Home-Office/Wie das "ideale" Home-Office aussehen könnte

Effektive Telearbeit mit professionellem Equipment

23.08.1996

Da besonders im Bürobetrieb innerhalb einer grafischen Oberfläche häufig mehrere Fenster gleichzeitig geöffnet sind und nicht selten mehrere Prozesse parallel ablaufen sollen, ist ein 100-Megahertz-Pentium-PC heute auch im Büro als angemessen anzusehen. Kommen grafische High-end-Anwendungen hinzu (CAD, Visualisierung, Bildbearbeitung, DTP etc.), sollte die Taktfrequenz erhöht oder ein Pentium-Pro-Rechner eingesetzt werden. Hohe Rechengeschwindigkeit um jeden Preis ist allerdings nur bei vorwiegend grafischen Anwendungen sinnvoll. Entsprechende Workstations werden dann aus Sicherheits- und Performance-Gründen separat und nicht in Verbindung mit den Büroanwendungen betrieben.

Programme lassen sich auch durch ausreichende RAM-Ausstattung beschleunigen. Tests zeigten, daß bei der Mehrzahl der Büroanwendungen noch eine Geschwindigkeitssteigerung durch Aufrüsten von 8 auf 16 MB möglich ist mehr läßt sich auch mit noch mehr MB kaum erreichen. Trotzdem gilt generell die Faustregel, den RAM-Speicher noch einmal zu verdoppeln, damit zum Beispiel bei parallel arbeitenden Prozessen das Verarbeitungstempo konstant bleibt.

Die in einem modernen Home-Office anfallenden Datenmengen können beträchtlich sein. Wird zum Beispiel die tägliche Post komplett digitalisiert und der Rechner auch als digitaler Anrufbeantworter und als Diktiergerät benutzt, ist auch eine GB-Festplatte in relativ kurzer Zeit voll. Die heute üblichen 1-GB-Festplatten sind deshalb das absolute Minimum. Wer gewappnet sein möchte, sollte besser den Speicherbedarf berechnen, den er in den nächsten drei Jahren haben wird, und entsprechend mehr Speicherplatz zur Verfügung stellen. 2 bis 4 GB schnelle Festplattenspeicher sind meist noch wirtschaftlich. Allerdings muß dann auf SCSI-Laufwerke umgestiegen werden, da EIDE-HDs nur bis etwa 2 GB verfügbar sind. SCSI bietet außerdem den Vorteil, schneller zu sein, und es lassen sich auch andere schnelle Peripherien anschließen. Wird mehr Speicherplatz benötigt (zum Beispiel wegen erhöhtem Postaufkommen, langfristig gespeicherten Fax- oder Online-Daten und audiovisuellen Daten etc.), sind Wechselmedien wirtschaftlicher.

Auch wenn regelmäßig größere Datenmengen zum Kunden oder Dienstleister transportiert werden müssen, ist ein Wechselmedium oft preiswerter als eine teure Modemverbindung. Die klassischen Wechsellaufwerke von Syquest mit maximal 250 MB Speicherplatz sind nach wie vor eine der sichersten Lösungen. Größeren Speicherhunger befriedigen die neuen Laufwerke "Syjet" von Syquest und "Jaz- Drive" von Iomega. Sie bieten 1,3 beziehungsweise 1 GB Speicherplatz pro Medium, sind sehr schnell, und ihr MB-Preis ist mit etwa 13 beziehungsweise 20 Pfennig wesentlich niedriger als der einer magnetischen Fest- oder Wechselplatte (30 Pfennig).

Allen magnetischen Speicherprinzipien ist allerdings die Anfälligkeit der Daten gegen magne- tische Störfelder gemeinsam. Magneto-optische (MO-)Medien sind sicher gegen Feldeinwirkungen und lassen sich in Wechslersystemen zudem zur Archivierung nutzen. Die neuesten Modelle (bis 4,6 GB) gehören mittlerweile zu den schnellsten unter den Wechselspeicher. Ihr MB-Preis liegt mit etwa zehn Pfennig unvergleichlich niedrig.

