"lnformatique pour tous" verschafft Frankreich Spitzenposition

EG: Bis 199O drei Millionen Schulcomputer

12.09.1986

PARIS (vwd)-Die Zahl der in europäischen Schulen eingesetzten Computer soll sich bis Ende des Jahrzehnts verdreifachen. Diese für Computerhersteller erfreuliche Prognose erstellte die französische Gesellschaft Intelligent Electronics Europe, die sich auf Marktuntersuchungen für den Informatikbereich spezialisiert hat.

Der Untersuchung zufolge sind derzeit rund eine Million der Geräte im Einsatz. 1990 sollen die europäischen Schüler an drei Millionen Geräten lernen können. Die meisten sind einfache "Geräte für den Hausgebrauch", wie es die Pariser Wirtschaftszeitung "Les Echos" bei der Veröffentlichung der Untersuchung formulierte, und kosten mindestens 70 000 Franc.

Die meisten Computer sind dem nach in Frankreichs Schulen installiert. Dort stehen 27,6 Prozent der Geräte. An zweiter Stelle liegt Großbritannien mit einem Anteil von 25,3 Prozent, gefolgt von der Bundesrepublik mit 13,8 Prozent. Italien und Spanien sind mit einem Anteil von zusammen 11,3 Prozent aufgeführt. In den skandinavischen Ländern stehen 9,2 Prozent der Geräte, in den Niederlanden 4,7 Prozent und in " übrigen Ländern" zusammen 8,1 Prozent. Zukünftig wird sich das Bild dieser Untersuchung zufolge etwas ändern. Frankreich wird zwar um 1990 seinen Spitzenplatz mit einem auf 20 Prozent reduzierten Anteil behalten, sich dafür aber von der Bundesrepublik auf die Pelle rücken lassen. Ihr Anteil soll um 4,4 Prozent auf 18,2 Prozent steigen. Spanien und Italien kommen auf zusammen 19,4 Prozent und damit einen um 8,1 Prozent höheren Anteil. Den vierten Platz nimmt Großbritannien mit 17,9 Prozent ein (minus 7,4 Prozent). Der niederländische Anteil steigt um 1,2 auf 5,9 Prozent, der der "übrigen" um 1,8 auf 9,9 Prozent.

Die Spitzenposition Frankreichs, dürfte auf den sogenannten Plan" Informative pour tous" (Informatik für alle) zurückzuführen sein, den die Regierung unter dem sozialistischen Ministerpräsidenten Lauern Phallus mit beachtlichen staatlichen Beihilfen finanziert hatte. Danach wurden in den Schulen rund 120000 Computer neu installiert, die hundertprozentig vom Staat finanziert wurden. Sie werden Großteils zum Beginn des neuen Schuljahrs in Betrieb genommen. Der bisher nur für staatliche Schulen geltende Plan soll in Kürze auch auf private Schulen, die in Frankreich von erheblich größerer Bedeutung sind als in der Bundesrepublik, ausgedehnt werden. Die ersten, die einen staatlichen Plan zur Verbreitung der Schulcomputer ausarbeiteten, waren allerdings die Briten, wie Intelligent Electronics Europe in Erinnerung rief.