Externes DV-Spezialwissen ist gefragt, aber:

DV-Chef muß Experten auf die Finger schauen

11.03.1988

DV-Experten mit Spezialwissen ins Unternehmen zu holen, ist häufig notwendig und kommt immer teuer. Für den DV-Chef bedeutet es in jedem Fall ein großes Risiko: Zu leicht kann er in seiner Wahl danebenliegen. John Barnes, Manager bei ADG, einer High-Tech-Organisation im kalifornischen San Pedro, gab in der COMPUTERWORLD amerikanischen DV-Verantwortlichen Tips, wie sie dem Externen auf den Zahn fühlen und sich gleichzeitig vor einer Blamage bewahren können.

Wir geben es zwar ungern zu, aber im Berufsleben sind wir mehr oder weniger alle ersetzbar. Manchmal jedoch benötigt ein Unternehmen einen Fachmann, der aufgrund seiner ganz speziellen Kenntnisse schwer aufzutreiben und entsprechend teuer ist. Für den DV-Manager oder auch Projektleiter ist mit Beginn der Suche nach diesem "Wunder"-Experten auch der Ärger vorprogrammiert. Hat man ihn nämlich endlich gefunden, muß der Neuling zunächst einmal an die Hand genommen und durch die völlig fremde Betriebslandschaft geführt werden. Gleichzeitig darf natürlich das eigene Tagesgeschäft nicht darunter leiden. Diese Anfangsphase wird dem DV-Chef sicher viel Nerven kosten. Um nun erkennen zu können, was Sie sich eingehandelt haben, sollten ein paar Regeln beachtet werden: Werden Sie mißtrauisch, wenn Ihr Berater die meiste Zeit damit verbringt, seine Aktivitäten zu erklären. Werden Sie auch dann mißtrauisch, wenn Ihre eigenen Mitarbeiter ihm Löcher in den Bauch fragen, um auf diese Weise außerplanmäßige Fortbildung zu erhalten. Schließlich bezahlen Sie ihn dafür, daß er sein Know-how anwendet - als Dozent wurde er nicht angeheuert.

Vielleicht müßte in dem Projekt, für das der Fachmann eingestellt wurde, Personal aufgesteckt werden und Sie entdecken, wie er gerade dabei ist, Ihr eigenes Personal für sein Vorhaben abzuziehen. Dies sollte Ihnen auf jeden Fall zu denken geben.

Als gutes Zeichen kann man es auch nicht gerade betrachten, wenn der Experte seiner Sache nicht sicher ist und sich deshalb vor Ihnen und Kollegen großartig in Szene setzt. Lassen Sie ihn daraufhin die Zügel spüren, sofort wird er sich neue Erläuterungen überlegen, wie er Sie loswerden kann.

Einen guten Griff haben Sie indes getan, wenn Ihr "Mann" auf normalem Weg überprüft, ob das, was er tut, auch für Sie wichtig ist. Ihr Idealexperte nimmt nämlich nur Angebote an, die er auch wirklich bearbeiten kann. Ein gewitzter Alleskönner behauptet das zwar auch, streicht aber lieber Ihr Geld ein und verschwindet, bevor Sie überhaupt bemerken, ob er Ihnen etwas gebracht hat - oder nicht.

Achten Sie auch darauf, ob Ihre Techniker und Ingenieure den Fachmann akzeptieren. Sie nämlich werden ihm zunächst einmal skeptisch gegenübertreten - nur durch gute Arbeit lassen sich diese Mitarbeiter später überzeugen.

Für den Berater spricht indes, wenn er Personen kontaktiert, die Sie bisher nicht ins Kalkül gezogen haben. Hier ist es möglich, daß sein geheimnisvolles Know-how wahre "Meteoriteneinschläge" hervorruft, die Sie zwar nicht geahnt, aber immer erhofft hatten.

Ein untrügliches Zeichen für einen nicht sehr effizienten Berater ist indes, wenn er sich zu intensiv mit internen Gerüchten und Firmenpolitik beschäftigt. Er sollte sich vor allem auf sein Aufgabengebiet konzentrieren - wahrscheinlich hat er das Unternehmen sowieso bereits wieder verlassen, bevor sich das Gerücht in Wohlgefallen auflöst.

Glücklich in Ihrer Wahl können Sie sich allerdings schätzen, wenn der Externe Ihre Mitarbeiter frühzeitig in das Projekt einweist: nämlich bevor es für ihn beendet ist. Je eher er dies tut, desto reibungsloser werden Sie und Ihre Leute wieder zum Alltag ohne "ihn" zurückkehren können. Und dafür wurde er doch bezahlt - oder nicht?