Britische Behörde wechselt zu Cap Gemini

EDS verliert Outsourcing-Auftrag

19.12.2003
MÜNCHEN (CW) - Die britische Finanzbehörde Inland Revenue will nicht länger an den Outsourcing-Partnern EDS und Accenture festhalten. Nach einem gescheiterten Einführungsprojekt erhielten jetzt Cap Gemini Ernst & Young sowie Fujitsu Services den Zuschlag für die weiteren Arbeiten.

Das Volumen des Vorhabens haben die Partner auf drei Milliarden Pfund (etwa 4,3 Milliarden Dollar) geschätzt. Die Laufzeit beträgt zehn Jahre und lässt sich optional um acht Jahre verlängern. Der Betriebsübergang ist für den 1. Juli vorgesehen. Bislang verantworteten die Partner EDS und Accenture die IT-Systeme des britischen Finanzamtes - anscheinend nicht immer zur vollen Zufriedenheit des Kunden. Den Ausschlag gegen das aktuelle Betreiberpaar gab ein im vergangenen April fehlerhaft eingeführtes IT-System, mit dem sich die Behörde außerstande sah, Steuerrückzahlungen vorzunehmen. "Der Ausfall des Systems und die mangelnde Stabilität lagen in der Verantwortung unseres IT-Service-Providers EDS", schimpfte Sir Nicholas Montagu, Chef der Behörde.

Der neue Vertrag umfasst unter anderem den Betrieb von rund 73000 Desktops, 20 ICL-Mainframes sowie 177 Unix-Servern. Im Rahmen des Abkommens übernimmt Cap Gemini etwa 2250 Mitarbeiter voraussichtlich von EDS und Accenture, weitere über 900 Mitarbeiter wechseln zu Fujitsu Services. Das Vorhaben könnte sich zu einem Präzedenzfall im Outsourcing-Geschäft entwickeln, denn entscheidend für den Erfolg des Projekts wird es sein, ob die Übergabe von Betriebs- und Prozess-Know-how reibungslos verläuft.

Für Cap Gemini bedeutet der Vertrag einen wichtigen Meilenstein, denn schon seit geraumer Zeit bemüht sich das Beratungshaus um Outsourcing-Aufträge. Erst kürzlich gewann es in Deutschland einen Vertrag mit der Lübecker Drägerwerk AG (http://www.draeger.com/). EDS muss mit der Entscheidung einen empfindlichen Rückschlag hinnehmen. Anfang dieses Jahres wurden nach überraschenden Einnahmeausfällen und fragwürdigen Optionsgeschäften Zweifel an der finanziellen Leistungsfähigkeit des texanischen Anbieters laut.

Negative Folgen?

Dem seit März amtierenden neuen CEO Michael Jordan gelang es, EDS wieder in ruhiges Fahrwasser zu lenken. Bisher erzielte EDS mit der britischen Behörde Inland Revenue jährliche Einnahmen von 460 Millionen Dollar oder zwei Prozent des gesamten Jahresumsatzes. Die Entscheidung könnte auch Auswirkungen auf aktuelle Ausschreibungen haben. Informationen des "Wall Street Journal" zufolge bemüht sich EDS derzeit in Großbritannien um Behördenaufträge im Wert von drei Milliarden Dollar. (jha)