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Ein kostenloser Download kann ganz schön teuer werden

28.03.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Ziemlich Leid tun kann einem der US-Autor Glenn Fleishman. Der bot in der vergangenen Woche sein Buch "Real World Adobe Golive 6" kostenlos zum Download an. Das Buch ist bereits rund ein Jahr als und hatte sich in gedruckter Form nicht gerade reißend verkauft. Deswegen entschied sich Fleishman, das 922-seitige Epos kostenlos in PDF-Form zum Herunterladen bereit zu stellen - in der Hoffnung, der ein oder andere Leser werde sich das Ausdrucken sparen und vielleicht doch noch die gedruckte Ausgabe beordern.

Womit der Autor allerdings nicht gerechnet hatte, war die überwältigende Nachfrage: Einem Bericht von "Wired News" zufolge wurde das aufgrund zahlreicher Screenshots 23 MB große File bereits in den ersten 36 Stunden mehr als 10.000 mal heruntergeladen. Fleishman muss seine Internet-Rechnung aber leider nach Volumen zahlen, und nun droht ihm zum Monatsende eine Rechnung von 15.000 Dollar oder mehr. "Eine finanzielle Katastrophe," jammert Fleishman, der bereits mehrere Titel veröffentlicht, für die "New York Times" geschrieben und die Buchpreis-Site isbn.nu gebaut hat. "Ich bemühe mich bereits um einen Kredit. Ich hätte nie gedacht, dass die Strafe für ein Herschenken so hoch sein würde - das ist wie wenn man in Singapur lebt und für Kaugummi Kauen für 15 Jahre ins Gefängnis wandert."

Wie die massive Nachfrage von rund um die Welt so schnell zustande kam, ist dem Autor ein Rätsel - der Download wurde nur auf einer einzigen News-Site (Maccentral.com) erwähnt. Derzeit verhandelt Fleishman mit seinem Internet-Provider Level 3 und seinem Verlag Peachpit Press über mögliche Auswege aus seinem Debakel. Dabei ist er guter Hoffnung, obwohl er durchaus bereit ist, die volle Verantwortung zu übernehmen. "Das ist schon allein meine Schuld", so Fleishman. "Das ist, als hätte ich den Inhalt einer Buchhandlung verschenkt und dann erst erkannt, dass ich auch die Miete zahlen muss." (tc)