Kino mit Zusatznutzen

DVD-Player werden erwachsen

19.10.2001
MÜNCHEN (CW) - Der Markt für DVD-Laufwerke ist einer der am schnellsten wachsenden Bereiche der Konsumerelektronik. Die Gründe: In der Bild- und Soundqualität können traditionelle Videorekorder nicht mithalten, und DVD-Player sind "intelligenter".

Die Hollywood-Studios statten die Scheiben mit Möglichkeiten aus, die zu ungewohnten Filmerlebnissen verhelfen. Auch die Hersteller von DVD-Laufwerken arbeiten an neuen Applikationen.

Wer sich zum Filmregisseur berufen fühlt, kann nun auch schon mal selbst in die Handlung eingreifen. So bei der DVD-Version von "Die Hard" mit Bruce Willis, die neben den DVD-typischen Extras wie den "Directors Cut" die Möglichkeit bietet, einige Szenen digital zu "bearbeiten". Der Betrachter des Films kann sich Handlungsalternativen anschauen und Betrachtungswinkel aussuchen, diese wieder zusammensetzen und dann mit dem Original vergleichen.

Ein weiteres Beispiel liefert die DVD-Serie "infinifilm" der AOL-Time-Warner-Tochter New Line Cinema. Ein Film aus dieser Reihe ist "Thirteen Days". Im Stil eines Politthrillers wird die Geschichte der Kuba-Krise im Oktober 1962 aus dem inneren Führungskreis des Weißen Hauses erzählt. Direkt aus dem Film heraus kann der Zuschauer Hintergrundmaterial abrufen, zum Beispiel eine umfangreiche historische Dokumentation, die extra für diese DVD angefertigt wurde. Sie beinhaltet Hintergründe, Originalaufnahmen sowie -töne von Zeitzeugen und historischen Personen wie John F. Kennedy. In regelmäßigen Abständen taucht dabei am unteren Bildschirmrand ein Menü auf und lädt den Betrachter ein, den Film zu unterbrechen und die gerade passenden Informationen abzurufen.

Wer den Film zum ersten Mal sieht, wird diese Funktion kaum nutzen, denn die Dramatik geht bei den Stopps natürlich verloren. Mehrfach-Seher werden den Zusatznutzen jedoch schätzen.

Verschiedene Formate lesbarNeue Hardware und Software treiben die Entwicklung weiter voran. So können die Player beispielsweise inzwischen verschiedene Formate von Audio- und Videoscheiben lesen. Sie geben nicht nur DVDs und Audio-CDs wieder, sondern auch selbst bespielte CDs mit MP3-Files, die man sich aus dem Internet geladen und auf Scheibe gebrannt hat.

Noch einen Schritt weiter geht das amerikanische Unternehmen Vialta mit seinem "ViDVD". Er spielt Videos, Foto-CDs, MP3- und Karaoke-Scheiben und enthält ein integriertes Modem, E-Mail-Software sowie einen Web-Browser. Der Player ist bislang nur in den USA zum Preis von knapp 300 Dollar erhältlich.

Mit dem DVD-Player soll man auch selbstgemachte Fotos auf dem heimischen Fernseher betrachten können. Kodak arbeitet daran zusammen mit Chipherstellern wie LSI Logic und Zoran. Ende des Jahres werden Foto-CD-kompatible DVD-Geräte erwartet.

Verschlüsselte DVDsAuch ohne Umweg über die Scheibe sollen sich künftig Fotos von Digitalkameras betrachten oder MP3-Titel spielen lassen - wenn die Player Speicherkarten direkt auslesen können.

Ein weiteres Thema für die Hersteller ist die Internet-Anbindung, die dann den Download von weiterem Zusatzmaterial oder überarbeiteten Videoclips und das Verschicken von Fotoalben erlauben soll. Ebenso denkbar: DVDs mit verschlüsseltem Inhalt, der sich online und gegen einen gewissen Obolus freischalten lässt.

Der Chiphersteller Zoran arbeitet eigenen Angaben zufolge an Prozessoren für DVD-Player mit eigener Browser-Software. Das Unternehmen gab allerdings zu, dass die Killerapplikation, die der Web-Anbindung zum Durchbruch verhelfen werde, noch fehle.