Sicherheitsduplikate aktueller Dateien und Daten, die nicht ständig zur Recherche benötigt werden, aber dennoch über längere Zeit gespeichert werden müssen, sollte man im Home-Office auf DAT- Bändern ablegen. Der Travan-3-Standard ermöglicht das vollautomatische Speichern von maximal 6 GB (eins zu zwei komprimiert) auf einer Mini-Cartridge, und das Laufwerk paßt in jeden 3,5-Zoll-Einschub. Mittlerweile sind sogar Versionen mit maximal 8 GB (Travan 4) erhältlich.

Als Backup- und Archivspeicher für das Home-Office wird auch das CD-ROM-Laufwerk immer interessanter. Daten, die mit einem CD- Recordable-Laufwerk gespeichert wurden, können mit den neuen Acht- bis-zehnfach-Speed-Laufwerken sehr schnell ausgelesen werden. Der MB-Preis liegt bei nur 1,5 Pfennigen in Streamer-Dimensionen außerdem lassen sich die kleinen Scheiben gut archivieren und auch in kleinen, preiswerten Wechslersystemen verwenden. Die Brenndauer beträgt etwa 20 Minuten pro 650-MB-CD (Quadspeed). Damit ist auch die Speicherzeit kürzer als bei einem Streamer. An den Speicherkomfort und die hohen Kapazitäten von Bandlaufwerken kommt die CD-ROM allerdings nicht heran. Darüber hinaus können große Speichermengen von mehr als 650 MB nicht automatisch am Stück gesichert werden.

Der Monitor im Home-Office sollte das TCO-92-Zertifikat führen und über eine Diagonale von mindestens 17 Zoll verfügen. Werden häufig Tabellen dargestellt oder mehrere Fenster gleichzeitig bearbeitet, ist auch ein 20- oder 21-Zoll-Monitor sinnvoll.

Die Grafikkarte sollte eine Auflösung von 1280 x 1024 Pixel bei mindestens 70 Hertz liefern. Für normale Büroarbeiten sind in diesem Modus 256 Farben völlig ausreichend. Die hohe Auflösung entlastet allerdings die Augen nur dann, wenn Symbole und Text vergrößert dargestellt werden können.

Für das Home-Office prädestiniert sind die platzsparenden Kombigeräte aus Drucker, Fax, Scanner, Kopierer und Modem. Der Laser- oder Farbtintenstrahldrucker sollte mindestens vier Seiten pro Minute bedrucken und über einen 200-Seiten-Blatteinzug verfügen. Als Kopierer sollte er mehrseitige Dokumente sortiert ausgeben können. Um den Scanner auch zur automatischen Digitalisierung der täglichen Post benutzen zu können, muß ein Vorlageneinzug vorhanden sein.

Das integrierte Analogmodem sollte Faxe mit 14400 Bit/s absetzen können. Wichtig ist auch eine Verbindung zum Rechner, damit sich auch Dateien als Faxe versenden lassen. Fällt jedoch eines der Module aus, sind Teile des Kombigeräts oder manchmal auch das gesamte Gerät bis zur Reparatur nicht mehr benutzbar. Ein 24- Stunden-vor-Ort-Service, der gegen Aufpreis von fast jedem Hersteller angeboten wird, ist deshalb besonders wichtig.

Wer häufig in öffentlichen Netzen recherchiert oder täglich große Datenmengen per Modem versendet, benötigt zusätzlich ein schnelles ISDN-Modem im Rechner. Mit 64000 Bit/s spart die ISDN-Verbindung viel Zeit und Geld beim Datenaustausch und beschleunigt den ansonsten zu langsamen Bildaufbau erheblich. Interessant ist zudem ein Modem mit integriertem Voice-Chip (Speech-Chip), der auch Sprache ausgeben kann. Damit läßt sich der Rechner zusätzlich als digitale Telefonzentrale nutzen. Telefonverbindungen können automatisch vom Rechner hergestellt oder Telefonnummern direkt aus einer beliebigen Datenbank angewählt werden. Über Soundboard und Mikrofon sind dann auch Freisprechtelefonate, Anrufbeantwortung sowie Gesprächsaufzeichnungen am PC möglich.

