Google Data Centre Summit

Ein energieeffizientes RZ ist keine Rocket Science

25.05.2011
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Google hat auf seinem Data Centre Summit in Zürich vor allem eines klargemacht: Auch mit einfachen Mitteln lässt sich ein Rechenzentrum energieeffizienter machen.

Und das gilt nicht etwa nur für große Internet-Konzerne, sondern auch für kleine und mittlere Unternehmen - denen oft noch gar nicht klar ist, wie viel Strom sie vergeuden und damit Geld zum sprichwörtlichen Fenster hinauswerfen (auch wenn das Data Center im Normalfall keine hat). Im Mittelpunkt der Verstaltung standen daher jede Menge Best Practices rund um die Frage: Wie reduziere ich am einfachsten die PUE (Power Usage Effectiveness) meines Rechenzentrums?

Wie hoch Google selbst das Thema hängt, kann man aus der Tatsache ablesen, dass der Konzern unter anderem seinen weltweiten Operations-Chef Urs Hoelzle und den Leiter seiner Rechenzentren Joe Kava nach Zürich entsandt hatte. Beide gaben den anwesenden Journalisten in einer mittäglichen Gesprächsrunde vor allem eines mit auf den Weg: Die Optimierung eines Rechenzentrums in puncto Energieverbrauch ist keine Rocket Science. "Efficiency is more of choice than a skill", sagt Urs Hoelzle. Sprich: Einfach mal machen.

Kava verdeutlichte das in dem Round Table und auch in seiner Keynote-Präsentation am Beispiel eines Network POP Retrofit (PDF-Link). Das relative kleine RZ wurde im laufenden Betrieb mit vergleichsweise geringem Aufwand von etwa 25.000 Dollar so modernisiert, dass die Stromrechnung um mehr als 67.000 Dollar per annum gesunken ist - einen schnelleren Return on Invest kann man sich kaum wünschen. Dabei griffen die Google-Techniker zu durchaus simplen Mitteln, etwa Plastikvorhängen (wie man sie sonst aus Kühlhäusern kennt) um Cold und Hot Aisle besser voneinander abzuschotten.

Google veröffentlicht schon seit drei Jahren beispielhaft detaillierte Informationen zur PUE seiner Data Center. Aktuell erreicht das Unternehmen bereits einen exzellenten Wert von 1,16 - das bedeutet nur 16 Prozent Overhead für Kühlung und andere Stromverbraucher, die nicht in Nutzleistung des IT-Equipments umgesetzt werden. Während beim ersten Google Data Centre Summit vor zwei Jahren in den USA Googles eigene Optimierungsaktivitäten im Mittelpunkt standen, waren in Zürich auch viele andere prominente IT-Unternehmen mit von der Partie. So tauschten unter anderem Amazon.com, eBay, Microsoft, IBM, Telecity und die UBS, aber auch unabhängige Organisationen wie The Green Grid ihre Erfahrungen bei der Energieoptimierung von Rechenzentren in kollegialer Atmosphäre untereinander aus - wobei überaus offensichtlich wurde, dass Data Center ein reines Männerthema ist.

Neben der Einsicht, dass das Management des Airflow im Rechenzentrum der wichtigste Hebel ist, um die PUE zu reduzieren, zeichneten sich in den Vorträgen und Diskussionen deutlich zwei weitere aktuelle Trends ab - nämlich die Erhöhung der Betriebstemperatur im RZ (das sich keineswegs wie ein Kühlschrank anfühlen muss) und die Nutzung von Free Cooling wie Außenluft und See- oder Meerwasser, vorausgesetzt der jeweilige Standort eignet sich dafür.

Google hat seine Data-Center-Website mit einer Menge neuer Informationen aktualisiert und gewährt dort außerdem per YouTube-Video auch einen ersten Einblick in sein neues europäisches Rechenzentrum im finnischen Hamina, eine umgebaute Papiermühle mit Meerwasserkühlung. Präsentationen und Clips vom Data Centre Summit in Zürich will das Unternehmen in einigen Tagen ebenfalls komplett ins Netz stellen.

Hinweis: Google hat für den Data Centre Summit in Zürich die Reisekosten des Autors übernommen.