Die Hersteller klopfen Sprache, die Anwender müssen sie auf ihren Wahrheitsgehalt hin "abklopfen":

Ergonomie sollte jedermanns eigene Sache sein

12.03.1982

MÜNCHEN (hh) - Wie ergonomisch tatsächlich sein Bildschirmarbeitsplatz ist, das hat letztlich der Anwender selbst in der Hand, falls Anwender und Käufer identisch sind, oder ein entsprechendes Mitspracherecht auch wirklich ausgeübt werden kann. Das Verkaufsargument "ergonomisch" hängen inzwischen alle Anbieter von Mobiliar und EDV-Zubehör ihren Produkten an. Um dieses Argument auf seinen Gehalt hin "abzuklopfen", gibt es einige Grundregeln. die beachtet werden sollten. So sollen häufig benutzte Arbeitsmittel im optimalen Seh- und Greifraum liegen und mehrere Arbeitsmittel, die gleich häufig benutzt werden. in möglichst gleicher Entfernung angeordnet sein. Die Größe der Bildschirmauflage soll so gewählt werden, daß das Datensichtgerät an keiner Seite übersteht. Bei Einrichtung eines Mischarbeitsplatzes ist es zudem erforderlich, eine genügend große Schreibplatte, eventuell auch abgewinkelt, anzubringen und für eine präzise Ausleuchtung zu sorgen. Höhen- und Neigungsverstellbarkeit der Tastaturauflage und der Bildschirmplatte sind dort sinnvoll, wo der Arbeitsplatz von mehreren Mitarbeitern abwechselnd genutzt wird. Wichtig ist auch. daß die Auflage für die Tastatur so groß ist, daß der Handballen aufgelegt werden kann. Vor der Auswahl von Mobiliar und Zubehör empfiehlt es sich aber grundsätzlich, die geltenden DlN-Normen und Sicherheitsvorschriften hinzuzuziehen, die sich mit der Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen befassen, um unliebsame Überraschungen von vorneherein zu vermeiden. Auch die einschlägige Literatur bietet viele Tips und Anregungen. Hier gibt die COMPUTERWOCHE einige Produktinformationen weiter, die sie in letzter Zeit zu diesem Thema erreicht haben.

BOCHUM - Einen Wettbewerb unter der Headline "Form & Funktion" veranstaltet die Willy Fleischer GmbH & Co. KG, Bochum, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeits- und Sozialforschung Ergonomic, Berlin. Aufgabe ist die Entwicklung von Büroarbeitsplätzen und/oder Zubehörteilen, die den Sicherheitsregeln für Büroarbeitsplätze und den Regeln für Bildschirmarbeitsplätze entsprechen. Als Preisgelder stehen insgesamt 25 000 Mark zur Verfügung, teilen die Bochumer mit. Der Wettbewerb läuft noch bis zum 15. Mai; die von einem Experten-Team prämierten Arbeiten werden der Öffentlichkeit auf der Orgatechnik Köln 1982 vorgestellt. Zudem besteht Aussicht, einen Lizenzvertrag vom Veranstalter oder dessen Kunden zu ergattern.

Die Unterlagen können bei der Willy Fleischer GmbH & Co. KG, Berliner Straße 75, in 4630 Bochum 6, angefordert werden.

HILDESHEIM - Das richtige Licht am Arbeitsplatz läßt sich das Hildesheimer Unternehmen Luxo angelegen sein. Bei falschem Licht entwickeln sich Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Leistungsabfall. Das sind unnötige Fehlerquellen. Mit der Schreibtischleuchte Luxo L 201as versuchen die Hildesheimer ihren Anspruch zu realisieren.

Das Herzstück dieser Leuchte ist ein Facettenreflektor. Durch ihn werde ein geordneter, asymmetrischer Lichtaustritt erzielt, erläutert der Hersteller. Eine nuancierte Einstellung des Lichtstrahles, der kegelförmig auf die Arbeitsfläche geleitet werde, erlaubt eine 360-Grad-Drehung des Leuchtenkopfes. Die Arbeitshöhe der Leuchte ist stufenlos verstellbar. Wie das Unternehmen errechnet hat, beträgt die Lichtausbeute bei einer 75-Watt-Birne 1150 Lux. Eine normale Punktbeleuchtung mit einer 100-Watt-Birne ergebe jedoch nur 1000 Lux.

