Kolumne

"Ein Wechsel auf die Zukunft"

17.04.1998

Vor etwa zwei Jahren begann im Zusammenhang mit der Diskussion über die Total Cost of Ownership der Network Computer in den Mittelpunkt bestimmter Interessen zu rücken.Er sollte auf den Schreibtischen möglichst vieler Endbenutzer, gestützt durch unternehmensweite Network-Computing-Architekturen, die Dominanz von Microsoft zugunsten von Sun, IBM, Oracle und Co. brechen.Ob das gelingen wird, ist nach wie vor offen.Noch wankt der Riese aus Redmond jedenfalls nicht.

Doch die Debatte um den idealen Client hat etwas anderes bewirkt.Es gibt ihn nicht mehr.Aus guten Gründen haben sich die Hersteller inzwischen von der Vorstellung verabschiedet, daß eine Maschine - gleichgültig ob "fett" oder "dünn" - für jeden Zweck gleich gut geeignet sein kann.Eine diese Einsicht begünstigende Tatsache ist das verlangsamte Wachstum des PC-Marktes beziehungsweise der Margenverfall, der sich dort bemerkbar macht.Der zweite und für den Anwender wichtigere Grund ist jedoch die schiere Menge und Verschiedenheit der zu bewältigenden Aufgaben, die von normalen Office-Anwendungen über hochspezialisierte Grafikarbeiten bis hin zum Kontakt- und Termin-Management von Vertriebsmitarbeitern reichen.

Genauso wie sich ein Kabriolett für eine Spritztour ins Grüne besser eignet als ein LKW, ruft ein Außendienstmitarbeiter seine Mails wahrscheinlich lieber per Personal Digital Assistant ab, mit dem er auch telefonieren kann, als über ein vergleichsweise sperriges, Batteriestrom fressendes und teures Notebook. Deshalb werden wir dank fortschreitender Miniaturisierung der Hardware und Modularisierung der Software vielleicht bald so viele verschiedene netztaugliche DV-Endgeräte bestaunen können wie heute Autos.

Allerdings steht dem sinnvollen Einsatz der diversen Clients noch ihre reibungslose Integration in die Unternehmens-DV entgegen.Hier könnten Internet-Technologien als Katalysator wirken.Doch solange Standards für Kommunikation und Sicherheit fehlen und die Plattformunabhängigkeit der Applikationen nicht zu gewährleisten ist, bleibt auch der individuelle Client ein Wechsel auf die Zukunft.Mit ihm können zwar Anbieter ihre Pfründe absichern, Anwender aber dürfen nur hoffen, daß der Traum von einer mobilen und flexiblen Informationsverarbeitung nicht doch noch platzt.