Investitionsmüdigkeit in den USA bremst DV-Absatz:

Europa - Hoffnung der US-Hersteller

02.05.1986

MÜNCHEN (CW) - Die Wachstumsaussichten auf dem Inlandsmarkt sind für die amerikanischen Computerhersteller trübe: Nur noch 4,2 Prozent will die Industrie in den Vereinigten Staaten bei den DV-Anschaffungen in diesem Jahr zulegen. Dies ergab eine Umfrage der Wirtschaftszeitschrift Business Week bei 600 US-Unternehmen. Im vorigen Jahr hatte sich das Abflachen der Wachstumskurve mit einer Steigerungsrate von 7,4 Prozent (nach höheren zweistelligen Werten Anfang der 80er Jahre) schon deutlich abgezeichnet.

Die Zurückhaltung, so die Business Week, hat eine ihrer Ursachen darin, daß die DV aufgehört hat, reine Spezialistensache zu sein. Immer mehr Bereiche, immer mehr Mitarbeiter sind betroffen. Folge: Die innerbetriebliche Diskussion nehme immer mehr Zeit in Anspruch, zumal auch die Investitionsbeträge zunehmend größer werden. So dauert es heute immer länger, bis aus dem ersten Verkaufsgespräch ein Festauftrag wird.

Nur in Europa beobachtet das Magazin ein ungebrochenes Wachstum,

das angesichts des schwachen Dollars die Bilanzen der DV-Industrie in den USA überproportional aufbessert. In dem erbarmungslosen Kampf um Marktanteile versuchen vor allem die ganz Großen, ihre Position durch Preisnachlässe zu festigen. So hat zum Beispiel IBM im April den PC-Preis um 25 Prozent gesenkt, und die aktuellen 4300er Modelle sind etwa 30 Prozent billiger als ihre Vorläufer.

Andere Hersteller, die sich in Nischenmärkten eingerichtet haben, konnten solche Preiskämpfe bisher vermeiden, zumal solche Nischen noch Wachstumstendenzen zeigen. Beispiele sind der Wissenschaftsbereich und die Entwicklungsabteilungen in der Industrie. Der Markt für kommerzielle Computer wuchs 1985 um nur 3,8 Prozent, während der DV-Bedarf im technischen Bereich um 10,8 Prozent zunahm. Damit hängt auch das gute Abschneiden von Unternehmen wie DEC und Cray zusammen. Eine neue Nische am Horizont ist auch der vollautomatische MAP-Betrieb (MAP = Manufacturing Automation Protocol). 20 Firmen, darunter IBM und DEC, bieten inzwischen MAP-Systeme an.

Entwicklungsfähig ist nach Ansicht der Business Week auch die Netzwerktechnik, vorausgesetzt, die Systemanbieter einigen sich auf einen verbindlichen Standard. Davon scheint man jedoch noch weit entfernt zu sein. So hat IBM seinen Defacto-Standard SNA (Systems Network Architecture), andere Hersteller arbeiten mit Ethernet (Xerox).