prerfekt auswärts

EDV-Englisch zum Mitreden Computervokabeln kurzweilig verpackt und text-intern präsentiert

07.08.1981

6. Kapitel, 1. Teil

Der Eiertanz um die Akzeptanz

Vor die Anwendung haben die menschheitsbeschützenden Götter die Akzeptanz gesetzt. Das ist gut so, denn der Angestellte am Arbeitsplatz soll nicht alles ungeprüft schlucken (müssen), was der technische Fortschritt offeriert. Mit Akzeptanz umschreibt man heute das "Spinat-Trauma" aus der Zeit der autoritären Kindererziehung. (Das Baby mag den grünen Gemüsebrei nicht; die aufgeklärte Mutter befindet streng, daß Spinat gut sei für Entwicklung und .Wachstum; das Baby löffelt das Zeug unter Zwang - und niest den Pamps anschließend gegen die Tapete. Resultat: Mordssauerei, Protestgeheul, Unterdrückung, Aggressionsstau.)

Ist das Akzeptanzproblem der einzige Grund dafür, daß es mit den Investitionen im Bereich der Büroautomation weltweit nicht so schnell vorangeht, wie das nach Lage der Interessen zu erwarten wäre Die Frage läßt sich schwer beantworten. Niemand weiß nämlich, was ein Manager in einem bestimmten Einzelfall von der Computerunterstützung hält, wenn er bemerkt daß die elektronische Schematisierung von Funktionen nicht nur die Tätigkeit der Sachbearbeiter berührt, sondern darüber hinaus die Aufgabenstruktur der Führungsebene verändert.

Gleichwohl bietet die EDV ("die wichtigste Nebensache im Betrieb") jedem Unternehmen die einmalige Gelegenheit, die eigene Organisation objektiv und logisch zu gestalten, weil die emotionsfreie Maschine, auf den Geschäftszweck programmiert, keine menschlich verständlichen Zielabweichungen anerkennt. Das ist recht und schön, wenn es darum geht, eine verfilzte Verwaltung zu rationalsieren (to streamline). Im Dienstleistungsgeschäft gibt es allerdings Grenzen. Zwar hat kein Krankenhaus-Patient etwas dagegen, wenn ein Computer den Tagespflegesatz multipliziert. Bei den sogenannten Diagnostik-Hilfen kommt die Zustimmung seitens der Betroffenen weniger rasch zustande und bis zu welchem Grade ein Rechner die therapeutische Arbeit eines Arztes unterstützen kann (oder sollte), darüber wird man noch lange geteilter Meinung sein.

Wenn es den Mikroprozessor nicht gäbe - die Weihnachtsmänner der 80er Jahre hätten ihn erfinden müssen, denn groß ist die Nachfrage der Kleinen nach elektronischem Ping-Pong, nach Super-Schach und Flottenmanöver. Sogar seriöse Taschenrechner dividieren ihre Quarzfrequenz auf Hörbarkeit herunter und tönen einen nostalgischen Beat-Rock. Der Laie staunt.

Der Fachmann wundert sich. But he isn't surprised at the variety of programmed plastic toys - was ihn verblüfft, ist die genretypische Ausprägung der Jahrhundert-Technologie. Erlebt man dergestalt die Verheißung künstlicher Intelligenz? Bricht so ein neues Zeitalter an? Offenbar findet die Chip-Revolution im Kaufhaus statt, Abteilung Junior Shop.

Zugegeben: Die Mikro-Motten bevölkern nicht nur die Innereien von Qualitätsplüsch und Klimbim, sie sorgen auch für frohe Faszination am HiFi-Turm, an der Kfz-Diagnostik-Schaltung, an Telefonnummern-Speicher und an der Video-Gerätschaft- ganz zu schweigen von den Automatik-Kameras mit Schärfengarantie für das gelungene Porno-Dia. Aber seien wir ehrlich: Diese Manifestationen des Computerfortschritts wirken trivial im Vergleich zu dem epochalen Anspruch, den die EDV-Gurus seit Jahren beschwören und als Sternstunde. der Menschheit hochtrommeln. Gleich morgen erwischt es uns allesamt. Wir werden die Arbeitswelt nicht wiedererkennen.

