Die Zusatzkosten für Laptops sind nicht unerheblich:

Erst Zubehör macht Portables komplett

29.07.1988

Das Faszinierende an tragbaren Computern - heißen sie nun Portable, Handheld oder Laptop - ist in erster Linie ihre kompakte Bauweise. Während herkömmliche Desktop-Geräte zumeist aus den drei Hauptkomponenten Gehäuse, Tastatur und Monitor bestehen, benötigt mancher Laptop nur wenig mehr Platz als sonst die Tastatur.

Doch der erste Blick täuscht: Die Tragbaren werden erst durch das richtige Zubehör zu ernstzunehmenden Computern.

Wer den Angaben der Hersteller vertraut, glaubt leicht, daß so ein Mobil-Computer die gleiche Leistung und die gleichen Arbeitsmöglichkeiten wie ein Desktop-Gerät mit gleicher Grundausstattung bringt. Doch die Miniaturisierung fordert ihrer Tribut: Standardplatinen können bei den Portables wegen ihrer Größe nicht eingesetzt werden, und es empfiehlt sich, Bauteile zu verwenden, die wenig Energie benötigen und möglichst wenig Hitze abgeben. Jedes Zugeständnis, das die Hersteller der tragbaren Rechner an Größe und Stromverbrauch machen, entfernt das Produkt ein Stückchen mehr vom gewohnten Standard der MS-DOS-Rechner. Und damit wird auch der beste oder teuerste Laptop zu einem Computer mit Einschränkungen.

Luxus-Modelle als Statussymbole

Trotz dieser Beschränkungen sind die tragbaren Geräte beliebter denn je, die Branche erwartet größeres Wachstum in den nächsten Jahren. Die Hersteller schreckten nicht einmal davor zurück, Laptops mit dem Prozessor 80386 auf den Markt zu bringen. Dabei stellt sich die Frage, welche Anwender mit diesen Geräten überhaupt etwas anfangen können. Ohne Zweifel mögen gerade solche Luxus-Modelle für viele die Wirkung eines Statussymbols haben: Wer soviel Geld für einen tragbaren Computer ausgeben kann, den umgibt die Aura des dynamischen Machers, der auch unterwegs nicht auf seinen Rechner verzichten will.

Eine Erleichterung sind tragbare PCs nur für Anwender, die auch unterwegs auf ihren Datenbestand zugreifen müssen oder wollen. Damit stellt sich an die Geräte eine wesentliche Bedingung, nämlich eine gewisse Robustheit. Schon eine Autofahrt über holpriges Gelände, kann beispielsweise ihre Auswirkungen auf die eingebaute Festplatte haben. Betrachtet man sich einmal die meisten angebotenen Laptops näher, liegt erst einmal der Schluß nahe, daß diese Geräte auch für den Schreibtisch und nicht für den Außeneinsatz konzipiert worden sind. An den Kunststoffgehäusen gibt es jede Menge Öffnungen, durch die Staub oder Wasser in das Gerät eindringen kann. Auch mit der Kratzfestigkeit ist es nicht gut bestellt.

Den Anwendern, die den Portable wirklich kommerziell im Außendienst gebrauchen können, ist mit dem Rechner alleine nicht gedient. Das Zubehör wird zu einem entscheidenden Faktor, der sich dann auch in zusätzlichen Kosten niederschlägt. Und da stellt sich bei dem einen oder anderen bald die Frage, ob es sich lohnt, die Mobilität so teuer zu erkaufen. Es ist eben nicht so, daß beispielsweise der Wirtschaftsberater mit einem kleinen Kästchen in der Aktentasche ankommt, dieses beim Kunden aufstellt und seine Arbeit beginnt. In Wahrheit benötigen die meisten Laptop-Anwender im Außendienst eine beträchtliche Menge an einschlägigem Zubehör, das ihre Rechner erst zu wirksamen Geräten macht.

Laptops sind anfällig gegen äußere Einflüsse

Das beginnt ganz profan mit der Unterbringung des Gerätes. Wie schon erwähnt, sind die tragbaren Geräte doch ziemlich anfällig gegen Erschütterungen und Einflüsse von außen. Die meisten Laptops verfügen zwar über einen integrierten Tragegriff. Wer jedoch das Gerät auch mal außerhalb von Gebäuden trägt - dazu zählt auch der Weg vom Auto ins Haus - benötigt als erstes Zubehör eine Tasche. Da die wenigsten Hersteller so eine Tasche beim Kauf mitliefern, fällt ein erster Posten an Zusatzkosten an. Kauft man eine Tasche, in der gerade der Rechner Platz hat, wird man sich bald ärgern, daß weitere Zusatzgeräte nicht hereinpassen, die man mit der Zeit benötigt. Deshalb sollte die Tasche lieber gleich etwas größer ausfallen.

Das erste Zusatzgerät, das neben Diskettenbox und Netzteil in der Tasche Platz finden muß, ist sehr oft der Akustikkoppler. Zum Beispiel beim Journalisten: Früher hatte er eine Reiseschreibmaschine und Papier dabei, in manchen Fällen sogar nur den Stenoblock und einen Bleistift. Der Artikel wurde geschrieben und dann entweder per Brief, Telex oder telefonisch an die Redaktion geschickt.

