Die kritische Größe liegt bei 400 KB

Ein dicker Report schadet dem Kurs

25.05.2001
MÜNCHEN (CW) - In einer Untersuchung der so genannten Kapitel-10-Berichte, der Pflichtveröffentlichung von Unternehmen, die an US-Börsen notiert sind, stellten Experten von Merrill Lynch einen Zusammenhang zwischen der Größe des Dokumentes und der Entwicklung des Aktienkurses fest: Je umfangreicher der Report, desto schlechter schnitt der Kurs ab.

So absurd die Theorie auf den ersten Blick wirken mag, die Investmentbanker haben auch eine Erklärung dafür parat. Denn die Berichte, die unter anderem auch Investoren von der Qualität eines Unternehmens überzeugen sollen, nehmen mit ihrer Fülle auch an Komplexität zu. Die mit dem Umfang wachsende Zahl der Fußnoten oder Querverweise verwirren den Leser und potenziellen Anleger beziehungsweise hinterlassen den Eindruck, dass auch das Unternehmen keinen klaren Durchblick in seinen Geschäften hat.

Die kritische Größe liegt anscheinend bei einem Umfang von 400 KB. Zumindest galt dies für die Berichte der 48 Firmen, die die Investmentbanker unter die Lupe nahmen. Die Kurse von Firmen, die darüber lagen, schnitten laut Merrill Lynch schlechter ab als Unternehmen, die sich mit einer knapperen Darstellung beschieden. Die Logik funktionierte auch umgekehrt: Darstellungen, die unter der 400-KB-Grenze lagen, stammten von Companies, deren Kursverlauf sich positiv entwickelte.

Zwar lieferte der Medienriese AOL Time Warner beispielsweise einen Jahresbericht von über 1,8 Megabyte ab und trotzdem stieg der Kurs, doch das ist nach Ansicht der Experten lediglich die Ausnahme, die die Regel bestätigt.