Es geht auch billiger und schneller

08.08.1975

Man kann überall sparen, aber am meisten lohnt es sich beim Etatposten Zentraleinheit. Fünf Prozent hier sind mehr als ein Vielfaches an Prozenten beim Zubehör - die Masse bringt's.

Sparen heißt in der Regel: es anders machen als den Vertriebsbeauftragten lieb ist. Beispielsweise Leasing, Kauf, Gebraucht-Computer-Einsatz, Fremdspeicher-Aufstockung.

Oder aber man erhöht den Systemdurchsatz so, daß Einsparungen durch Aufschiebung von Hardware-Erweiterungen realisiert werden können. Das führt zwar zu weniger Ärger mit den Herstellern, aber stößt dort ebenfalls nicht auf Freude, weil es den vorbestimmten "Wachstumspfad" für den Kunden umgeht.

Etatposten Zentraleinheit, - vier Anwender berichten, daß es billiger und schneller geht als normal üblich. hö

Ferdinand Schmitt, Leiter der EDV-Produktion, C. H. Boehringer & Sohn, Ingelheim

Nach einer sehr starken Entwicklungsphase der DV in unserem Unternehmen kam es 1972 zu einer Konsolidierung der DV-Planung und in diesem Zusammenhang zwangsläufig im Rahmen von Wirtschaftlichkeitsüberlegungen zu der Entscheidung, die beiden eingesetzten Systeme 370/145 zu leasen. Dieser Entschluß fiel deshalb nicht schwer, weil einmal das System eine beachtliche Stabilität zeigte und außerdem das rechnerische Ergebnis der Untersuchung des Leasing-Vorteils und des Wegfalls der Mehrschtmiete vorlag.

Dabei war uns bewußt, daß wir mindestens für die Laufzeit des Leasing-Vertrages gewisse Unbeweglichkeiten hinsichtlich der Kapazitätserweiterung in Kauf nehmen mußten. Aber gerade diese

vertraglich erzwungene Unbeweglichkeit ist für eine DV-Organisation unter Umständen auch finanziell von großem Wert, und zwar insofern, als in der Regel der nie nachgewiesene Aufwand von Hardware-Umstellungen ebenfalls zu Buche schlägt. Die in diesem Sektor erkaufte Ruhe kam Folge-Anwendungen zugute. Da nur die Zentraleinheit geleast wurde, stand jederzeit die Möglichkeit einer Veränderung und eines Ausbaus zur Verfügung. Für diesen Teil des Systems gab es für die laufende Anpassung an die Notwendigkeiten keine Einschränkungen.

Mit zunehmender Belastung der Systeme erwiesen sich zwischenzeitlich die beiden Zentraleinheiten mit je 512 K als ungenügend, besonders im Zusammenhang mit umfangreichem TP-Betrieb. Da die Umwandlung unserer 370/145 Modell 1 in Modell 2 mit zu hohen Einmalkosten verbunden war, mußten für die Speichererweiterung Möglichkeiten bei Fremdherstellern gesucht werden. Hier ergab sich eine relativ unproblematische Lösung durch den Anschluß von CMI-Einheiten, so daß von 512 K auf 768 K aufgerüstet werden konnte. Eine darüber hinausgehende Aufstockung des Hauptspeichers ist durchaus denkbar und wird zur Zeit bereits diskutiert.

Wir sind sicher, daß wir mit den erwähnten Maßnahmen die fünf Vertragsjahre gut überstehen werden und damit einen wesentlichen Beitrag geleistet haben, die DV-Kosten gut im Griff zu haben.

Bernd Nürnberg, Chefprogrammierer Firma J. C. Eckardt AG, Stuttgart

Im Frühjahr 1974 stand die Entscheidung an, welches Spooling-System beschafft werden soll, um von einer 360/25 auf eine gebraucht gekaufte 360/40 mit Multiprogramming aufzurüsten.

Wir entschieden uns für ASAP, da gegenüber der Konkurrenz bei herstellerunabhängiger Software ein deutlicher Kostenunterschied vorhanden war und gegenüber IBM's Power die Partition F 1 für eigene Programme frei bleiben kann. Die Erstinstallation verlief mit Unterstützung von Westinghouse problemlos. Drei Programme mußten zwecks Formularwechsel neu umgewandelt werden.

In den eineinhalb Jahren wurde das Software-Paket laufend verbessert. Störungen, die ausschließlich auf das Spooling einschließlich Selbstverschieblichkeit zurückzuführen waren, sind nicht aufgetreten.

