Europa und DECT-Standard im Visier Ascom AG will ihr Standing bei Schnurlos-Systemen verbessern

04.03.1994

SOLOTHURN (gh) - Ganz auf den DECT-Standard (Digital European Cordless Telecommunications) setzt man kuenftig im Bereich der schnurlosen Kommunikation auch bei der Ascom AG. Das Schweizer TK- Unternehmen hat dabei insbesondere auf dem deutschen Markt ehrgeizige Ziele und will sich europaweit unter den Geraeteherstellern als Nummer drei etablieren.

Mit der eidgenoessischen Ruhe und Behaglichkeit ist es fuer den immer noch als Schweizer Vorzeigeunternehmen geltenden Konzern laengst vorbei; zumindest seit sich im abgelaufenen Geschaeftsjahr 1993 erstmals ausbleibende Auftraege der Schweizer PTT dramatisch im Geschaeftsergebnis niederschlugen. Dies gilt auch fuer den in Solothurn ansaessigen Ascom-Unternehmensbereich Drahtlose Endgeraete und Systeme, wo nach Angaben von Geschaeftsfuehrer Erich Kalbermatter neben der Liberalisierung vor allem auch Globalisierung das Gebot der Stunde heisst.

Deutschland mit Abstand wichtigster Auslandsmarkt

Allerdings wollen sich die Schweizer dabei auf das europaeische Business beschraenken. Mehr als 80 Prozent des fuer 1994 geplanten Umsatzes von 175 Millionen Schweizer Franken glaubt man in Solothurn durch den Export zu erwirtschaften, dabei ist Deutschland mit einem Anteil von rund 60 Prozent der mit Abstand wichtigste Auslandsmarkt. Ziel von Ascom ist es, so Kalbermatter, sich mittelfristig im Endgeraetegeschaeft mit einem Marktanteil von rund zehn Prozent als Nummer drei hinter Branchengroessen wie Siemens, Bosch und Hagenuk zu etablieren.

Rueckenwind erhofft man sich bei Ascom vor allem auch aufgrund einschlaegiger Prognosen der Marktforscher. So ist nach Einschaetzung der Schweizer in Europa spaetestens bis 1996 mit einer Verdoppelung der gegenwaertig rund elf Millionen sich im Einsatz befindenden Schnurlos-Telefone zu rechnen, wobei sich deren Anteil an den Hauptanschluessen auf knapp 14 Prozent erhoehen duerfte, in Deutschland sogar auf ueber 16 Prozent. Konsequenz, die man bei Ascom daraus zieht: Jedes zweite verkaufte Telefon wird 1996 schnurlos sein.

Noch bevor sich allerdings der DECT-Standard auf dem Consumer- Massenmarkt durchsetzen wird, rechnet man bei Ascom mit einem Durchbruch im professionellen System-Geschaeft. "DECT ist mehr als ein Standard fuer die Schnurlos-Telefonie", begruendet Marketing- Leiter Heinz Binggeli die eigene Erwartungshaltung. In Solothurn hat man jedenfalls an einer entsprechenden Loesung fuer den unternehmensweiten Mobilfunk getueftelt, die zur CeBIT offiziell vorgestellt werden soll. "Ascom Taro" heisst das Ganze und ist ein Schnurlos-System, mit dem TK-Nebenstellenanlagen um eine "Schnurlos-Komponente" erweitert werden koennen - sowohl im analogen als auch im digitalen, sprich: ISDN-Bereich. Schon in diesem Jahr sieht der Ascom-Manager fuer DECT-Systeme dieser Art eine realistische Chance im Markt; nicht als Konkurrenz zum GSM- basierten digitalen Mobilfunk, aber als Ergaenzung dazu im Inhouse- Bereich von Unternehmen.

Spaetestens 1996 ist nach Ansicht von Binggeli auch mit einer Verbreitung von DECT-Geraeten im privaten Consumer-Markt zu rechnen, bei dann voraussichtlichen Endgeraetepreisen um die 500 Mark. Allerdings duerften auch dann noch, wie man bei Ascom einraeumt, die auf analoger Basis arbeitenden CT1/ CT1+-Geraete den groessten Umsatzanteil beisteuern - weil technisch stabil und preisguenstiger. Wenig Chancen raeumen die Schweizer indes dem von Grossbritannien lancierten CT2-Standard ein, dessen Zeitfenster, so Binggeli, aufgrund zu spaeter Markteinfuehrung und zu hoher Kosten "vorbei ist".