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EM.TV-Aufsichtsratsvorsitzender Becker tritt zurück

16.02.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nachdem sich EM.TV gestern mit der Kirch-Gruppe über deren Einstieg beim Unterföhringer TV-Rechtemakler geeinigt hatte, ist nun der EM.TV-Aufsichtsratsvorsitzende Nickolaus Becker von seinem Amt zurückgetreten. Nach Angaben des Unternehmens will Becker der Neupositionierung von EM.TV nicht im Wege stehen. Deshalb habe er sich in Abstimmung mit dem Vorstandsvorsitzenden Thomas Haffa zum Rücktritt entschlossen. Haffa, der sich in den letzten Wochen mit Becker immer wieder gestritten hatte, dankte dem Aufsichtsrat artig „für sein außergewöhnliches Engagement“. Becker stand dem Kontrollgremium seit der Gründung 1997 vor. Wer künftig das Amt übernehmen wird, wurde nicht bekannt. Offen blieb ebenfalls, ob Becker ganz aus dem Gremium ausscheiden wird.

Becker gilt als entschiedener Gegner des Einstiegs von Kirch bei EM.TV (Computerwoche online berichtete). Einem Bericht von "Spiegel Online" zufolge soll Haffa den Aufsichtsratsvorsitzenden Anfang Februar in einem Brief zum Rücktritt aufgefordert haben. Er habe seine Verpflichtungen gegenüber der Firma gröblich missachtet. "Um weiteren Schaden abzuwenden, fordere ich Dich auf, unverzüglich Deinen Rücktritt als Aufsichtsratschef zu erklären", hieß es in Haffas Brief.

Wie gestern bekannt wurde, übernimmt Kirch voraussichtlich 16,74 Prozent der EM.TV-Anteile und 49 Prozent an deren 50-prozentigem Paket an der Formel-1-Holding SLEC. Der Einstieg der Kirch-Gruppe in das Formel-1-Geschäft stößt jedoch bei Renn-Promotor Bernie Ecclestone auf heftigen Widerstand. Der 70-jährige Brite bestätigte am Donnerstag gegenüber dem "Handelsblatt", der von ihm kontrollierte Familientrust habe bereits von einem Veto-Recht Gebrauch gemacht. Man solle die Formel-1-Rechte nicht an einen Fernsehsender verkaufen, so Ecclestone, der die Autorennen offenbar keinesfalls im Pay-TV übertragen sehen möchte. EM.TV-Chef Thomas Haffa habe einen Brief erhalten, in dem er darauf ausdrücklich hingewiesen worden sei. Ecclestone: „Thomas ist sich der Sache voll bewusst."