Informationen: Luxo, Feldstr. 18 - 22, 3200 Hildesheim, Tel.: 0 51 21/8 10 24.

BETZDORF - Auch die als Tresorbauer bekannte Lampertz GmbH & Co. KG aus Betzdorf an der Sieg befaßt sich mit dem Vertrieb von Mobiliar für Bildschirmarbeitsplätze. Zum Beispiel das Datensicht-System 2001 stellt sich als ein System dar, das nach Angaben des Unternehmens sowohl als Mischarbeitsplatz eingesetzt, als auch als Schreibtischergänzung genutzt werden kann.

Verstellbare Tastatur und Terminalflächen kennzeichnen das System ebenso wie ausreichend große Ablageflächen. Der Langzeitnutzen dieser Investition sei durch entsprechende Stabilität und angenehmes Design gewährleistet.

Informationen: Otto Lampertz GmbH & Co. KG, Postfach 540, 5240 Betzdorf/Sieg, Telefon: 0 27 41/28 51.

WÜRZBURG - Ergonomische Bildschirmarbeitsplätze und Computer-System-Möbel hat auch die Munz & Co., Würzburg, in ihrem Programm. Dazu hebt das Unternehmen als Besonderheit hervor, daß in Würzburg passende Tischplattenausschnitte zur eingesenkten Aufstellung aller gängigen Büromaschinen gefertigt werden. In der Serie "Computer-System-Möbel" habe man besonders darauf geachtet, Erkenntnisse der Arbeitsmedizin und Ergonomie in die Konstruktion einzubringen. Die Munz-Bildschirmarbeitsplätze sind höhenverstellbar und mit einer gesonderten Tastaturablage versehen. An der linken Seite ist ein Seitenplatte zur Ablage zurüstbar.

Informationen: Eduard Munz & Co Friedenstraße 6, 8700 Würzburg Telefon: 09 31/7 19 21.

COBURG - Aus eigener Herstellung bietet die Eichner Organisation KG aus Coburg ein Bildschirmarbeitsplatz- und ein spezielles Druckertischprogramm an. Die Modelle werden in zwei Grundversionen angeboten und sind individuell ausbaufähig. Sie entsprechen den ergonomischen Anforderungen und der DIN-Norm 33402 und komplettieren das Zubehörangebot des Coburger Unternehmens.

Informationen: Eichner Organisation KG Postfach 12, 8630 Coburg.

NEU-ISENBURG - Beim Patentamt München eingetragen ist der Terminal-Tisch Ergo 2000 nach Auskunft des Herstellers Korsch & Co. aus Neu-Isenburg. Der neu gestaltete Tisch der Serie CS-N ist im Baukastensystem konzipiert und kann durch eine entsprechende Arbeitsplatte jedem gängigen Schreibtischformat angepaßt werden. Auf Wunsch sei neben der Standard-Höhenverstellung die Arbeitsplatte bis 15 Grad neigungsverstellbar. Auch zu diesem Tisch existieren Zurüst-Elemente wie Konzepthalter, Drehscheibenaufsatz für Bildschirme oder eine Handballenauflage für Tastaturen. Die Tische haben ein pultförmiges Untergestell, auf dem "vibrationsfrei" gearbeitet werden könne.

Informationen: Korsch & Co. EDV Zubehör, Frankfurter Straße 171-175, 6078 Neu-lsenburg, Telefon: 0 61 02/2 70 17.

GOLDBACH - Vier verschiedene Büromöbel-Programme der Goldbach GmbH aus Goldbach geben die Möglichkeit, Bildschirmarbeitsplätze den unterschiedlichsten Anforderungen anzupassen, das versprechen jedenfalls die Hersteller.

