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Expertin: Betrüger lassen sich von neuen Sicherheitsmaßnahmen nicht stoppen

06.09.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Neue Technologien könnten betrügerische Machenschaften wie Identitätsdiebstahl fördern, anstatt ihnen ein Ende setzen. Nach Ansicht der britischen Kriminologin Emily Finch von der Universtity of East Anglia zwingen beispielsweise der digitale Personalausweis, aber auch die Chip- und PIN-Technik für Kreditkarten Betrüger dazu, kreativer zu werden, und dienen nicht zwangsläufig der Lösung des Problems. Grundsätzlich führe die zunehmende Abhängigkeit von Technik zu einer Störung der individuellen Wachsamkeit - nach Ansicht von Experten immerhin eine der wirksamsten Waffen etwa gegen Identitätsdiebstahl und Betrug, so Finch. Die Kriminologin hat Straftäter dazu befragt, warum und wie sie Verbrechen begehen, und inwieweit neue Techniken sie beeinflussen. Das Ergebnis: Betrüger verändern ihre Methoden regelmäßig, um neue Sicherheitsmaßnahmen zu umgehen.

Viel sinnvoller als die Entwicklung neuer, letztendlich aber fehlbarer Techniken, wenn es darum geht, den Missbrauch einmal erlangter persönlicher Daten zu verhindern, wäre es, die Art und Weise zu untersuchen, wie Individuen vertrauliche Informationen preisgeben, gibt Finch zu bedenken. Eine Untersuchung der US-amerikanischen Federal Trade Commission (FTC) von vor zwei Jahren ergab, dass immerhin 4,6 Prozent der insgesamt 4.000 Befragten im Jahr zuvor Opfer eines Identitätsdiebstahls geworden waren. Nach Beobachtungen von Finch wird nicht immer aus finanziellen Gründen betrogen: Bisweilen wollten die Bösewichte einfach mit einer neuen Identität loslegen. (kf)