Heute bereits morgen - und doch vieles von gestern

Ein Blick zum Kalender sorgt für die Ernüchterung. Heute ist bereits morgen, doch viele Büros sind ziemlich von gestern; die administrativen Investitionen halten sich auf dem relativen Billig-Niveau, jedenfalls galt das, zwei Jahrzehnte vor der Jahrtausendwende, noch für die USA, und somit gewiß auch für Deutschland. In the U.S.'s service-oriented economy, the paper chase of the American office will tie up about 40 percent of the nation's work force by 1990. But spending by businesses to modernise the office has been extremely . An American farmer works with an average of 50 000 dollars worth of laboursaving machinery, the factory worker is supported by about 25 000 dollars in capital investment, and office workers are aided by a pathetic 2000 dollars.

Was den spezialisierten Beobachter betrifft, so konzentriert sich dessen große Staune nicht auf das, was läuft, sondern auf jenes, was noch nicht läuft, wohl aber laufen könnte. Mit der Geschwindigkeit einer pensionierten Weinbergschnecke wetzt die Automation durch museale. Kontore, modernisiert ein bißchen das Telefon (Drucktasten), die Schreibmaschine (Typenrad oder "daisy wheel") und den Fotokopierer (integrierter Kaffeetopf für die schlangestehenden Unersetzlichen).

Ein Gefühl der Halbherzigkeit

Vielleicht trügt der Schein etwas, denn der Rhythmus der Umstellung wird sich sicher beschleunigen, die Investitionen werde steigen, zumindest erkennt man diesen Trend an

den Wachstumsraten der Ausrüster. Trotzdem dominiert vielerorts ein Gefühl der Halbherzigkeit (die psychologischen Gründe hierfür wurden in Kapitel 2 abgehandelt).

Let us recall one of the main factors of the artificially retarded progress. Why hasn't the office changed its essential procedures for over 100 years Because managers have been reluctant to use new machines, especially if they involve keyboards and displays. (Man beachte das grammatische Perfekt in "have been". Es wird immer dann angewandt, wenn eine Vergangenheit in die Gegenwart hineinwirkt, wenn sich also zwischen früher und heute nichts geändert hat.) Most bosses don't want a terminal in their office. They regard a screen (also called a CRT- cathode ray tube) as something that doesn't suit their status.

Macht ja nichts, könnte man meinen. Ab ins Vorzimmer mit der ganzen Technik - und freie Bahn der EDV-Anwendung!

Bevor das passiert, muß allerdings ein Ritual erfüllt werden, das unter der neudeutschen Bezeichnung "Akzeptanz' in die gehobene Bürosprache eingedrungen ist und alle Leute verwirrt, die noch nicht erkannt haben, daß Organisatoren von Problemen leben. (Wo's keine gibt, machen sie welche.) Es existiert also ein "Akzeptanzproblem", und die Branchen-Philosophen (if any) sind aufgerufen, profunde Dissertationen über die Frage zu verfassen, was zuerst da war - das Wort oder die mit ihm bezeichnete Situation.

Seine Eifersucht auf den Computer

Was versteht man unter dem Akzeptanzproblem? - Generell die irritierende Tatsache, daß die Umwelt darüber befindet, was für den einzelnen gut und nützlich ist. Nachdem sich alle über die Vorteile einer bestimmten Innovation - sei sie apparativer oder methodischer Art - einig sind, legt der Betroffene ärgerlicherweise Widerspruch ein. Er will nicht. Manchmal nennt er (oder sie) die genauen Gründe der Ablehnung. Ein andermal bleibt die wahre Motivation verdeckt und wird mit Scheinargumenten zugeschüttet. Im Beispiel der "reluctant bosses" sieht das so aus:

