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EU vertagt Entscheidung zur Online-Mehrwertsteuer

28.11.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die EU-Finanzminister haben ihre Pläne zur Einführung einer Mehrwertsteuer auf im Internet vertriebene Waren und Dienste verschoben und wollen nun bis spätestens Ende Juni 2001 eine Entscheidung treffen. Das erklärte Norbert Schwaiger, ein Sprecher des Ministerrats, am Montag in Brüssel. Die zentrale Frage sei, wie Online-Transaktionen zwischen Käufern aus den EU-Mitgliedsstaaten und Anbietern von außerhalb besteuert werden sollen. Noch haben die Minister laut Schwaiger keine Einigung erzielt, Konsens herrsche jedoch darüber, dass die EU-Länder einen fairen Anteil an der Mehrwertsteuer erhalten sollen. Dabei dürfe es allerdings nicht zu einer Behinderung des E-Commerce durch übermäßigen Verwaltungsaufwand kommen.

Zwei Optionen wurden von dem Rat unter die Lupe genommen. Die von Großbritannien und der Europäischen Kommission befürwortete Variante schlägt vor, dass der Online-Anbieter sich einen EU-Staat aussucht, an den er die Mehrwertsteuer abführt. Unweigerlich würden sich die Betroffenen jedoch das Land mit der geringsten Steuer aussuchen, befürchten die Kritiker. Der zweite von Frankreich und Belgien eingereichte Vorschlag sieht vor, dass sich die Online-Händler in allen EU-Mitgliedsstaaten anmelden. Der Bürokratieaufwand würde allerdings ebenfalls wachsen.

Schwaiger erklärte, es werde wohl zu einem Mittelweg zwischen beiden Versionen kommen: "Die Minister untersuchen derzeit ein System, wonach sich die Internet-Firmen in einem Land zur Abfuhr der Mehrwertsteuer anmelden, die Umsätze aber anschließend unter allen 15 Mitgliedsstaaten der EU aufgeteilt werden."