Heftige Ausstellerkritik am Veranstalter

Exponet'92 : Gutes Messekonzept erhält einen faden Beigeschmack

11.12.1992

FRANKFURT/M. (gh) - Kleinere Fachausstellungen mit begleitendem Kongreß haben Hochkonjunktur beim messemüden Fachpublikum - so das Fazit der Initiatoren der Exponet'92. Auch die Aussteller zogen, wie schon im Vorjahr, eine weitgehend positive Bilanz des Networking Events in Frankfurt. Für handfesten Krach hinter den Kulissen sorgten jedoch zum Teil ungewöhnliche Marketing-Methoden des Veranstalters.

Auf einem "Erfolgssprung von der Premiere 1991 zum beachtetsten Herbst-Messetermin des Jahres 1992" sieht die in Starnberg ansässige DC Deutsche Congress Gesellschaft mbH die von ihr initiierte und betreute Exponet. Die vor drei Jahren aus einer einen ISDN-Kongreß begleitenden Fachausstellung entstandene Veranstaltung verzeichnete diesmal nach Angaben des Veranstalters fast 200 Aussteller auf 15 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Mit rund 16 000 Besuchern lag darüber hinaus die Resonanz beim Fachpublikum weit über der Marke von 1991.

"Unsere Zielgruppe ist der qualifizierte Besucher, der sich im Vorfeld als fach- und sachkundig ausweisen muß", umriß DC-Geschäftsführer Nikolaus Bauer seine Messestrategie. Der Trend gehe eindeutig in Richtung mehr fachliche Kompetenz und deren Umsetzung in ein entsprechendes Veranstaltungskonzept. Dies dokumentiere sich in einer zunehmenden "Abkehr von übertriebenen Selbstdarstellungs-Mammutschauen", zu deren Inbegriff Veranstaltungen wie die CeBIT mittlerweile geworden seien. Der Markt verlange und honoriere zunehmend die Kombination von fachbezogener Ausstellung und Kongreß, die "eine hohe Zahl kompetenter und entscheidungsbefugter I + K-Manager" anspreche.

Nicht besonders angesprochen von der Exponet zeigte sich indes nach einmaligem Gastspiel Peter Söll, Geschäftsführer der NCP Engineering GmbH. Grund: "Unprofessionelles und schlichtweg unseriöses Gebahren seitens des Veranstalters".

Bereits 1991 habe die DC, so Söll, einen Kongreßbeitrag seines Unternehmens aus dem Programm gekippt und obendrein noch erklären lassen, die Absage sei vom Referenten ausgegangen. "Mit mehr als gemischten Gefühlen" sei man daher heuer auch als Aussteller auf die Messe gegangen.

Rund 5000 Einladungen hatten die ISDN-Connectivity-Spezialisten für die Exponet verschickt, mit dem Ergebnis, daß der Stand "brechend von war". Inwieweit dies aber als Messeerfolg zu werten sei, müsse erst noch geprüft werden. Nicht mehr erwägen werden die Nürnberger hingegen aller Voraussicht nach ein Exponet-Engagement für 1993. Nachdem bereits bei der Organisation im Vorfeld der Messe seitens der DC "einiges danebenging" und der eigene Kongreßbeitrag wiederum kurzerhand verschoben wurde, ist für die Nürnberger eine Zusammenarbeit mit dem Exponet-Veranstalter vorerst kein Thema mehr. "Man kann mit gestandenen DV-Herstellern nicht wie mit einem Budenbesitzer auf dem Nürnberger Christkindlmarkt umspringen", machte NCP-Chef Söll seinem Unmut Luft.

"Eine eigenartige Organisation" attestiert der DC - zumindest in puncto Kongreßplanung - auch Ernst Hirschmugl, zuständig für das Product

Management Hicom 300 innerhalb des Bereiches Private Kommunikationsnetze bei der Siemens AG. Auch ihm war im vergangenen Jahr übel mitgespielt worden, als sein ISDN-Referat kurzfristig nicht im Rahmen des eigentlichen Kongreßpanels plaziert wurde und er sich zunächst im "familiären Kreis mit drei besetzten Stühlen" wiederfand.

