Entwickler erhalten die P/390-Karte zu Superkonditionen Der PC Server S/390 verlaengert das Leben der ESA-Architektur

09.06.1995

MUENCHEN (qua) - Die IBM hat das Geheimnis um die ESA-faehige P/390- Karte gelueftet. Wie der blaue Riese jetzt bekanntgab, wird er im kommenden Monat seinen ueber OS/2 ansprechbaren Mainframe-Chip auf den Markt bringen - eingepackt in den "PC Server 500". Softwarehaeuser, die ein Partnerschafts-Abkommen unterzeichnen, erhalten die Hardware fuer die Haelfte und die Software drei Jahre lang zum Nulltarif.

Ende Mai bestellte Big Blue eine handverlesene Schar von Software- Experten nach Boeblingen, um sie mit der Vertriebspolitik fuer das "PC Server S/390" genannte Bundle vertraut zu machen. "Das Auditiorium brach in spontanen Beifall aus", berichtet Hagen Cyrus, Geschaeftsfuehrer der GFU Cyrus + Roelke GmbH, Bonn. Grund der Begeisterung: DV-Profis, die den Mainframe im PC-Format dazu nutzen wollen, vermarktungsfaehige MVS-, VSE- oder VM-Anwendungen zu entwickeln, bekommen, so Cyrus, die Hardware "fuer die Haelfte" und das Betriebssystem "sozusagen geschenkt". Im Klartext: In den ersten drei Jahren entfallen die Softwarelizenzen, der PC kostet den Entwickler nur halb soviel wie den Endkunden, und auf die Peripherie gibt es - mit Ausnahme der Kanal-Adapter-Karte - 15 Prozent Rabatt.

Die Sache hat allerdings einen Haken: Wer in den Genuss der Sonderkonditionen kommen will, muss zunaechst der "S/390 Developers' Association" beitreten. Mit Hilfe dieses Geschaeftspartner- Programms behaelt sich die IBM vor, die Nachfrage nach diesem Angebot steuern zu koennen.

Mit dieser Ankuendigung macht IBM eine Kehrtwendung um 180 Grad. Bislang war der Mainframe-Marktfuehrer darauf bedacht, sich von den /390-PCs nicht das Geschaeft mit den schweren Eisen verderben zu lassen (vgl. CW Nr. 18 vom 5. Mai 1995, Seite 40: "Testanwender zufrieden mit dem Westentaschen-Mainframe"). Offenbar ist er jetzt entschlossen, die Unix-Konkurrenz mit ihren eigenen Waffen zu schlagen - ueber den Preis.

In New Orleans, wo die IBM ihr neues Angebot anlaesslich einer Kundenveranstaltung vorstellte, wurden bereits Endkundenpreise genannt. Sie belaufen sich - je nach Software-Ausstattung - auf

50 000 bis 90 000 Dollar. Als Vertriebskanaele sollen neben IBM Direct auch ausgewaehlte OEM-Partner und PC-Haendler dienen.