Auktionshaus reagiert auf Druck der Industrie

Ebay sucht nach illegalen Kopien

09.03.2001
MÜNCHEN (wh) - Das Online-Auktionshaus Ebay hat damit begonnen, seine Website nach Artikeln zu durchforsten, deren Verkauf einen Urheberrechtsverstoß darstellen könnte. Hintergrund ist die wachsende Kritik aus der Softwareindustrie sowie von Film- und Musikproduzenten, das Unternehmen gehe nicht energisch genug gegen illegal kopierte Software vor.

Schon seit Dezember 2000 entfernt Ebay eigenen Angaben zufolge jeden Tag etwa ein Dutzend Produkte von seiner Website, die Urheberrechte Dritter verletzen. Dazu zählen Software, Filme, Musik und weitere Inhalte.

In der Vergangenheit hatte sich der Internet-Versteigerer stets geweigert, die auf der Auktions-Site angebotenen Produkte zu prüfen; die Verantwortlichen befürchteten, für Betrug oder illegale Verkäufe haften zu müssen. Mächtige Industrieverbände wie die Business Software Alliance (BSA), aber auch einzelne Softwareanbieter - allen voran Microsoft - und Unternehmen aus der Musik- und der Filmindustrie verstärkten daraufhin ihre Kritik an den ihrer Meinung nach zu laxen Kontrollen. Nun hat der Marktführer bei Online-Auktionen seine Strategie geändert.

Wie ernst das Ebay-Management die Kritik aus der Industrie nimmt, belegt der Umfang des Verified-Rights-Ownership-Programms, das illegale Transaktionen künftig eindämmen soll. 15 Vollzeitkräfte soll Ebay dafür abgestellt haben, berichtet das "Wall Street Journal", zwei Anwälte beschäftigten sich ausschließlich mit der Veräußerung von Software auf der Online-Handelsplattform. Nach Angaben von Maike Fuest aus der Presseabteilung der Ebay GmbH in Dreilinden wird auch die deutsche Website von Ebay (www.ebay.de) regelmäßig auf illegale Inhalte überprüft: "Es gibt auch bei uns ein Team, das Sicherheitsmaßnahmen durchführt und die Seiten durchsucht, allerdings nicht in der gleichen Form wie in den USA angekündigt."

Glaubt man Berichten der Industrieverbände BSA und Software and Information Industry Association (SIIA), so sind mehr als 90 Prozent der in den USA über Online-Auktionen abgesetzten Programme entweder illegal kopiert, oder sie verletzen auf andere Weise die Lizenzbedingungen, unter denen sie ursprünglich verkauft wurden. Die BSA habe die Zahlen ursprünglich nur für den nordamerikanischen Raum erhoben, erklärte Georg Herrnleben, Regional Manager der BSA für Zentraleuropa, gegenüber der CW. Nach einer weiteren Untersuchung in Westeuropa sei man auf identische Werte gekommen. Diese gälten auch für den deutschen Markt.

Zumindest in der US-amerikanischen Ebay-Zentrale bezweifelt man diese Zahlen. Täglich gingen etwa 150 einschlägige Beschwerden aus der Industrie ein, so ein Rechtsvertreter gegenüber dem "Wall Street Journal". In der Regel seien aber über 30000 Softwareartikel gelistet. Die Angaben der Industrieverbände stimmten demnach nicht mit den tatsächlich gemeldeten Gesetzesverstößen überein.

BSA: Piraterie nimmt zu

Laut dem Industrieverband Business Software Alliance (BSA) gingen im Jahr 2000 in Deutschland 1821 Hinweise auf Softwarepiraterie ein. Dies entspricht einer Steigerung um 77 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der größte Teil habe sich auf Quellen im Internet bezogen. Aus den gemeldeten Fällen resultierten Schadensersatzforderungen in Höhe von 2,7 Millionen Mark.

Insgesamt 1318 Hinweise auf Piraterie im Web und 186 auf illegale Händlergeschäfte verdeutlichen dem Bericht zufolge "die gestiegene Sensibilität der Anwender".

Etliche verunsicherte Verbraucher hätten sich bei der BSA gemeldet, die beim Online-Shopping nach Erhalt der Ware feststellen mussten, dass sie ihr Geld "für nachgebrannte oder billig gefälschte Software" ausgegeben hatten.

1999 betraf nur knapp ein Viertel der Hinweise die Internet-Piraterie, so der Verband. Diese rücke immer stärker in den Vordergrund der BSA-Ermittlungen, denn offensichtlich werde Software vermehrt über die scheinbar rechtsfreie Zone Internet verkauft.