Wer im externen Büro häufig mit bestimmten Gesprächspartnern illustrierend kommuniziert (zum Beispiel Entwicklung, Forschung, Konstruktion), sollte auch an die Möglichkeiten einer Videoverbindung per ISDN denken. Dadurch lassen sich Produkte und Aufsichtsvorlagen direkt am Bildschirm zeigen und besprechen. Neben einer besseren Kommunikation bieten solche Systeme auch den Vorteil, daß Dokumente direkt von beiden Nutzern bearbeitet werden können. Entsprechende Videokonferenzsysteme sind bereits für weniger als 10 000 Mark erhältlich und ermöglichen oft auch Konferenzschaltungen mit mehreren Teilnehmern.

Ein wesentliches Attribut eines externen Arbeitsplatzes ist auch die Datensicherheit. Gespeicherte Daten sollten zu keinem Zeitpunkt von Dritten erreichbar sein. Einige Hersteller bieten deshalb spezielle Sicherheitsverriegelungen an (Einschalt- und Laufwerksperren). Zusätzlich muß der PC über das BIOS mit doppeltem Paßwortschutz gesichert sein. Auch viele Anwendungen sind zusätzlich mit Paßwörtern absicherbar. Sehr sicherheitsrelevante Daten sollten jedoch generell nur auf einem Wechselmedium gespeichert und in einem Tresor gelagert werden.

Das mobile Büro

Notebooks, die sich im Betrieb, unterwegs und im Home-Office gleichermaßen nutzen lassen, sind häufig die beste Lösung. Eine Docking-Station am Arbeitsplatz mit mindestes drei Einschüben und drei PCI-Erweiterungssteckplätzen sowie eine SCSI-Schnittstelle machen das Notebook zum perfekten Arbeitsplatzrechner. Die Docking-Station sollte mit Drucker-Fax-Kombination, Streamer und eventuell einem Wechsellaufwerk ausgestattet sein. Für gute Grafik sorgen eine hochauflösende Grafikkarte im PCI-Slot und ein 17- Zoll-Monitor auf einem Monitorfuß über der Docking-Einheit. Auch ein Videokonferenzsystem, ein CD-ROM-Laufwerk oder ein ISDN-Modem findet auf Wunsch in der Docking-Station Platz. Fast alle Hersteller halten solche Geräte für ihre Notebooks bereit (Preis: 1000 bis 2000 Mark). Immer häufiger werden diese standardmäßig sogar mit kompletter Multimedia-Ausstattung geliefert.

ANGEKLICKT

Die in einem modernen Home-Office anfallenden Datenmengen können beträchtlich sein. Da muß professionelles Equipment her: Pentium oder Pentium Pro sind gefragt. 1-GB-Festplatten sind das absolute Minimum. Sicherheitsduplikate aktueller Dateien sollten auf DAT- Bändern abgelegt werden. Für ein ausreichendes Backup sind CD-ROM- Laufwerke empfehlenswert. Der Monitor sollte das TCO-Zertifikat führen und über eine Diagonale von mindestens 17 Zoll verfügen. Kombigeräte aus Drucker, Fax, Scanner, Kopierer und Modem sind wie für das heimische Arbeitszimmer gemacht. Aber auch schnelle ISDN- Modems können für eifrige Netzrecher- cheure notwendig werden. Für die Datensicherheit stehen wirkungsvolle Tools zur Verfügung.

*Michael Funk ist freier Fachjournalist in St. Johann.