EDS-Sprint-Fusion und ASK-Uebernahme durch CA haben Vorrang Hoehere Interessen lassen EDS und CA das Kriegsbeil begraben

03.06.1994

MUENCHEN (CW) - Mehr als zwei Jahre dauerten die juristischen Scharmuetzel zwischen EDS und Computer Associates (CA), in denen es um Software-Nutzungsrechte ging. Inzwischen herrscht Frieden - durch die geplante Fusion von EDS und Sprint sowie die Uebernahme der ASK-Gruppe durch Computer Associates sind neue Geschaeftsumstaende eingetreten.

Anfang 1992 hatte EDS dem Softwarehaus in einer 29seitigen Anklageschrift vorgeworfen, Vertraege nicht zu erfuellen, sich in Geschaeftsbeziehungen von EDS einzumischen und seine einzigartige Marktposition bei Mainframe-Systemsoftware zu missbrauchen. Waehrend sich die Forderungen der General-Motors-Tochter noch in Millionen- Dollar-Dimensionen bewegten, konterte CA mit einer Schadensersatzklage in Hoehe von rund zwei Milliarden Dollar. EDS habe in betruegerischer Absicht Softwarevertraege gebrochen, Urheberrechte verletzt und Geschaeftsgeheimnisse verraten.

Fuer Software-Anbieter hatte der Rechtsstreit Praezedenz-Charakter. Man erwartete Aufklaerung darueber, welche Rechte Service-Anbieter bei der Nutzung von Softwarelizenzen erhalten sollten.

Dazu wird es nun nicht mehr kommen, EDS und CA haben sich - von einem Tag auf den anderen - versoehnt. Inzwischen ist eine zunaechst einjaehrige, jedoch ueber fuenf Jahre erneuerbare Lizenzvereinbarung getroffen, die EDS weltweit die unbegrenzte Nutzung einer grossen Anzahl von CA-Produkten erlaubt. Wie die CW-Schwesterpublikation "Computerworld" berichtet, erklaerten die Ex-Gegner das Softwarelizenz-Abkommen in stiller Eintracht zum groessten seiner Art, ohne jedoch auf Einzelheiten einzugehen. Analysten schaetzen den Vertragswert auf 50 bis 100 Millionen Dollar pro Jahr.

CA brauchte Einigung wegen der ASK-Uebernahme

Die ploetzliche Einigung faellt nach Angaben von EDS- und CA- Geschaeftsfuehrern rein zufaellig mit der ASK-Uebernahme durch CA und den EDS-Sprint-Fusionsplaenen zusammen. Daran mag jedoch so recht niemand glauben - Beobachter sehen in dem Friedensschluss eher eine logische Folge der juengsten Ereignisse. CA war daran interessiert, die ASK-Gruppe zu uebernehmen, konnte dieses Vorhaben aber nur mit Unterstuetzung von EDS realisieren - die General-Motors-Tochter haelt 18 Prozent der ASK-Anteile (siehe CW Nr. 21 vom 27. Mai 1994, Seite 1). Auch machte die Tatsache, dass EDS einen Grossteil der Informationssysteme der ASK-Gruppe betreibt, aus CA-Sicht eine schnelle Beilegung des Streits notwendig.

EDS war inzwischen ebenfalls an einer friedlichen Loesung interessiert. Zwar beteuerten die EDS-Manager immer wieder, die andauernden Auseinandersetzungen mit CA haetten weder auf die Kundenkontakte noch auf den Umsatz der texanischen Servicegesellschaft einen negativen Einfluss gehabt, doch amerikanische Analysten glauben, es besser zu wissen. Sie berichten von Kunden, denen die Streitigkeiten der beiden Marktgiganten schon lange ein Dorn im Auge waren, sowie von Unternehmen, die sich weigern, einen Dienstleister mit einem anhaengigen Verfahren dieser Groessenordnung zu beauftragen.

Auch die von EDS und Sprint angestrebte Fusion duerfte zur Versoehnung beigetragen haben. General Motors will die DV-Service- Tochter verkaufen (siehe CW Nr. 20 vom 20. Mai 1994, Seite 6), ein offener Rechtstreit mit dieser Publizitaet wuerde dabei zweifellos negativ zu Buche schlagen.

EDS selbst hat derzeit Groesseres im Sinne, als sich mit lizenzrechtliche Streitigkeiten aufzuhalten. Logistische Huerden muessen genommen werden, ehe die Fusion mit dem US-Carrier gelingen und das geplante 20-Milliarden-Dollar-Unternehmen, das etwa 120000 Mitarbeiter beschaeftigen duerfte, entstehen kann. Insider gehen davon aus, dass nahezu ein Jahr vergehen koennte, bis General Motors sich von EDS getrennt hat und die Fusion ueber die Buehne gegangen ist.