Überraschender Führungswechsel bei der deutschen Tochter:

Ex-TI-Mann ersetzt Compaq-Chef Mäder

22.01.1988

MÜNCHEN (CW) - Obwohl es keinerlei Anzeichen für geschäftliche Schwächen gibt bekommt die deutsche Compaq-Niederlassung einen neuen Manager. Udo Mäder seit 1985 Geschäftsführer der GmbH, schied aus; Nachfolger Andreas Barth, wie Compaq-Vizepräsident Eckhard Pfeiffer ein ehemaliger TI-Mann, kommt von der Thomson Bauelemente GmbH.

Der Wechsel an der Spitze der Münchner Compaq-Filiale hat nach übereinstimmenden Beteuerungen Mäders und seines bisherigen Vorgesetzten Pfeiffer, der bei dem texanischen PC-Hersteller für das internationale Geschäft verantwortlich ist, nichts mit mangelnden Absatzerfolgen zu tun. Nach der Bekanntgabe seines Ausscheidens erklärte Mäder als "noch amtierender Geschäftsführer" gegenüber der Nachrichtenagentur VWD, die deutsche Tochter habe sich 1987 sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn "weit über Plan" entwickelt.

Dieser Plan habe eine Umsatzverdoppelung vorgesehen. Konkrete Zahlen nannte Mäder jedoch nicht. VWD taxiert die 1986er Verkaufserlöse auf über 100 Millionen Mark, einen Wert, den Insider als zu hoch gegriffen ansehen, müßte Mäders Verkaufsmannschaft dennach doch im vergangenen Jahr Computer im Wert von mehr als 200 Millionen Mark abgesetzt haben. Offizielle Zahlen wird die Compaq GmbH, nach den gesetzlichen Bestimmungen heuer erstmals zur Publikation der Geschäftsdaten verpflichtet, allerdings erst in einigen Wochen vorlegen. Die weltweiten Resultate will die Muttergesellschaft im Februar auf den Tisch legen.

Der neue Münchner Geschäftsführer Andreas Barth kommt im Gegensatz zu Mäder, der zuvor bei Nixdorf und bei Apple im Vertrieb Karriere gemacht hatte, aus dem Halbleiterbereich. Seit 1983 war er für die Thomson Bauelemente GmbH in München tätig, ab 1985 als Geschäftsführer. Davor stand Barth als Marketing- und Vertriebsmanager in Diensten des US-Konzerns Texas Instruments. Aus diesem Unternehmen stammen auch Eckhard Pfeiffer und die Mehrheit der Führungscrew der Compaq Corp. in Houston. Entsprechend sehen Insider den wahren Grund für Udo Mäders Weggang darin, daß der an den unorthodoxen Apple-Stil gewöhnte Manager sich nicht mit der konservativen Compaq-Unternehmenskultur habe anfreunden können, die der von TI sehr ähnlich sei. Für Mäder selbst stimmte schlicht die "Chemie" nicht.