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Europas Telecom-Riesen im Internet-Fieber

02.08.1996

Die Internet-Nutzung wird bereits in absehbarer Zukunft die herkömmliche Telefonie in bezug auf die reinen Übertragungszeiten überflügeln. Die Experten der Telecom Italia erwarten dies für 2003, ihre britischen Kollegen von der British Telecom (BT) gar schon zur Jahrtausendwende. Auch wenn solche Einschätzungen fraglich bleiben, nehmen die vier großen Anbieter in Europa - die BT, France Télécom, Telecom Italia und die Deutsche Bundespost - die Internet-Herausforderung ernst.

Die Telecom Italia leidet unter einer schlechten Ausgangssituation: Die Verbreitung von PCs und Internet- Anschlüssen ist vergleichsweise gering. Ihr privater Konkurrent Italia Online, ein Tochterunternehmen von Olivetti, will zum Weihnachtsgeschäft einen Network Computer (NC) im Bundle mit einem Internet-Zugang anbieten. Aufgrund der hohen Verbreitung von Computern in Deutschland ist die Vermarktung von Internet-Zugängen über spezielle Hardware nach Ansicht der Deutschen Telekom hingegen nicht notwendig. In Großbritannien stellt sich die Situation ähnlich dar. In Frankreich treten Internet-Zugänge in Konkurrenz zum bereits bestehenden "Minitel"-System mit fast sieben Millionen Anwendern die dazu nötigen Terminals hatte die France Télécom zu Beginn der 80er Jahre kostenlos verteilt. Nun wollen die Franzosen die NC-Allianz von Oracle unterstützen.

Fast alle europäischen Telecoms kooperieren mit US-Unternehmen, um auch weltumspannende Intranets und andere für Großkunden interessante Dienste anbieten zu können. Die deutsche Telekom hat sich mit der französischen und dem US-Riesen Sprint zu "Global One" zusammengetan, die BT und MCI Corp. arbeiten als "Concert" zusammen. In "Unisource", einer Allianz mit AT&T haben sich die Telecom-Unternehmen Schwedens, der Niederlande, Spaniens sowie der Schweiz vereint.