Übernahme von Szymaniak Software soll deutschen Markt öffnen

Exact bastelt am europäischen Konzern

17.01.1997

Im Januar 1996 hatte Exact bereits die Münchner Bavariasoft aufgekauft. Gespräche über eine Akquisition des Konkurrenten KHK Software waren zuvor gescheitert. "Exact hat sich vorgenommen, eine führende Position im deutschen Markt zu bekommen", erklärte Lucas Brentjens, Vizedirektor der Exact Holding International und verantwortlich für das Geschäft in Deutschland. Die international vertretene Exact-Gruppe erzielte 1996 einen Umsatz von 160 Millionen Mark. Szymaniak lag bei rund zwölf Millionen Mark.

In einem offiziellen Schreiben an die betroffenen Händler betont Szymaniak, die Firma werde als selbständiges Unternehmen bestehen bleiben. Das kaufmännische Anwendungspaket "Pro-Software" werde auch in Zukunft weiterentwickelt oder "im Blick auf die kommenden Anforderungen des Marktes neuentwickelt".

Gelassen gibt sich Kurt-Christian Tennstädt, Leiter Öffentlichkeitsarbeit bei KHK, ob des Gebarens der Niederländer. "Nachdem es nicht gelungen ist, KHK als großen Partner zu gewinnen, versuchen sie nun eben, ein paar kleine zu kriegen." Eine Bedrohung für KHK will der Firmensprecher nicht erkennen. "Die Händler, die vorher Szymaniak oder Bavariasoft vertrieben haben, werden jetzt nicht mehr verkaufen als vorher auch."

Helmut Gümbel, Managing Director bei Strategic Partners, einem Zusammenschluß international tätiger Analysten, beurteilt die Lage anders.

Er räumt Exact nicht nur in Deutschland, sondern auch auf europäischer Ebene Chancen ein. Im Markt für PC-basierte kaufmännische Anwendungen sei die Internationalisierung noch relativ schwach fortgeschritten. Auch gebe es hier nicht viele internationale Player. Etwa drei Viertel der installierten Systeme müssen nach Ansicht Gümbels ersetzt werden. Die meisten dieser Programme seien nicht geeignet für die vierstelligen Jahreszahlen ab dem Jahr 2000 und böten auch keine Funktionen für die Eurowährung.

Die überwiegend regional agierenden kleinen Anbieter könnten diese Applikationen nicht selbst neu schreiben, meint Gümbel. Die finanziellen Mittel reichten dafür "hinten und vorne nicht". Deshalb überlegten sich manche Eigentümer, ob sie nicht verkaufen. In der Zukunft seien noch mehr Übernahmen zu erwarten. Szymaniak bestätigt diese Einschätzung: "Wir haben nicht die Investitionskraft, die notwendig ist, um das Unternehmen am Markt weiterzuführen." Deshalb sei der Verkauf notwendig gewesen.

Die Übernahme von Unternehmen reiche aber nicht, schränkt Gümbel die Perspektiven der Niederländer ein. Es gehe auch darum, die Systeme zu integrieren, Synergien zu erzeugen und ein Produktkonzept zu entwickeln: "Dieser Eintopf ist noch nicht abgeschmeckt." Es gebe Überschneidungen bei den Produkten, Altkunden und viele Verpflichtungen, die eingehalten werden müßten. Exact habe diese Aufgaben längst nicht gelöst.