Erneut Spekulationen um Joint-venture mit Vebacom Deutsche Bahn macht Ernst mit Abenteuer Telekommunikation

28.07.1995

FRANKFURT/M. (gh) - Als letzter der potentiellen deutschen Wettbewerber der Telekom hat nun auch die Deutsche Bahn AG (DB) definitive Schritte angekuendigt, um auf den lukrativen Telekommunikationszug aufzuspringen. Hierzu werden zunaechst alle entsprechenden Aktivitaeten des Unternehmens in einem eigenen Dienstleistungsbereich zusammengefasst. Gleichzeitig sucht man nach einem Partner, der Marketing- und Vertriebs-Know-how in ein noch zu gruendendes Joint-venture einbringen soll.

Die neue Division der Deutschen Bahn wird, wie es in Frankfurt heisst, zunaechst unter dem Projektnamen "DB-Telekom" firmieren und alle entsprechenden Aktivitaeten des Konzerns buendeln. Dies ist nach Angaben des Unternehmens zugleich der erste Schritt hin zur Ausgliederung einer selbstaendigen Telecom-Tochter, die Services sowohl fuer die Muttergesellschaft als auch fuer private Kunden erbringen soll.

Unklarheit herrscht hingegen nach wie vor ueber die strategischen Absichten, die man in der Frankfurter DB-Zentrale mit dem Einstieg in das Telecom-Business verfolgt. Mit mehr als 4000 Kilometern Glasfaser verfuegt das Unternehmen nach der Telekom ueber die vermutlich beste flaechendeckende Netzinfrastruktur in Deutschland. Nach der Unterzeichnung einer Absichtserklaerung mit der Duesseldorfer Veba AG im September 1994, in der von einer gemeinsamen Gesellschaft zur Nutzung des DB-Schienen- und - Leitungsnetzes die Rede war, hatten sich die Spekulationen um einen neuen deutschen "Mega-Carrier" verdichtet - wenngleich DB- Chef Heinz Duerr in den vergangenen Monaten immer wieder eine Rolle fuer sein Unternehmen als kuenftig bundesweiter Netzbetreiber ausgeschlossen hatte.

Trotzdem duerften sich jetzt die Geruechte um eine enge Kooperation der Bahn mit der Veba AG beziehungsweise deren Telecom-Tochter Vebacom wieder verstaerken. Aber auch die Essener RWE AG und die von ihr sowie sieben weiteren regionalen Stomversorgern gegruendete Deutsche Netz AG spielt, glaubt man Insidern, in den Planspielen der DB-Zentrale noch eine Rolle.

Zusammen mit dem Investmenthaus Morgan Stanley wolle man nun, so das offizielle Statement, die gezielte Suche nach einem Partner vorbereiten. Diesem sollen, wenn er Kapital fuer notwendige Investitionen sowie Marketing- und Vertriebserfahrung mitbringt, zunaechst ein umfangreicher Servicevertrag fuer die bahneigenen Telecom-Belange und moeglichst bald auch massgebliche Anteile an einem noch zu gruendenden gemeinsamen Telecom-Unternehmen angeboten werden.