Größere Projekte möglicherweise gefährdet

Eastman schließt deutsche Dependance

21.05.1999
MÜNCHEN (ue) - Der Dokumenten-Management-Spezialist Eastman Software Inc. wird voraussichtlich im Juni seine für Deutschland und Österreich zuständige Niederlassung in Ratingen schließen. Partner der Kodak-Tochter befürchten nun, daß vor allem das Großkundengeschäft darunter leiden könnte.

Begonnen hatte der Rückzug kurz vor der CeBIT, als Eastman die Schweizer Niederlassung in Zürich auflöste. Das "Wall Street Journal" spekulierte seinerzeit, daß die Konzernmutter, die Stuttgarter Kodak AG, mit dem Softwaregeschäft insgesamt nicht zufrieden sei. Nun sickerte trotz restriktiver Nachrichtenpolitik des Eastman-Headquarters in Rochester, New York, durch, daß auch die Ratinger Geschäftsstelle aufgelöst wird und damit die bisherige Betreuung des gesamten deutschsprachigen Raums. Das sei Teil einer einer weltweiten Restrukturierung des Unternehmens, bestätigt inzwischen Stefan Bülow, der hiesige Country Manager. Ein Rückzug aus Deutschland und Österreich sei damit jedoch nicht verbunden. Dies unterstreicht auch Jan Thorell, der übergeordnet die skandinavischen und deutschen Eastman-Geschicke von Schweden aus lenkt.

Für den ausschließlich indirekt abgewickelten Vertrieb kommt die technische Unterstützung der mittlerweile knapp 40 Partner wie bisher aus dem zentraleuropäischen Support-Center in Paris. Ansonsten werde zunächst Schweden als Anlaufstelle zur Verfügung stehen.

Gerade diese Aussicht stimmt große Microsoft-Solution-Pro- vider und Eastman-Partner eher skeptisch. So gibt Reinhold Fahrnschon von der Frankfurter EDC Business Computing GmbH zu bedenken, daß Eastman-Projekte mittlerweile ganze Hausumstellungen mit bis zu 1000 Clients zur Folge haben.

Bei solchen Umfängen würden Anwender nicht mehr nur auf die vergleichsweise kleinen Partner vertrauen. Gerade bei Großkunden sei es notwendig, daß die Präsenz eines Eastman-Vertreters die Investitionssicherheit unterstreicht. Auch Jan-Peter Rudolf von rkk Informationssysteme aus Hamburg betont die Bedeutung deutscher Eastman-Vertriebler in der Pre-Sales-Phase. Hinzu komme, daß man für Eastman-Produkte in die Ausbildung eigener Mitarbeiter investiert habe und deshalb auf klare Strategieaussagen des Herstellers dränge. Dies gilt vor allem für die vertraglich zugesicherte Vertriebs- und Marketing-Unterstützung. Die Partner fragen sich im Interesse ihrer Kunden, wie Eastman diesen Verpflichtungen von Schweden aus nachkommen will.

Ein weiteres durchschlagendes Argument für die Produktauswahl der Anwender war nicht zuletzt auch die Finanzkraft der hinter allen Verträgen stehenden Kodak AG. Doch in Stuttgart verweist man lediglich auf Thorell, der die hiesigen Vertriebsaktivitäten neu ordnen wird. Dem Ratinger Chef Bülow zufolge werden in der kommenden Woche die Verhandlungen über die künftigen Strukturen beginnen. Er könne sich vorstellen, daß "eine Kopfstelle" in Deutschland eingerichtet wird, sicher sei aber noch nichts.