Eine Mainframe-Ankündigung in diesem Sinne ist das VAX-9000-Announcement von Digital Equipment ganz sicher nicht

03.11.1989

Eine Mainframe-Ankündigung in diesem Sinne ist das VAX-9000-Announcement von Digital Equipment ganz sicher nicht. Was da von Marktbeobachtern zum "Mainframe-Killer" hochgemotzt wird, ist - Ken Olsen möge uns die saloppe Ausdrucksweise verzeihen - der älteste Hut der Minicomputer-Branche: DEC bietet den VAX-Anwendern einen Aufstiegspfad - das hat der Mini-Marktführer immer getan. Im Grunde bleibt Digital in heimischen Gefilden, in der anspruchsvollen technischen Anwendung, und selbst der lockerste DEC-Kunde findet, was nicht verwunderlich ist, leichter zum Vektor als zu CICS und MVS.

Nein, Ken Olsen liebäugelt nicht mit der Mainframe-Datenverarbeitung a la IBM, eher schon mit Leadership im On-line Transaction Processing (OLTP), mit neuen Märkten also, in denen sich auch Tandem versucht. Einmal, Anfang der siebziger Jahre, hat sich der Digital-Gründer mit den DECsystemen 10 und 20 einen Abstecher in die Kommerz-DV gegönnt - der Rückzug aus diesem Markt ist nicht vergessen.

Das VAX-9000-Timing trifft freilich einen Trend: Große Anwender-Organisationen treiben die DV zunehmend unter dem Aspekt der Integration voran - Integration in dem Sinne, daß der Computer zum Bestandteil der Unternehmensorganisation wird. "Intelligenz am Arbeitsplatz" - aus dem lokalen Rechner, aus dem Netz oder sonstwoher - ist das Ziel. Das heißt: Für den Mitarbeiter, der am Bildschirm sitzt, sieht das ganze System wie ein Personal Computer aus, oder - auch so wird ein Schuh draus - wie ein Hauptrechner. "Alles ist PG alles ist Mainframe": keine Frage im Sinne von "richtig oder falsch", sondern nur eine Frage des Blickwinkels, eine Frage der Definition. Das soll auch die Grafik auf Seite ausdrücken. Insofern wäre die VAX-9000 doch ein IBM-Killer. Nur hören das die /370-Anwender nicht so gern.