Europaeischer Hardwaremarkt weist 1992 weniger Volumen auf Nur Unsicherheit bei Anwendern koennte Downsizing-Trend bremsen

25.06.1993

MUENCHEN (ciw) - Der Downsizing-Trend haelt an. Der Dataquest- Untersuchung "End-User Wants and Needs" zufolge haben von 352 befragten europaeischen Unternehmen und Behoerden bereits 72 Prozent Downsizing-Projekte geplant oder durchgefuehrt. Gebremst werden koennten die IT-Abmagerungsbemuehungen allerdings durch mangelndes Anwenderwissen in bezug auf Client-Server-Architekturen und unklare Strategien der Hersteller.

In der erstmals von Dataquest-Europe Ltd. durchgefuehrten Anwender-Studie wurden die IT-Verantwortlichen der Unternehmen nach der Zukunft der Mainframes, nach ihren Downsizing-Vorhaben und nach den Problemen gefragt, die sie damit haben. Eine der groessten Hindernisse stellt wahrscheinlich das wenig ausgepraegte Wissen ueber Client-Server-Computing dar.

Obwohl rund 80 Prozent der Befragten eigenen Angaben zufolge bereits Client-Server-Applikationen in ihren Unternehmen einsetzen oder Implementierungen planen, behaupten nur 58 Prozent von ihnen, dass sie sich in diesem Bereich gut auskennen. 36 Prozent der IT- Verantwortlichen gaben zu, nur wenig ueber Client-Server zu wissen. 30 Prozent konnten nicht einmal Hersteller nennen, die sich in diesem Sektor besonders engagieren.

Trotz der Wichtigkeit, die Unternehmen PCs und Workstations inzwischen zubilligen, werden die vorhandenen Kapazitaeten laut Dataquest wenig genutzt: Nur zehn bis 20 Prozent der installierten MIPS-Leistung finden in der Regel Verwendung. Bei Mainframes, Supercomputern und Minis dagegen werden zwischen 80 und 100 Prozent der vorhandenen Leistung ausgeschoepft. Bei PCs und Workstations gehe es deshalb vor allem um die "Balance zwischen Nutzungsdauer und Kosten", betonte Dataquest-Direktorin Jane Doorly, waehrend der European Computer Focus Industry Conference, zu der die Marktforscher Hersteller und Anwender nach Muenchen eingeladen hatten.

Fuer die grosse Unsicherheit unter den Anwendern besonders im Downsizing- und Client-Server-Bereich seien nicht zuletzt die Hersteller verantwortlich, erklaerte Doorly weiter. Sie haetten es bisher versaeumt, ihre Strategien klarzumachen und dem Anwender Hilfe bei seinen Projekten zu geben.

Den Ergebnissen der Studie zufolge glauben immerhin 38 Prozent der Anwender, dass Mainframes fuer bestimmte Aufgaben nach wie vor unverzichtbar sind, aber nur 15 Prozent konzidieren den Grossrechnern die Moeglichkeit zur Weiterentwicklung und weiteren Dominanz der IT-Szene. Gleichzeitig sehen 17 Prozent den Mainframe als "Repraesentanten einer obsoleten Zentralisierungspolitik" und 105 der 352 Befragten halten die durch die "Big irons" verursachten Kosten inzwischen fuer unertraeglich.

Angesichts dieser Antworten wundert es nicht, dass 40 Prozent der Befragten bereits Downsizing-Vorhaben verwirklicht haben und bei weiteren 32 Prozent solche Projekte in der Pipeline stecken. Nur 28 Prozent hegen noch keine konkreten Plaene.

Dabei erhofften sich laut Dataquest 58 Prozent der Downsizer vor der Realisierung ihrer Plaene Kostenersparnisse, 45 Prozent eine bessere Anpassung

an die Organisationsstruktur und 42 Prozent rechneten mit besserer Performance durch Downsizing. Nach Ende der jeweiligen Vorhaben hatten 40 Prozent der Anwender Kosten abgebaut, bei 52 Prozent passte die Anwendung besser in die Unternehmenslandschaft und 45 Prozent verfuegten ueber hoehere Leistungen.

Am schwierigsten stellt sich offenbar das Downsizing von Gross- auf Minicomputer dar. Hier lagen die Probleme vor allem in der Migration der Applikationen in den organisatorischen Schwierigkeiten und im technischen Support. Am wenigsten Probleme bereiten den Anwendern der Ersatz von Mainframes durch Workstations und Mini-Server, beziehungsweise durch PCs und Server. Diese Pfade schneiden sowohl bei der Migration der Anwendungen, beim Investment, bei den operationalen Kosten, in der Organisation und beim technischen Support am besten ab.

Neben den Ergebnissen aus der Anwenderuntersuchung praesentierten die Dataquest-Auguren Zahlen ueber den europaeischen Hardwaremarkt. Sein Volumen (ohne PCs) belief sich 1992 auf 24,9 Milliarden Dollar und lag damit zwoelf Prozent unter den 28 Milliarden Dollar des Vorjahres. Dabei bleibt die IBM mit einem erstaunlicherweise leicht verbesserten Marktanteil von 32 Prozent mit grossem Abstand Marktfuehrerin. SNI bringt es als zweitgroesster Player auf neun Prozent, gefolgt von Digital mit acht und HP mit sieben Prozent Marktanteil. Allerdings verlor DEC zwei Prozent, waehrend HP um fast zwei Prozent zulegen konnte.