nicht zu lösen. Bei der Auftragsentwicklung kommt es laut Türk ferner erleichternd hinzu, daß es zur Wiederauffindung eines Kunden genügt, über densogenannten Match-Code nur seinen Namen einzugeben. Und was die Finanzbuchhaltung betreffe, so stellten die Wechselbuchhaltung, der automatische Zahlungsverkehr und der Abruf des Saldos beim jeweiligen Kunden neue Anwendungsvarianten dar.

Da Browning ständig alle wichtigen Daten wie Lagerbestände Warenein- sowie -ausgänge und der Stand der Auftragsabwicklung bei einem Kunden zur Verfügung stehen, lassen sich den Angaben des Unternehmens zufolge Fehlkalkulationen, Warenüberschüsse und die damit verbundenen höheren Zinsen sowie Verzögerungen bei der Lieferung leichter vermeiden beziehungsweise reduzieren. Um wieviel Prozent sich die Produktivität der Firma durch den Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung genau steigert, kann Franz Türk allerdings nicht sagen.

Obwohl die Browning Vertriebsecsellschaft insgesant des Lobes von über Nixdorf ist, läßt sie den Hersteller doch nicht ganz ungeschoren. Die Preise für das Leasing seien zwar akzeptabel, aber Zubehörteile wie Druckerpapier, Farbbünder oder Druckertische "muß man ja schließlich auch von Nixdorf nehmen, weil sonst die Wartung nicht anstandslos übernommen wird und bei diesen Dingen ist die Firma unverschämt teuer".