Das System "Videodata 80" als Eingabetisch besitzt eine Tastaturplatte, die um 120 Millimeter nach vorne verschiebbar und feststellbar ist. Diese Platte ist zudem mit einer Kurbel stufenlos höhenverstellbar. Außerdem ist die Datensichtgeräteplatte nach hinten um 100 Millimeter verstellbar, sowie nach oben und unten um fünf Prozent neigbar. Als Zubehör liefert das Unternehmen eine Ansetzplatte, eine Ablageplatte, Vorlagenhalter und Fußstützen.

Das horizontal und vertikal gegliederte Modularsystem G.O.L. bietet Möglichkeiten, zwischen Schirmwänden und Schränken einen Bildschirmarbeitsplatz einzurichten Auch hier sind Arbeitsplatte und Tastaturplatte getrennt neigungs- und höhenverstellbar.

Von den Aufsätzen her variabel ist das Programm G 730. Bildschirmaufsatz und Arbeitsplatte sind sowohl rechts- als auch linksseitig auf der Grundplatte aufsetzbar.

Als Bausatz lieferbar ist das Modell Cockpit, bei dem Bildschirm- und Tastaturplatte höhenverstellbar sind Wechselnden Lichteinflüßen kann durch Neigungsverstellung begegnet werden.

Informationen: Goldbach GmbH, 8752 Goldbach, Postfach 1240, Telefon: 0 60 21/50 21.

DlN-Normen

DIN 4549:

Büromöbel, Schreibtische, Schreibmaschinentische

DIN 33400:

Gestalten von Arbeitssystemen nach arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen

DIN 33401:

Stellteile - Begriffe, Eignung, Gestaltungshinweise

DIN 33406:

Arbeitsflächen-, Sitzflächen-, Fußstützenhöhe im Produktionsbereich

DIN 5034:

Innenraumbeleuchtung mit Tages

Studien

Sicherheitsregeln für Büro-Arbeitsplätze, Fachausschuß Verwaltung, Hamburg (ZH 1/618 und 1/535), Carl Heymanns Verlag KG, Köln.

Arbeitsplatze mit Bildschirmgeräten, Dokumentation der Fachgemeinschaft Büro und Informationstechnik im VDMA, Maschinenbau-Verlag, (1980).

Literatur zum Thema Ergonomie

Büttner, B., Fuchs, B., Völkner, H.: Orientierungshilfen für die Arbeitsplatzgestaltung (Daten, Fakten, Namen), Beuth-Vertrieb GmbH, (1976).

Edholm, O. G.: Probleme der Arbeitswissenschaft (Eine Einführung in die Ergonomie), Kindlers Universitäts Bibliothek, Hrsg.: Verlag Weidenfeld & Nicolson, London. Fischer M. Th.: Arbeitsplatzgestaltung im Büro Friedrich Kiehl Verlag GmbH, Ludwigshafen/Rhein, (1982).

Hartmann, E.: Beleuchtung und Sehen am Arbeitsplatz, das wissenschaftliche Taschenbuch, Abt. Medizin, Wilhelm Goldmann Verlag, München, (1970).

Hettinger, Th.: Angewandte Ergonomie, Bartmann-Verlag, Frechen (1970)

Lang, O.: Ergonomie, Verlag W. Kohlhammer Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz, (1975).

Löhr, R. W.: Ergonomie - kurz und bündig, Vogel-Verlag, Würzburg (1976).

Marr, Reichwald (Hrsg.): Neue Systeme der Bürotechnik, Bd. 1, Erich Schmidt Verlag, Berlin,(1982).

Rohmert, W.: Ergonomie - was ist das? Arbeitgeberverband der Metallindustrie e. V., Köln,(1976).

Schmidtke, H.: Ergonomie 1 - Grundlagen menschlicher Arbeit und Leistung (1973), Ergonomie 2 - Gestaltung von Arbeitsplatz und Arbeitsumwelt (1974), Carl Hanser Verlag, München. Taschenbuch der Arbeitsgestaltung, Grundlagen und Anwendung arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse, hrsg. vom Institut für Augewandte Arbeitswissenschaft e. V. Köln, Verlag J. P. Bachem, Köln, (1977).