Geschäftsprozess-Management noch wenig etabliert

Europas Unternehmen sind BPM-Muffel

10.09.2004

Zwischen leistungsfähigen Geschäftsprozessen und messbarem Unternehmenserfolg gibt es einen direkten Zusammenhang. Das steht für sieben von zehn europäischen Topmanagern außer Frage; die anderen drei sehen zumindest eine indirekte Korrelation. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie des britischen Marktforschungsunternehmens The Economist Intelligence Unit. Im Auftrag des Dokumenten-Management-Spezialisten Filenet haben die Analysten im Mai und Juni dieses Jahres Antworten von 118 CEOs, CIOs sowie Fachbereichsleitern gesammelt und ausgewertet.

Aus ihrer Einschätzung ziehen die Befragten allerdings nicht immer Konsequenzen. Den Angaben zufolge fühlen sich nur in 64 Prozent der CEOs für das reibungslose Funktionieren der Abläufe verantwortlich. Lediglich in 58 Prozent der Unternehmen ist die Firmenspitze in der Lage, alle Prozesse über Abteilungsgrenzen hinweg zu beobachten. Und ein systematisches Management der Prozessrisiken existiert allenfalls in drei von fünf Betrieben.

Auch ein automatisiertes Business-Process-Management (BPM) ist in Europa weit weniger etabliert als in den USA, so die Studie. Dabei stellen Basel II und Sarbanes-Oxley auch auf dem alten Kontinent bislang unbekannte Forderungen an die Prozessüberwachung. 47 Prozent der Befragten räumten jedoch ein, dass sie keine Systeme hätten, mit denen sich Geschäftsentscheidungen und deren Ergebnisse sauber dokumentieren ließen.

Jeder Zweite hat bereits evaluiert

Der Einsatz einer BPM-Lösung wird in Europa eher kritisch betrachtet. Nur 55 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, sie hätten sich damit bereits intensiv auseinandergesetzt. Auf die Frage, was dagegen spreche, nannten sie vor allem zwei Gründe: die mangelnde Aussicht auf einen RoI und die zu erwartende Komplexität. Zwei von drei Befragten sehen hierin wichtige oder sogar ausschlaggebende Barrieren.

Das RoI-Argument ist schwer nachzuvollziehen, denn die Befragten erwarten von einer BPM-Lösung offenbar durchaus einige Vorteile. Genannt wurden in erster Linie niedrigere Betriebskosten und steigende Kundenbindung, wo jeweils 85 Prozent der Umfrageteilnehmer großes bis größtes Potenzial vermuten.

Aber offenbar bringen weder die Fachbereiche noch das Topmangement genug Begeisterung auf, um das Thema BPM in den Unternehmen zu forcieren. Am Engagement der IT-Abteilung hapert es dagegen seltener. (qua)

Abb: Die Haupthindernisse

Wenn Unternehmen vor der Einführung einer BPM-Lösung zurückschrecken, ist das weniger die Schuld der IT. Vielmehr sehen zwei von drei Befragten einen wichtigen oder sogar ausschlaggebenden Grund darin, dass die Unternehmen nicht wissen, ob sich die Investition auszahlen wird. Quelle: Filenet