Statt Euphorie langsames Herantasten

EDI-Anwender halten sich beim Thema XML noch bedeckt

09.03.2001
MÜNCHEN (IDG) - XML als Standardformat für den Datenaustausch im E-Business ist zwar in aller Munde, doch mit der Einführung der Metasprache tun sich die meisten Unternehmen noch schwer. Besonders die Anwender großer EDI-Systeme verhalten sich zögerlich, wie der Kongress "EC Forum" in Orlando zeigte.

EDI-Experte Paul Wadley vom Spielzeughersteller Hasbro Inc. brachte die Stimmung auf einen Nenner: "Wir schauen uns XML genau an, wissen aber noch nicht, wie sich diese Technik auf unsere Geschäftsprozesse auswirken wird." Traditionsunternehmen hätten viele Erfahrungen zur Kommunikation von Logistikketten gesammelt, weshalb die Vorteile von XML auf den ersten Blick nicht ersichtlich seien.

Viel zu viele Varianten

Ähnlich äußerte sich auch Amy Hedrick von AMR Research auf der Veranstaltung: "Anwender werden nicht 15 Jahre EDI-Entwicklung über Bord werfen, um auf ein XML-basiertes Verfahren zu setzen, das, statt einem breit akzeptierten Standard zu folgen, derzeit in über 100 Varianten vorliegt."

Dies scheint insbesondere für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie zu gelten, die nach wie vor auf EDI-Transaktionen setzt, so die bei Pepsico Inc. für E-Commerce zuständige System-Managerin Chris Maxwell: "Derzeit sieht es nicht danach aus, dass XML eine brauchbare Lösung für unsere Produktionsumgebung bieten wird." Maxwell kann sich allenfalls eine schleichende XML-Integration im Handelsnetz ihres Unternehmens vorstellen, etwa in Form kleinerer Anwendungen, die eine Return-on-Investment-Analyse erlauben.

Derartige Aussagen dürften dem Gastgeber, der General-Electric-Division Global Exchange Services (GXS), ein Dorn im Auge gewesen sein. Seit vergangenem Jahr arbeitet der Dienstleister kräftig an seinem Image-Wandel vom EDI-Partner für 100 000 Unternehmen zum Spezialisten für XML-basierte E-Business-Marktplätze.

Dennoch verschließt man auch bei GXS nicht die Augen vor der Realität. So rechnet Chief Executiver Officer Harvey Seegers damit, dass der Wechsel zu XML auch künftig nur sehr langsam vonstatten geht. Lediglich ein Prozent der von GXS im vergangenen Jahr unterstützten Transaktionen, so seine Annahme, sollen über den Browser via XML erfolgt sein. Seegers resümiert:"Wir können die Migration anbieten, aber die meisten Anwender sind noch nicht so weit."

Dennoch warnen die Experten Anwender davor, die Augen vor diesem Thema zu verschließen. Anerkennung fand auf dem Kongress daher die Strategie von Phillip Morris, wo E-Business-Entwickler Larry Martin jetzt der Frage nachgeht, wie sich die neue Technik auf eine Interaktion zwischen den hauseigenen Backend-Systemen und denen der Zulieferer auswirken könnte.