Ergebnisse des Esprit-Programms in Ausstellung praesentiert Informationstechnik macht die heimische Couch zur Info-Agora

08.12.1995

BRUESSEL (hi) - Erste Eindruecke darueber, wie die Informationstechnik das Leben in der Information-Society veraendern wird, konnten die Teilnehmer der EITC 95 in Bruessel gewinnen. Auf einer den Kongress begleitenden Ausstellung wurden unter dem Schlagwort "Managing the Change" einige der Technologien vorgestellt, welche die EU im Rahmen des Esprit-Programms gefoerdert hat.

Eindrucksvoll setzte die Ausstellung die Ergebnisse des Esprit- Programms in Szene und vermittelte einen Ueberblick darueber, wie die rasante Weiterentwicklung der IT den Alltag jedes einzelnen, das oeffentliche Leben sowie die Bereiche Handel und Dienstleistungen beeinflusst. Beginnend mit neuen Display- Techniken, fuehrte ein Rundgang den Besucher ueber die Bereiche "Info-Agora", "Emergency in Euro-City", "Multimedia Gallery" bis hin zum "Zap Cafe", das die Symbiose zwischen althergebrachtem Kaffeehaus und neuen Formen der Informationsgewinnung beziehungsweise -sammlung plastisch veranschaulichte.

Glaubt man dem Veranstalter, dann haben die Europaeer, die bisher in Sachen Display-Technik weit abgeschlagen hinter Japan und Suedkorea lagen, im Rahmen von Esprit deutlich aufgeholt. So koennte beispielsweise die elektronische Bildschirmzeitung fuer unterwegs dank "Profelicita" (Anm. d. Redaktion: Bei allen im folgenden genannten Namen handelt es sich, soweit nicht anders gekennzeichnet, um Projekte im Rahmen des Esprit-Programms) bald Realitaet werden. Profelicita ist eine neue ferro-elektronische Fluessigkristallanzeige, die dank ihres geringeren Stromverbrauches weniger starke Akkus benoetigt und somit den Bau leichterer und damit portablerer Geraete erlaubt.

Neue Anzeige ermoeglicht den Bau leichterer Geraete

Doch nicht nur die Zeitungen aendern sich, auch das Shopping der Zukunft unterliegt einem drastischen Wandel. Anstelle der heutigen Malls tritt die heimische "Info-Agora". Dem in Bruessel gezeigten Szenario zufolge entwickelt sich die haeusliche Couch zum Marktplatz fuer Gueter und Meinungen, von dem aus online im Familienkreis Waren geordert werden. Sollte ein Familienmitglied einmal doch der virtuellen Welt entfliehen wollen und den Wunsch nach einem realen Einkaufsbummel verspueren - kein Problem. Kuenftig vergaellen ihm dabei keine schlechtgelaunten Verkaeufer mehr die Lust am Konsumtrip, da dank "Oasis" interaktive Multimedia- Terminals in den Geschaeften die Beratung des Kunden uebernehmen. Um dennoch unterwegs den Kontakt nach Hause oder ins Buero aufrechtzuerhalten, sammeln die im Rahmen von "Confer" und "Lomaps" entwickelten "Mobile Service Agents" eintreffende Informationen und leiten sie an den Reisenden weiter.

Zur Fortbewegung nutzt der Reisende der Zukunft ein Fahrzeug, das von "Cleopatra" gesteuert wird. Cleopatra besteht aus einer Videokamera und einem Netz von parallel arbeitenden Prozessoren, die das Mobil der Verkehrssituation entsprechend automatisch steuern und andere Verkehrsteilnehmer erkennen.

Sollte der mobile Buerger sich bei einem Unfall verletzen, stehen die Chancen des Patienten kuenftig besser. Denn ueber "Planar" haben die Aerzte bereits vor Ort Zugang zu allen wichtigen Gesundheitsdaten und koennen lebenswichtige Entscheidungen ohne zeitraubende Voruntersuchungen treffen. Den effizienten Zugriff auf die bereits gespeicherten Daten uebernimmt dabei das "Hospital Document Information System" (HDIS).

Doch nicht nur die Aerzte verlassen sich in der Informationsgesellschaft auf die Hilfe des Kollegen Computer. So hilft "Charade" den Feuerwehren bei der Bekaempfung von Braenden mit geographischen Datenbanken sowie Modulen, die eine effizientere interaktive Einsatzplanung der einzelnen Einheiten erlauben. Zudem geben sie Hinweise darauf, wie mit geeigneten Massnahmen bereits im Vorfeld Grossbraende zu vermeiden sind. EU-Angaben zufolge arbeitet man bereits in Spanien und Frankreich an der Installation eines solchen Systems.

Multimedia haelt in der Produktion Einzug

Der Rundgang zeigte aber auch, dass das weite Multimedia-Feld, oft veraechtlich als Spielwiese fuer die Kids des PC-Zeitalters abgetan, sich mittlerweile bis in zahlreiche Industriebereiche erstreckt - sei es, um die Programmierung von Robotern sprachgestuetzt ueber dreidimensionale Grafiken zu vereinfachen oder um neue Produkte bereits dreidimensional am Bildschirm zu entwickeln. Darauf koennte kuenftig beispielsweise die Konstruktion von Flugzeugen beruhen.

Ebenso koennte auch eine Fluggesellschaft ihr ganzes Management, angefangen vom Logbuch der Piloten hin ueber die Materialverwaltung und die Ferndiagnose von Fehlern bis zur Einsatzplanung von Flugzeugen und Mannschaften ihr Unternehmen via schnelle Netze global und multimedial organisieren