Reaktion auf Konkurrenz von HP

Erdrutschartige Preissenkungen bei den RS/6000-Workstations

24.05.1991

MENLO PARK (CW) - Mit Preissenkungen, die bis zu über 50 Prozent betragen, kontert Big Blue die Workstation-Offensive von BP. Die Kalifornier hatten vor wenigen Wochen mit ihren 700-Systemen die mit Abstand leistungsfähigsten RISC-Rechner präsentiert, die zudem mit aggressiven Preisen am Markt etabliert werden sollen.

Neben den "Preis-Schnäppchen" offeriert die IBM für ihre RS/6000-Linie auch Leistungsschübe bei Festplatten- und Arbeitsspeicher-Kapazitäten sowie in puncto Rechen-Power: Die neue Version 2 des "AIX XL Fortran Compiler/6000", Release 2, beschleunigt die IBM-Workstations nach Spec-Tests (System Performance Evaluation Cooperative) um etwa 27 Prozent. Die neuen Fortran-Versionen sollen nach Unternehmensangaben ab September 1991 ausgeliefert werden, jetzige Benutzer erhalten nach den gleichen Informationen ein kostenfreies Update.

Überdies können Benutzer der Einstiegs-Workstation 320H Powerstation jetzt eine 400-MB-Festplatte erstehen, ohne daß sich der Gesamtpreis des Systems verändert. Zukünftige Käufer von 520-Modellen erhalten ferner in der Standardausführung ab sofort 16 MB Arbeitsspeicher statt der bisherigen 8 MB, kommen darüber hinaus aber auch noch in den Genuß einer Preisreduktion von 830 Dollar, so daß insgesamt für die RS/6000 Modell 520 noch 21 500 Dollar zu zahlen sind.

Von besonderer Bedeutung sind jedoch die teilweise

erdrutschartigen Preissenkungen, mit denen Big Blue der Konkurrenz von Sun, DEC und HP den Kampf ansagt und gleichzeitig hausintern der AS/400-Preisgestaltung im Workstation-Bereich begegnet: Ab sofort kostet das erst vor sechs Monaten vorgestellte Modell 550 statt bisher 130 000 Dollar nur mehr 52 500 Dollar. Für die 750-Grafik-Workstation muß der Anwender nur noch etwa 48 000 Dollar ausgeben, spart somit ungefähr 14 500 Dollar. Analysten gehen davon aus, daß auch Digital und Sun jetzt über ihre Preisgestaltung neu nachdenken. Auch IBMs 24-Bit-Grafikadapter wurde von der Kostendämpfungswelle erfaßt - er kostet jetzt 4250 Dollar. Einen 8-Bit-Grafikadapter von Big Blue gibt es ab sofort für 2320 Dollar.

Die Preisnachlässe, die bei Käufern älterer Systeme und Händlern nicht nur auf Begeisterung stoßen dürften, erklärte Big Blue mit erheblich verbesserten Produktionskosten für ihre Mikroprozessoren. Außerdem konzertierte der Branchenriese, daß die Erwartungen für die Umsätze im Workstation-Geschäft erheblich höher gewesen seien als effektiv realisiert. Außerdem reagiere man auf Aktivitäten der Konkurrenz.

Hier dürfte vor allem Hewlett-Packard gemeint sein: Nicht nur hatten die Kalifornier Ende März 1991 Workstations vorgestellt, die mit ihrem Leistungsvermögen einen neuen Standard am Markt setzten (bis zu 76 MIPS für das Einprozessor-Modell System 750). HP kann zudem mit Preisen von 30 000 Mark bis zu 95 000 Mark äußerst attraktive Angebote machen, die auch nach IBMs nun erfolgten Preissenkungen noch unter Big Blues Offerte liegen.