Ein Extra-Monitor nicht nur den Augen zuliebe

Der Laptop wird für Journalisten deshalb interessant, weil man die Texte via Telefon und Datex-P direkt in das Redaktionssystem überspielen kann. Aber dazu benötigt man ein Modem oder einen Akustikkoppler. Letzterer empfiehlt sich für den mobilen Gebrauch, da man das Modem - zumindest im Geltungsbereich der meisten europäischen Fernmeldebehörden - nicht so ganz einfach an jedes Telefon anschließen kann und darf.

Gerade der Akustikkoppler ist ein Zusatz, der - wenn man schon einen Laptop einsetzen will - auch sinnvoll ist. Denn mit seiner Hilfe kann man von jedem Ort, wo ein Telefon ist, mit einem Zentralrechner seines Unternehmens Kontakt aufnehmen, Informationen abrufen oder weiterleiten. Er ersetzt die unternehmensinterne Netzwerkanbindung. Nur: Man muß ihn dazukaufen und zu bedienen verstehen. So einfach wie die Arbeit in einem Netzwerk geht es mit dem Koppler dann auch wieder nicht. Der Anwender muß Kommunikationsprogramme verstehen, über Parametereinstellung und Übertragungsprotokolle Bescheid wissen. Damit verlangt der Laptop also nicht nur Hardware- und Softwarezubehör, sondern auch "Zubehörwissen", daß nicht selten durch teure Schulungen erworben werden muß.

Auch für den Freiberufler mag der Portable seinen Reiz haben, nicht zuletzt wegen der Unabhängigkeit, dort zu arbeiten, wo man gerade will. Meistens wird man jedoch an einem festen Platz arbeiten. Und da wird man bald des eingebauten Displays überdrüssig, Denn so gut wie ein Monitor ist keiner der Flachbildschirme.

Also ist der Kauf eines Bildschirms für die Arbeit am Arbeitsplatz bald unausweichlich - schon den Augen zuliebe. Wer sich den Laptop aber gerade aus dem Grund gekauft hat, daß auf dem Schreibtisch wieder mehr Platz ist, muß diese Hoffnung begraben - zumindest ein sperriger Monitor nimmt jetzt wieder Platz weg. Platzbedarf hat dann auch in vielen Fällen ein zusätzliches 5?-Zoll-Laufwerk.

Die meisten Modelle verwenden mittlerweile das 3?-Zoll-Diskettenformat. Da ein großer Teil der MS-DOS-Software noch auf 5?-Zoll-Disketten geliefert wird und manche Software außerdem kopiergeschützt ist, wird der Kauf eines 5?-Zoll-Laufwerk bald unausweichlich. Wenn die Ansprüche des Anwenders dann weiter steigen, wird er trotz Laptop auf seinem Schreibtisch dann bald den gleichen Platz wir für ein Desktop-Gerät benötigen.

Der nächste große Mangel der Portables ist nämlich die fehlende Möglichkeit, Add-On-Boards einzusetzen. Hat man aber einen Laptop oder Portable der 286er oder 386er-Klasse, dann entsteht sicher einmal der Wunsch, VGA-Grafik, zusätzliche Festplatten, Netzwerkanbindung, Schnittstellenzusätze, Arithmetikbeschleuniger oder ähnliches einzusetzen. Einige Hersteller (Toshiba, Compaq) bieten inzwischen Zusatzboxen an, in die die Erweiterungskarten gesteckt werden können. Diese Boxen sind jedoch ziemlich, teuer und benötigen viel Platz. Der Transport so eines Systems ähnelt dann schon fast dem Transport eines Desktop-Gerätes.

Bei den Prozessortypen gibt es bei den Laptops nach oben keine Beschränkung. Alle Unternehmen, die etwas auf sich halten, bieten transportable Geräte mit dem Prozessor 80386 an. Und so vorteilhaft die Mobilität auch sein mag - bei diesen Geräten kann die Prozessorleistung wirklich nur in Verbindung mit Zusatzgeräten ausgenutzt werden. So kann kein LCD- oder Plasma-Display die grafischen Möglichkeiten dieses Prozessors ausnutzen. Hier benötigt man also einen hochwertigen Grafikmonitor, Zusatzbox für Erweiterungskarten, Speichererweiterung und so weiter. Ob diese Kosten den Vorteil der Mobilität aufwiegen, bleibt fraglich. Denn im mobilen Einsatz genügt sicher auch ein Portable mit weniger Leistung als ein 386er, zumal man dessen Fähigkeiten ja nur mit dem genannten Zubehör ausnutzen kann. Wer arbeitet schon unterwegs an CAD-Projekten?

Ein Statussymbol hat seinen Wert und Preis

Die Anschaffung eines 386er AT für den Arbeitsplatz und eines kleineren tragbaren Gerätes für unterwegs käme da in den meisten Fällen günstiger. Selbst ein AT-kompatibler Laptop kann vom Anwender unterwegs kaum ausgenutzt werden.

Der Vorteil des mobilen Einsatzes von Computern ist unbestritten auch dieser Text wurde auf einem Laptop an einem heißen Münchner Sommertag im Englischen Garten geschrieben - doch bei der Anschaffung empfiehlt es sich genau zu überlegen, wofür man das Gerät einsetzen will. Die meisten Ansprüche, die man an ein Mobilgerät stellt, werden schon von den einfachsten Modellen erfüllt. Wer sich unbedingt einen 386er-Laptop zulegen will, der sollte auf jeden Fall vorher überlegen, ob er dessen Rechenkraft überhaupt nutzen kann, beziehungsweise ob ihm die ungenutzte Power den höheren Preis wert ist. Aber ein Statussymbol hat eben auch seinen Wert.