Der Ressortchef erhält vom EDV-Organisator einen Datenflußplan, der im Layout exakt mit dem konventionellen, menschlich besetzten Kästchen-Strickmuster übereinstimmt. Er merkt sofort: Hier gerät das Fundament der Humanverwaltung ins Wanken. Die hegemoniale Mensch-Beziehung, deren von oben nach unten gerichtete Ausübung Genuß hervorruft (umgekehrt weniger), geht flöten. An ihre Stelle tritt die abstrakte Software, an die sich weder durch Drohung noch durch Liebesentzug etwas anderes delegieren läßt, als was zuvor per Parameter verabredet wurde. Wen wundert's, daß der Manager angesichts des prozessorgesteuerten Rationalismus nicht gerade in Verzückung gerät, sondern ein Akzeptanzproblem aufwirft- selbstverständlich mit betriebswirtschaftlich annehmbarer Untermauerung (schließlich kann er nicht seine Eifersucht auf den Computer ins Feld führen). Was immer dabei herauskommt, ist eine "wohlerwogene Entscheidung zur Übernahme aktueller EDV-Vorteile"; sie dauert erfahrungsgemäß länger als alle anderen Investitionsentscheidungen zusammengenommen.

Akzelerierte Unaufhaltsamkeit der neuen Technologien

Auf der Ebene der "blue-collar workers" (Arbeiter) werden weit weniger Akzeptanzprobleme konstatiert (oder zur Kenntnis genommen). Man denke an den Gewaltmarsch der Roboter an die Fließbänder der Fabriken; beweist er nicht die akzelerierte Unaufhaltsamkeit der neuen Technologie?

Gegenfrage: Wie schnell würden die Roboter marschieren, wenn die von der Verdrängung Bedrohten über die Anschaffung der Systeme selbst bestimmen dürften? (See what I mean?)

Im Bürobereich, wo die Computerintelligenz uns nicht so schnell das Papier vom Schreibtisch und die botmäßige Sekretärin vom Knie fegt, bleibt demnach Zeit genug, um auch die ergonomischen Erkenntnisse zu nutzen. (Ergonomie = human factors.) Sie garantieren den Umstellungserfolg. Gar manche Firmenzentrale kam zum Computer wie das Kalb zum Ostrogen: nach Verabfolgung spitzer Argumente, die unter die Haut gehen, aber ringsherum Unmut produzieren. Erstrebenswert ist jedoch ein Prozeß, der organisatorische Reife vermittelt und dabei berücksichtigt, daß die Akzeptanz immer dann eintritt, wenn der Eiertanz um sie aufgehört hat. Three decades after companies first began installing huge data-processing computers to print payrolls and keep track of sales, smaller and much less expensive computer-based equipment is beginning - very slowly indeed - to streamline corporate administration and management. In the end, peopIe and machines will revolutionise the productivity of one of the least efficient units of world economy: the office.

Just wait and see.

Wer indes nicht warten und schauen will, möge die Benutzer-Initiative ergreifen. Vor allem Kleinanwender haben hier ihre große Chance, wenn sie dazu übergehen, der EDV einen Platz im eigenen Haus einzurichten.

. . . und das Sind die englischen Schlüsselwörter im Text:

1. Variety- Vielzahl; paper chase - Papierkrieg; tie up - binden (im Sinne von beschäftigen); support- unterstützen; pathetic- armselig; retarded progress - verzögerter Fortschritt; essential procedure- wesentliches Verfahren, reluctant - nicht geneigt (zu); involve-beinhalten; keyboard- Tastatur; display screen - Bildschirm; suit - passen (zu); human factors- Ergonomie; payroll- Lohn- und Gehaltslisten; streamline - modernisieren, rationalisieren; least efficient - am wenigsten effizient.

2. Reallocation - Neuordnung, Neuverteilung; elimination - Abschaffung; avoid - vermeiden; splitting - (das) Aufteilen; duplication - die mehrfache Ausführung der gleichen Funktion transition- Übergang; morale- Moral ("moral" heißt auf deutsch "moralisch"); disrupt- unterbrechen; current - laufend, aktuell; application - Anwendung, Anwendungsprogramm.

3. Precious - wertvoll; paw- Pfote; lack - Mangel; necessity - Notwendigkeit; philosophy- (hier) Unternehmenspolitik; firmware - Firmware, Mikroprogramme; comprehensive- umfassend; locate- auffinden; eliminate - ausmerzen; distributed processing- dezentrale Verarbeitung; stand-alone - autonom arbeitend (System); fitfull - unruhig, gestört; proliferate - sich ausbreiten; nonverbal communication - Verständigung ohne Sprache; incurable-unheilbar.