Strukturierte Vorgänge bei der Polizei

Eva nimmt Verkehrsunfälle auf

14.07.2000
MÜNCHEN (CW) - "Eva" heißt die neue Perle, die der Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern zur Hand geht. Eva ist männlich - das Akronym steht für "Elektronischer Vorgangsassistent" - und unterstützt die Belange der Schutz-, Kriminal- sowie der Wasserschutzpolizei.

Derzeit können etwa 1600 Polizisten in 77 Dienststellen an 700 Arbeitsplätzen Verkehrsunfälle mit Eva bearbeiten. Ab Mai 2001 soll die Software auch Straftaten behandeln können. Diese zweite Entwicklungsstufe geht einher mit der Neugestaltung des bundesweiten polizeilichen Informationssystems "Inpol".

Eva ersetzt die manuelle Arbeit mit Papierakten und -formularen. Altdaten wurden nicht übernommen, sie sind in den Akten nachlesbar. Die Anwendung erlaubt die Unfallaufnahme, die Charakterisierung des Vorgangs beispielsweise als Wild- oder Gefahrgutunfall, die Klassifizierung nach Art des Schadens, etwa Personenschaden mit Todesfolge, und nach sonstigen Kriterien wie Alkohol im Spiel. Aufgrund dieser Angaben schlägt das System eine Reihe von Maßnahmen vor. Derzeit sind 29 definiert; sie lassen sich aber von den Polizisten um weitere ergänzen. Dazu zählen die Anzeige, die Zeugenvorladung, die Veranlassung einer Fahndung und die Kontrolle des Blutalkohols. Die Vorgangsbearbeitung entstand in der Zusammenarbeit der Landespolizei mit der Datenverarbeitungszentrum Mecklenburg-Vorpommern GmbH, Schwerin.

Begonnen wurde die Entwicklung im August 1997. Die Grundlage war das Vorgehensmodell zur Planung und Umsetzung von IT-Vorhaben in der Bundesverwaltung der Koordinierungs- und Beratungsstelle der Bundesregierung, auch "V-Modell" genannt. Für die Spezifikation der Softwareanforderungen bedienten sich die Entwickler des CaseTools "Case 4.0" von der Microtool GmbH, Berlin. Darüber hinaus kamen Methoden der strukturierten Analyse und des strukturierten Designs sowie Entity-Relationship-Modelle zum Einsatz. Die Entwicklungssprache war "Visual Basic 5.0". Das Projektteam trennte die Datenzugriffsschicht von der Logik und der Oberfläche, wobei sich die Ebene mit Hilfe des Case-Werkzeugs komplett generieren ließ. Der Datenzugriff auf den "SQL Server 6.5" von Microsoft erfolgt über die Microsoft-Schnittstelle Open Database Connectivity (ODBC).

Die Daten jedes Dienststellen-Servers werden alle sechs Stunden auf einen zentralen Eva-Server bei der DVZ repliziert. Dadurch sind die Vorgangsdaten, wenn auch zeitlich versetzt, landesweit zugänglich. Die Nutzerrechte werden zwar zentral vergeben, sind aber in jeder Dienststelle anpassbar.

Die Vorgangsbearbeitung ist ein Teilprojekt des landesweiten Polizeiinformationssystems. Dazu zählen außerdem die Hardwareausstattung sowie die Täterlichtbildverwaltung und Ermittlungsunterstützung.