Software-Qualitäts-Management

Ein "Software-Blutbild" zur Qualitätssteuerung

10.04.2008
Von 
Technischer Geschäftsführer der Maiborn Wolff GmbH, München
Ein dreistufiges Verfahren soll Unternehmen dabei helfen, die Qualität von Softwareentwicklungen zu planen und zu steuern. Ziel ist ein standardisiertes Software-Controlling.

Hoher Termin- und Budgetdruck, kürzere Entwicklungszeiten bei gleichzeitig komplexer werdenden Softwaresystemen, die zudem oft noch verteilt entwickelt werden: Die Anforderungen an die Entwicklung individueller Softwarelösungen steigen. Während auf die Optimierung von Prozessen in Entwicklungsprojekten bereits großer Wert gelegt wird, vernachlässigen viele Unternehmen die Produktqualität. Dabei macht sich schlechte Software schnell bemerkbar: 60 bis 70 Prozent der IT-Budgets werden derzeit in die Wartung und Weiterentwicklung investiert. Kosten und Risiken lassen sich aber reduzieren, wenn die Produktqualität bereits im Entwicklungsprozess gesteuert wird. Dafür liefert ein systematisches Software-Controlling Methodik und Werkzeuge: Qualitätseigenschaften von Software lassen sich eindeutig planen und Sollabweichungen früh erkennen. Software-Dienstleister können so ihre Projekte im vorgegebenen Budget- und Terminrahmen abwickeln und die Hauptanforderung der IT-Entscheider erfüllen: schnell stabile Systeme zu liefern.

Als standardisiertes Verfahren für ein aussagekräftiges Software-Controlling bietet sich eine dreistufige Methodik an. Ziel dabei ist es, die Qualität der Software während des gesamten Entwicklungsprozesses anhand definierter Kriterien zu steuern. Diese Vorgehensweise geht deutlich über die heute zumeist betriebene Prüfung von Codequalität (mittels Findbugs, Checkstyle, CPD, JavaNCSS etc.) hinaus. Die ganzheitliche Planung und Steuerung von Softwarequalität wird heute nur selten praktiziert - auch weil dafür geeignete Werkzeuge und Standardisierungen fehlen.

Qualitätsmodell

Das Qualitätsmodell standardisiert Eigenschaften und Kennzahlen für die Qualitätssteuerung.
Das Qualitätsmodell standardisiert Eigenschaften und Kennzahlen für die Qualitätssteuerung.
Foto: sd&m

Die dreistufige Methodik wurde von der sd&m AG in Zusammenarbeit mit der Universität Cottbus entwickelt. Den Kern dieses Verfahrens bildet ein Qualitätsmodell, mit dem die Qualität der Software anhand von konkreten Eigenschaften und Kennzahlen bewertet wird. Hierzu werden Sensoren in die Entwicklungsumgebungen integriert, die permanent und bereits sehr früh im Entwicklungsprozess Werte für die definierten Kennzahlen auf der Ebene von Komponenten messen. Die Werte werden dann in ein Software-Cockpit eingespeist, über das der Softwarearchitekt jederzeit den aktuellen Qualitätsstand erfahren kann. Sollabweichungen sind somit schnell erkannt. Die Kennzahlen des Qualitätsmodells - das "Blutbild der Software" - sind also ein Frühwarnsystem für Qualitätsprobleme und ein aktives Steuerungsinstrument für anspruchsvolle Softwareprojekte.