Betriebsräte fühlen sich von neuen Tehnologien überfordert

Erst einmal nein zur EDV sagen

08.07.1983

FRANKFURT (CW) - Die Rationalisierungswelle in Büros und Fabriken hat nach Festellung der IG Metall zu einschneidenden Änderungen in der Haltung der Arbeitnehmer gegenüber neuen Technologien geführt. Immer häufiger forderten Arbeitnehmer die Gewerkschaft auf, zu neuen Technologien erst einmal Nein zu sagen.

Der Einführung neuer Technologien sollte nach Meinung der Gewerkschaftsmitlgieder erst dann zu gestimmt werden, wenn der Arbeitgeber nachgewiesen habe, was er zur Arbeitsplatzsicherung, zur künftigen Arbeitsgestaltung und zum Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer zu tun gedenke. Dies berichtete das geschäftsführende Vorstandsmitglied der IG Metall, Karl-Heinz Janzen, in Franfurkt. Janzen bezog sich auf eine Umfrage seiner Organisation bei den Betriebsräten von mehr als 1100 Betrieben der Metallindustrie.

Nach Auffassung des Vorstandsmitglieds steht eine neue Rationalisierungswelle bevor die als EDV-gestützte Technologievernetzung zeichnet werden könnte. Motor dieser Entwicklung sei die EDV, nicht der Bildschirm, Kern der Rationalisierungswelle die Fertigungssteuerung.

Anzahl und Reichweite der derzeit laufenden Rationalisierungsmaßnahmen überforderten bereits jetzt die Betriebsräte. Bei jeder Einzelmaßnahme, die an sich häufig schon kompliziert und folgenreich sei, müßten auch immer deren Vernetzungskapazitäten, das heißt künftige und mittelbare Rationalisierungseffekte , mitbedacht werden.

In dem Maße, wie sich die rationalisierungsbedingte -Arbeitsplatzvernichtung in allen Betriebsbereichen gleichzeitig bemerkbar mache, verengten sich die innerbetrieblichen Bewältigungsmöglichkeiten wie Umsetzung, Versetzung oder Personalplanung und somit auch die Handlungsspielräume der Betriebsräte.

Die größte Gefahr geht nach Janzen von dieser Rationalisierungswelle für die Arbeitsplätze aus. Selbst in Betrieben mit voller Kapazitätsauslastung überwiege bei Rationalisierungsmaßnahmen der Beschäftigungsabbau.

Weitere Gefahren für die Arbeitnehmer gingen von der durch Computer möglich gewordenen Leistungs- und Verhaltenskontrolle der Arbeitnehmer im Betrieb aus. An allen Ecken und Kanten würden in den Betrieben DV-Systeme eingeführt, mit deren Hilfe das oberste Management die Arbeitnehmer genau kontrollieren könne. Außerdem änderten sich dauernd die Qualifikationsanforderungen an die Arbeitnehmer.