Transparente IP-Anbindung per Mobilfunk

Erste UMTS-Karten enttäuschen

05.09.2003
NÜRNBERG (hi) - Mit Transferraten von bis zu 2 Mbit/s in der Pico-Zelle sollten die Mobilfunknetze der dritten Generation (UMTS) bei der Datenübertragung dem klassischen Festnetz Konkurrenz machen. So tönte es zumindest Anfang 2000 aus den Marketing-Abteilungen der Mobilfunkbranche. Doch die Übertragungsleistung der ersten serienreifen UMTS-Datenkarten mit 384 Kbit/s ist eher enttäuschend.

Während die Mobilfunk-Provider noch mit dem Aufbau ihrer UMTS-Netze beschäftigt sind und Kinderkrankheiten wie das Handover zwischen verschiedenen Funkzellen zu lösen versuchen, erprobt Lucent seit einigen Monaten an seinem Forschungs- und Entwicklungsstandort in Nürnberg in einem UMTS-Live-Testnetz die Datenübertragung.

Der Schwerpunkt der laufenden Versuche mit einer PCMCIA-Karte "Merlin U530 UMTS" liegt auf dem Versand von Daten über die UMTS-Luftschnittstelle. So testen die UMTS-Spezialisten unter anderem Web-Browsing, Audio- und Video-Streaming oder den Versand von E-Mails. Die Ergebnisse dieser Versuche wirken allerdings eher unspektakulär: Die Realisierung von Internet-Applikationen via UMTS funktioniert einfach. Ein Grund hierfür liegt darin, dass IP in UMTS als einem paketvermittelten Netz transparent übertragen wird und somit keine Änderungen an den Applikationen erfordert.

Streiten lässt sich jedoch darüber, ob bei UMTS wirklich von einer High-speed-Datenübertragung gesprochen werden kann. Auf den ersten Blick suggerieren dies zwar Transferraten von bis zu 384 Kbit/s, doch dies ist nur die halbe Wahrheit, denn die Übertragung erfolgt asynchron. UMTS-Karten wie Lucents Merlin erreichen diese Geschwindigkeit nämlich nur im Download, in der Gegenrichtung vom Endgerät zur Sendestation sind nur 64 Kbit/s möglich. Ebenfalls nur mit ISDN-Tempo von 64 Kbit/s erfolgt die Datenübermittlung bei leitungsvermittelten Übertragungen.

Einen Ausweg aus diesem Dilemma könnte die Kombination von WLAN und UMTS eröffnen, an der Lucent bereits arbeitet. Zumindest im Laborbetrieb funktioniert der Wechsel zwischen beiden Übertragungsverfahren bereits automatisch ohne Unterbrechungen und Verzögerungen.