DV-Manager bleiben lieber im Lande:Auslandseinsatz verliert an Attraktivität

10.05.1985

MÜNCHEN (lo) - Auch DV-Führungskräfte sollten einen Wechsel ins Ausland genau abwägen: Um das Dreizehnfache übersteigen Angebote für das Inland diejenigen für das Ausland, stellte die Frankfurter Allgemeine Zeitung fest. Zudem gibt es für die aufkommende Auslandsmüdigkeit der Topkräfte handfeste Gründe.

Von 1983 auf das zweite Quartal 1984 ging der Anteil der Auslandspositionen von 7,7 Prozent auf 5,9 Prozent zurück, meldet die FAZ. Als Schwerpunkte der Suche nach Fach- und Führungskräften außerhalb der Bundesrepublik ständen Fertigung und Produktion sowie Planung und Projektierung im Vordergrund.

Gleichzeitig mit den vergleichsweise begrenzten Arbeitsmöglichkeiten im Ausland nahm die Wechselwilligkeit von Entscheidern ab. Private Gründe wie etwa die Lebensqualität spielen dabei eine nicht untergeordnete Rolle. Kritisch erwogen werde laut FAZ besonders der Grenznutzen. Denn auch deutlich höhere Einkommen in einer neuen Position bedeuteten in aller Regel kaum eine Erhöhung der Nettobezüge. Hinzu komme das Risiko jedes Stellenwechsel: Reintegration sowie Karrierenachteile zählen hierzu.

Gegen die Entscheidung, im Ausland tätig zu werden, sprechen gerade auch unternehmensinterne Gesichtspunkte. Bei der Rückkehr ins Stammhaus besteht die Gefahr, daß die Ausgangsposition besetzt ist. Obwohl sich der Mitarbeiter neue Erfahrungen und damit eine gestiegene Qualifikation erwerben konnte hat sich im Stammhaus möglicherweise ein Wandel vollzogen, bei in dem der Rückkehrer nicht berücksichtigt wurde. Auf der anderen Seite können sich leicht Lücken im Fachwissen des "Ausländers" ergeben. Häufig stehen der großzügigere Handlungs- sowie Kompetenzspielraum bei Auslandstochtergesellschaften in empfindlichem Kontrast zum Inland. Oft erwarteten den Heimkehrer ein weniger großzügiger Lebensstil sowie ein vermindertes Einkommen.

Wie schwer es einer Führungskraft fallen kann, wieder im heimischen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, belegen laut FAZ übereinstimmend die Erfahrungen von Personalberatern und Personalchefs. Drei gängige Vorurteile gelte es dabei zu überwinden. Kräfte, die in Entwicklungs- oder Schwellenländern gearbeitet hätten, hörten häufig: "Der war drei Jahre bei den "Negern"; was hier läuft, weiß der nicht mehr". Rückkehrer aus Amerika würden mit dem Gegenteil konfrontiert: "Die sind dort schon viel weiter als wir - außerdem lassen sich diese Organisationsformen hier nicht verwirklichen". Für alle gelte: "Den Entscheidungs- und Einkommensrahmen können wir nicht bieten".

Eindeutige Abmachungen sichern Reintegration

Die Frankfurter Tageszeitung sieht als Problemlösung klare Arbeitsverträge. Neben den Einsatzbedingungen sollten sie auch die Rückkehr zu einem genau festgelegten Zeitpunkt in eine ebenfalls festgelegte Position sichern.

Die Unternehmen wiederum sollten auf Kräfte zurückgreifen, die bereits langjährig außerhalb der Bundesrepublik tätig waren und keine Rückkehr wünschten. Auch bestände die Möglichkeit, ältere Mitarbeiter einzusetzen, die in diesem Schritt die "Krönung ihrer beruflichen Laufbahn" sähen und den Wunsch hätten, sich im Ausland zur Ruhe zu setzen. Für sie erweisen sich besonders Schwellen- und Entwicklungsländer als vorteilhaft: Der Senior in der Führung werde dort eher akzeptiert als der jüngere Kollege.