Open-Source-Systeme/Kommentar

Eins, zwei, drei, viele Linuxe?

12.05.2000

Eine Serie von Vietnams hatte Che Guevara einst gefordert, doch schon vor 25 Jahren endete die Dominotheorie an den Grenzen Thailands. Was im Underground so attraktiv und vielversprechend war, erwies sich bald in der Praxis des normalen Alltags als weniger wirkungsvoll.

Jetzt steht Linux vor einer ähnlichen Bewährungsprobe. Fast überall stehen die legendären "Underground-Server" nicht mehr versteckt unter den Schreibtischen. In nicht wenigen Unternehmen finden sich Computer mit schwarz-gelb-weißem Pinguin-Aufkleber in den Rechenzentren. Linux wird Standard.

Noch so ein Standard, wie man ihn aus der Unix-Welt kennt? X/Open und über 1000 Spezifikationen, aber Applikation x läuft nur auf Solaris, Applikation y nur auf AIX und Applikation z nur auf SCO. Wiederholt sich am Ende die ganze Geschichte der Unix-Kriege? Das Potenzial ist durchaus gegeben, die ein oder zwei Prozent Unterschied in den Codes der verschiedenen Linux-Distributionen reichen allemal für tolle Inkompatibilitäten.

Trotzdem ist diesmal einiges ganz anders als in Zeiten der Unix-Kriege. Damals waren X/Open-Standards ausschließlich Mittel zu einem Zweck: Hardware verkaufen. Trotz Standards konnte jeder Anbieter sein Unix schön "einzigartig", also proprietär gestalten. Es war im Wortsinn sein eigenes. Das ist bei Linux anders. Einer Suse, Red Hat, Caldera etc. gehören ihre Linux-Versionen (vulgo: Distributionen) nicht. Sie unterliegen der General Public License, der GPL.

Was Linux ist und wird, beschreibt die Organisation Linux Standard Base (LSB, www.linuxbase.com). Und die steht weniger unter dem Einfluß ihrer Sponsoren als vielmehr von Softwarehäusern, die weder wie einst einigen großen Unix-Namen folgen wollen noch möchten, dass aus einer der Linux-Firmen die Microsoft von morgen wird. ls