Ergonometrisches Enrichment

17.09.1976

Statt daß die Sachbearbeiter in den ollen Karteitrögen wühlen, haben sie jetzt einen Fernseher. Online-Kundendienst-Organisation. Die Maschine befreit vor gräßlichen Routinearbeiten. Aufwertung des Arbeitsplatzes, Humanisierung der Arbeitswelt, Job Enrichment. Everybody happy?

Von wegen Enrichment. Bereichern tun sich erstmals die so offensichtlich Beglückten. Ist doch klar, daß sie jetzt gehobene, dispositive Arbeit am Bildschirm leisten. Ist doch klar, daß sie jetzt die nächsthöhere Gehaltsstufe beanspruchen. Gerade hatten wir so schön die Wirtschaftlichkeit unserer Anwendung bewiesen. Was waren wir stolz, daß wir mit hard savings knapp in den Schwarzen blieben, ohne die "immateriellen Vorteile der verbesserten informationellen Infrastruktur" beanspruchen zu müssen. Und jetzt macht die Job Enrichment-Gehaltsverbesserun alles wieder rot und soft savings müssen herhalten, damit wir nicht total unser Gesicht verlieren.

Der nächste Bumerang ist auch schon im Rückflug: Der Betriebsrat spricht von "ergonometrischen Anforderungen" an die Bildschirme. Jetzt sollen die nur noch täglich vier Stunden fernsehen, weil abends ja ohnehin das interessantere Programm in die Wohnstube flimmert.

"Go to hell" möchte man fluchen, aber das "Go to" ist neuerdings ja auch verboten.

Mfg.

Abt. EDV und Org.