Die frühzeitige Partition-Auswahl sowie die Entscheidung über die Kopienzahl vor dem Laden eines Jobstreams bringen Ruhe in das Konsol-Operating. Geringer K-Bedarf (16 K) bei sechs pseudo- und drei realgespoolten Einheiten ermöglichen uns eine gute Aufteilung unseres realen Kernspeichers.

Einen Prozentsatz der erzielten Durchsatzsteigerung können wir nicht nennen, da der Sprung von der alten Anlage zur neuen Anlage sehr groß war, Der Output aus drei Partitions wird mit einem Drucker in durchschnittlich 10 bis 12 Stunden geschafft.

Günther Schierle, EDV-Chef, Bank in Liechtenstein AG, Vaduz

Die Bank in Liechtenstein als mittlere Universalbank ohne Filialen und einem großen Auslandsgeschäftsanteil war von Anfang an dazu verurteilt, in der EDV eigene Wege zu suchen. Rückblickend kann heute gesagt werden, daß uns dabei das Schicksal eines typischen 360/25-Kunden ereilte, nachdem wir gerade glücklich dem Schicksal der 360/20er-Jahre entronnen waren. Wir wollten ja nicht auf der Stufe der Buchungsmaschinen stehen bleiben, mußten jedoch nach einiger Zeit feststellen, in der Hardware auf einem sterbenden Ast gebaut zu haben.

Mit einigen Klimmzügen konnten wir zwar noch 2260-Bildschirme mit DUCS bedienen, aber spätestens beim geplanten Einsatz der großen 3277-Bildschirme war unser Core mit 48 K am Ende: Zusätzlich war unser gekauftes System durch zügige Realisierung der einzelnen Projekte täglich im Durchschnitt 19 Stunden ausgelastet. Vergleiche zwischen gebrauchter Hardware (IBM 360/40) und einer für uns fast gleichwertigen neuen 370/135-Anlage ergab eine Kaufpreis-Differenz von etwa zwei Millionen Mark. Da war uns der Spatz in der Hand doch lieber als die Taube auf dem Dach (sprich: ein von der Direktion genehmigter Vorschlag im Vergleich zum stolzen 370er-Vertrag des Herstellers). Wir entschieden uns für eine 360/40, für die wir Speicher hinzukauften, so daß wir heute 256 K haben. Zugute kamen uns frühere Erfahrungen mit gebrauchten Platten- und Bandeinheiten.

Heute haben wir den Beschluß gebrauchte Hardware zu 20 Prozent des Neupreises einzusetzen, nicht bereut. Der größere Kernspeicher eröffnete uns viele Möglichkeiten, wie den Einsatz von Oltep, Job Accounting, ASAP und Task Master für 16 Bildschirme und vier Drucker. Fürs erste sind also die Zeiten der nächtlichen Tests ebenso vorbei wie die laufenden Release-Wechsel. Auch der vorläufige Verzicht auf ein Datenbanksystem trug mit dazu bei, daß vorerst an der Hard- und Software-Front Ruhe eingekehrt ist, die den noch zu bearbeitenden Projekten zugute kommt. Denn eine Aussage kann deutlich gemacht werden: Verzicht auf den technisch neuesten Stand heißt noch lange nicht Verzicht auf gute Anwendungs-Lösungen.

Albert Nöth, Chefprogrammierer, Standard Electric Lorenz, Stuttgart

Seit Ende t973 läuft bei uns ein Projekt, dessen Ziel es ist, die Durchlaufzeit der Verfahren auf dem Rechner durch technische Verbesserungen zu verkürzen.

Bei uns ist derzeit eine lBM 370/158 mit 1,5 Megabyte installiert. Mit dem genannten Projekt sollen die Möglichkeiten des vorhandenen Systems voll ausgeschöpft werden .

Im Rahmen dieses Projektes ist bei uns das Programm PPE - Problem Program Evaluator - eingesetzt, ein Teil des Tuning-Paketes von CAP. Dieses Programm überprüft CPU-intensive Programme- nach unserer Definition Programme, deren reine CPU-Zeit mehr als 30 Prozent der Durchlaufzeit ausmachen. Durch das PPE werden die CPU-Spitzen innerhalb eines Programmes aufgezeigt, die dann durch geeignete Programmänderungen abgeschnitten werden.

Demnächst wird - nach erfolgreicher Anwendung des "PPE" - der Hardware-Teil "CUE" des Paketes eingesetzt, mit dessen Hilfe die Konfigurierung der angeschlossenen Hardware überprüft werden soll.

Durch dieses Projekt erhoffen wir uns gegenüber den derzeitigen Möglichkeiten eine Einsparung von 30 bis 40 Prozent der CPU-Auslastung, die wir mit einem relativ geringen Aufwand erzielen werden.