Nachdem heuer seitens des Veranstalters klar zum Ausdruck gebracht wurde, daß "die Möglichkeit eines Vortrages nur mit einem gleichzeitigen Beitrag als Aussteller gegeben sei", habe sich sein Unternehmsbereich, so Hirschmugl, zur Messeteilnahme entschlossen unter der Bedingung, "daß der eigene Beitrag zum Kongreß nicht in der Besenkammer, sondern vor dem gleichen Forum, das auch den anderen Herstellern zur Verfügung steht", stattfinde.

Einen Monat vor Messebeginn kam dann jedoch aus Starnberg die mündliche Absage mit der Begründung, daß man - wenn überhaupt - als Kongreßreferenten nur jemanden aus der Vorstandsetage akzeptiere. Konsequenz für den Siemensianer: "Unsere Abteilung wird die Exponet im nächsten Jahr weder mit einem Ausstellungs- noch mit einem Kongreßbeitrag beschicken."

Klagen dieser Art waren kein Einzelfall, wenngleich viele Aussteller zu einem offiziellen Statement nicht bereit waren - zu wichtig ist der Frankfurter Event offensichtlich bereits für manche geworden. Während die Besucherresonanz bei den diesjährigen Kongressen "ISDN'92", "Cabling Conference 92", "Switching Convention", "Nettrends' 92" sowie "EDI' 92" recht unterschiedlich war und so mancher Referent lediglich vor einer kleinen Schar Interessierter sprechen konnte, zeigten sich die Aussteller rundweg zufrieden. Aussagen wie "Wir konnten in drei Tagen mehr Kontakte als in einer Woche CeBIT knüpfen", waren bei einem Messerundgang häufig zu hören, ebenso wurde die "fachliche Qualität und der konkrete Investitionsbedarf der Besucher" bescheinigt.

Ob sich ein Fachmessekonzept wie das der Exponet gegenüber traditionellen Großveranstaltungen, wie der CeBIT und der Systems wird etablieren können, bleibt offen. Zumindest wollte keiner der befragten Aussteller der CeBIT eine Absage erteilen - das vom Veranstalter strapazierte Beispiel des LAN-Marktführers Novell sucht daher noch weitere Nachahmer. Spürbare Konkurrenz könnte den Starnbergern hingegen, so der überwiegende Tenor unter Insidern, aus der ebenfalls im vergangenen Jahr aus der Taufe gehobenen Networld Europe erwachsen, vor allem wenn diese terminlich in den Spätsommer oder Herbst positioniert würde.

Bis es dazu kommt, kann der Exponet-Veranstalter, so wie es aussieht, mit weiterem Andrang fürs nächste Jahr rechnen. Unbeeindruckt von der Kritik an gewissen Geschäftspraktiken zeigte sich denn auch DC-Geschäftsführer Nikolaus Bauer gegenüber der CW. Der Vorwurf einer verbindlichen Koppelung zwischen einer Referatsmöglichkeit auf den Kongressen und einer Messeteilnahme ist seiner Auffassung nach "Unsinn". Wer sich die Kongreßprogramme anschaue, stelle fest, "daß auch den Ausstellerfirmen nicht zugehörige Referenten zugelassen waren". Darüber hinaus lasse sich seine Gesellschaft nicht von den Herstellern Kongreßbeiträge aufs Auge drükken, "die wir nicht für gut oder als nicht in unser Konzept passend erachten".

Von Beschwerden und etwaigen Absagen fürs nächste Jahr sei ihm im übrigen nichts bekannt, auch eine entsprechende Umfrage unter den Ausstellern habe nichts dergleichen ergeben.